Sulzbach-Rosenberg
07.07.2022 - 10:53 Uhr

Rohrwerk Maxhütte soll als wirtschaftliches Schwergewicht erhalten bleiben

Die Tinte unter den Verträgen ist trocken: Die britische Mertex-Gruppe übernimmt das Rohrwerk Maxhütte. Nach Reaktionen darauf und den nächsten Schritten erkundigt sich der bayerische Finanzminister Albert Füracker an Ort und Stelle.

Der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker kam zu einem Unternehmensrundgang und Gesprächen mit Geschäftsführung und Betriebsrat im Rohrwerk Maxhütte nach Sulzbach-Rosenberg. „Die Rettung der Maxhütte ist eine sehr gute Nachricht für die Beschäftigten und deren Familien. Qualifizierte und sichere Arbeitsplätze sind ein entscheidender Faktor, damit Menschen in ihrer Heimat bleiben können“, erklärte der Minister.

Der Einstieg der britischen Mertex-Gruppe in das Unternehmen zeige: "Bayern ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort – gerade auch im ländlichen Raum." Er zeigte sich beeindruckt von der Substanz des Betriebs sowie der Mitarbeitermotivation. "Hier herrscht wieder Aufbruchsstimmung. Ein gutes Signal für eine erfolgreiche Zukunft."

Hoffnungen in neuen Eigentümer

Um den Fortbestand der Maxhütte als wirtschaftliches Schwergewicht in der Region wurde schwer gerungen. Die Staatsregierung, so Füracker, habe den Prozess unterstützt und stand bis zuletzt vermittelnd zur Seite. Der Neustart falle allerdings in eine Zeit großer Herausforderungen von regionalem und globalem Ausmaß: EU-Klimapolitik mit spürbaren Auswirkungen auf Wirtschaft und Industrie, Coronapandemie und Ukrainekrieg mit anhaltenden Folgen für Rohstoffe, Lieferketten und Logistik, Zinsanstieg und Inflation.

"Mit der Übernahme ist der Grundstein für einen erfolgreichen Weiterbetrieb der Maxhütte gelegt. Nun ist ein tragfähiges Konzept mit Weitsicht und Visionen zukunftsentscheidend." Hoffnung setzte Albert Füracker jetzt in den neuen Eigentümer, dringende Investitionen zu ermöglichen. Großes Lob galt Sachwalter Harald Schwartz für seinen Einsatz um das Rohrwerk bei der Insolvenzbewältigung.

"Erheblicher Investitionsstau"

Geschäftsführer Dr. Thomas Forster stellte den neuen Eigentümer Mertex als Metallhändler mit Schwerpunkt auf Rohren für Ölplattformen und dergleichen vor. Es gelte, einen "Riesenbedarf" zu decken, der die Auslastung sichern könne. Die Verträge lägen inzwischen unterschriftsreif vor. Forster blickte zurück auf die Insolvenz in Eigenverantwortung: "Das Insolvenzgeld ist vollkommen für Energiekosten draufgegangen, sonst stünden wir heute anders da."

Er diagnostizierte beim Rohrwerk einen erheblichen Investitionsstau - im Prinzip habe das Werk fast 20 Jahre lang keine Fortführungsperspektive gehabt: "Diese Weichen wurden nicht gestellt." Wichtige Anfangsinvestitionen würden sich aber bald auszahlen. Jetzt, als alleinstehendes Unternehmen, gelte es, vier Gebiete abzuarbeiten: Umsatzsteigerung, Vertrauen der Kunden gewinnen, Energieversorgung und -preise optimieren und geeignete Lieferanten für das Vormaterial zu finden. Er betrachtete es als kleines Wunder, dass in der aktuellen Krisenzeit der Verkauf eines solchen Werkes in einer energieintensiven Branche gelungen sei.

"Leute stehen unbedingt für ihr Rohrwerk ein

Betriebsratsvorsitzender Karl-Heinz König schilderte die Stimmung in der Belegschaft als inzwischen wieder positiv. "Unser Plus ist, dass die Leute unbedingt für ihr Rohrwerk einstehen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung ist sehr gut." Auch Udo Fechtner von der IG Metall Amberg betonte die Geschlossenheit, mit der die 420-köpfige Belegschaft hinter ihrem Werk stehe und das Fachwissen sichere. Auch das angestrebte "grüne Rohrwerk" wolle man dem neuen Eigentümer bald vorstellen.

Albert Füracker gab am Ende die Richtung vor: Es gelte jetzt, den dringendsten Investitionsbedarf zu ermitteln und dann die einzelnen Fördermöglichkeiten auszuloten. Dafür bedürfe es der Hilfe des Wirtschaftsministeriums. Die Staatsregierung werde die Entwicklungen auf jeden Fall weiter eng begleiten - "der Traditionsbetrieb soll noch lange als wirtschaftliches Schwergewicht in unserer Heimat Oberpfalz aktiv sein".

Freibier und Leberkäs' zum Einstand

Als nächstes geplant ist eine große Betriebsversammlung im Rohrwerk, bei der sich auch der neue Eigentümer vorstellen wird. Dann soll es, dem Anlass entsprechend, Freibier und Leberkässemmeln geben. Wenigstens diese Finanzierung steht offensichtlich bereits.

OnetzPlus
Sulzbach-Rosenberg04.07.2022
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.