Im Nachhinein können die Beamten der Sulzbach-Rosenberger Polizei über diesen tierisch wilden Einsatz sicherlich schmunzeln. Doch währenddessen sind sie wohl ganz schön ins Schwitzen gekommen. Auf Trab gehalten hat sie ein wild gewordener Rehbock, der sich in den Morgenstunden am Dienstag, 2. Mai, mitten ins Stadtgebiet verlaufen hatte. Das Tier war laut Polizeihauptkommissar Achim Kuchenbecker um 6.36 Uhr in der St.-Georg-Straße einem Autofahrer vor den Kühlergrill gesprungen. Der Mann, der nur mit Mühe und Not einen Zusammenstoß habe verhindern können, informierte daraufhin die Polizei. Das Tier sei währenddessen "ganz aufgeregt zwischen den Hofeinfahrten herumgesprungen".
Die Sulzbach-Rosenberger Inspektion schickte sofort eine Streife in die St.-Georg-Straße, um nach dem Rechten zu sehen. Erst nach längerer Suche und "einer weiteren Mitteilung" hätten die Beamten "einen verängstigten Rehbock auf einem Anwesen" in der genannten Straße entdeckt. Aufgefallen sei das Tier vor allem deshalb, weil es "lauthals bellte", wie Kuchenbecker schreibt. Als Bellen werden Rehschreie nämlich auch betitelt.
Widerstand gegen Polizeibeamte
Den Beamten sei schnell klar geworden, dass der Rehbock von selbst sicher nicht mehr aus dem Wohngebiet heraus in den Wald finden würde und in seinem Zustand auch eine Gefahr für den einsetzenden Berufsverkehr darstellte. Kuchenbecker schreibt dazu ironisch: "Der Rehbock musste in Gewahrsam genommen werden, und da er den 'Anweisungen' nicht folge leistete, musste unmittelbarer Zwang zum Wohl des Tieres angewendet werden."
Der junge Rehbock hatte sich mittlerweile zwischen einer Gartenhütte und der Gartenmauer verfangen und steckte – zum Glück für die Beamten – fest. "So konnte der 'Hausfriedensbrecher' die Polizisten nicht auf sein kleines Gehörn nehmen und ließ sich nahezu widerstandslos, aber unter lautstarkem Protest, in Gewahrsam nehmen. Nun kam ein mitgebrachtes Seil der Polizei zum Einsatz, dem Rehbock wurden sozusagen damit Fußfesseln angelegt."
"Lautes Geschrei"
Der tierische Delinquent habe dies "mit weiterem lauten Schreckgeschrei" quittiert, sich schließlich aber doch beruhigt, als er in ein Polizeiauto verfrachtet wurde. Laut Kuchenbecker handelte es sich dabei um einen "zur Aussonderung anstehenden Streifenwagen", in dem wohl nicht mehr allzu viel verschmutzt oder beschädigt werden konnte. Neben dem Rehbock habe "ein wachsamer Polizeibeamter" Platz genommen, und dann ging die Fahrt los. "Mit Blaulicht durfte der Rehbock bei der Polizei bis zu einem nahegelegenen Waldstück mitfahren und erlebte, wovon viele Träumen, eine echte Einsatzfahrt."
Dort haben die Sulzbach-Rosenberger Polizisten das Tier wieder in die Freiheit entlassen. "Sichtlich erleichtert" sei es davongesprungen. Für den Privat-Transport auf Staatskosten zurück in den Wald zeigte sich der Bock jedoch nicht erkenntlich, heißt es im Bericht. Das Tier sei nämlich davongelaufen, ohne sich "bei den Kollegen zu bedanken. Wer sich zuletzt wohl vor wem mehr erschrocken hat, ließ sich nicht mehr klären." Den beiden Polizisten blieb als Erinnerung an diesen "nicht alltäglichen Einsatz nur ihre verdreckte Dienstkleidung" übrig. Die Polizei, so Kuchenbecker zum Abschluss, habe bewiesen, dass der Leitspruch "Dein Freund und Helfer" natürlich auch bei Tieren gelte.













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