Schüler schreiben Geschichte

Sulzbach-Rosenberg
14.05.2019 - 19:38 Uhr

Im Seidel-Saal in Sulzbach-Rosenberg dreht sich alles um das Thema Schreiben, Literatur und Kreativität. Zu einer Instagram-Poetin, einer Jugendbuchpreisträgerin und anderen Jung-Profis gesellen sich interessierte Nachwuchsschreiber.

Von Sarah Bayerschmidt, Florian Sollner und Philipp Kessler

Holzdielen knarren, der Geruch von alten Büchern liegt in der Luft. Regentropfen prasseln an die Fenster. Alte Falzmaschinen erinnern im Seidel-Saal noch an eine andere Zeit. Gedruckt wird dort schon lange nicht mehr. Dafür haben Kulturveranstaltungen Einzug gehalten. Und auch die Schreibwerkstatt "Pub.Li.City".

Wer den Seidel-Saal betritt, dem wird schnell klar, dass es sich hier um einen historischen Ort handelt. Einer, der Platz für Kultur bietet. So auch für die Literaturwerkstatt "Pub.Li.City", die jungen Talenten eine Plattform zum Austauschen ihrer Texte bietet. Bei der ersten Veranstaltung können Schüler und Nachwuchsschriftsteller in fünf Gruppen aber auch an ihren Schreibfertigkeiten feilen.

Rund um Theaterpädagogik-Studentin Maria Wimmer laufen und hüpfen Schüler auf der Bühne - sie schreien, flüstern und sagen Zungenbrecher auf. Ziel ist es, an der Bühnenpräsenz zu arbeiten. "Wenn ihr euch dämlich vorkommt, macht ihr's richtig", erklärt Maria Wimmer ihren Workshop-Teilnehmern.

Bühnenpräsenz wie Profis

Es gehöre schon einiges dazu, sich auf die Bühne zu stellen und das Publikum regelrecht anzuschreien. Aber, so Wimmer, auch die Zuschauer in den hintersten Reihen sollten die selbst geschriebenen Texte verstehen: "Ihr braucht euch gar nicht blöd vorkommen, das machen die Profis auch so." Elisabeth Groh hat sich für diese Runde einiges vorgenommen: "Mein Ziel war es, lauter und selbstsicherer zu werden. Ich wollte mal sehen, wie ich mich auf der Bühne ausprobieren kann." Die 13-Jährige hat schon viele Texte verfasst. Sie will damit ihre Gefühle beschreiben und Menschen zum Nachdenken bringen.

Nebenan, im einstigen Wohnhaus des Druckers Johann Esaias von Seidel, erinnern nur noch einzelne Möbel an das Familienleben. Im Moment haben dort unzählige alte Bücher ein Zuhause gefunden. Sogar in Kinderbett und Spülbecken stapeln sich welche. Mittendrin sitzt die nächste Workshop-Gruppe. Ihr Thema: Social Media. Instagram-Poetin und Schülerin Magdalena Groh, alias "Fakemaggy", erklärt, was bei der Veröffentlichung von Texten in sozialen Medien zu beachten ist. Kristina Kurz ist eine der Workshop-Teilnehmerin. Die 13-Jährige interessiert sich für Geschichten und das Schreiben, verfasst auch selbst Texte. Deswegen holt sie sich Tipps von Magdalena, wie man sich als Autor bekanntmachen kann. Magdalena hat Erfahrung mit Self-Publishing. Ihren Gedichtband "Poetic Mind" hat sie ohne Verleger unter die Leute gebracht - mit Hilfe von Amazon.

Bei einer Gruppe, die Brunhilde Lommer leitet, sollen junge Schreiber ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Binnen fünf Minuten sollen sie einen Text verfassen, den sie dann vortragen. "Mir ist es zuerst schwer gefallen, ein Thema zu finden", erzählt Alina. Realschullehrerin Lommer gibt ihr einen kleinen Anstoß: Auf Alinas Stuhl ist eine Stickerei zu sehen. Eine Frau in einem altertümlichen, prunkvollen Kleid. Neben ihr ein weißer Hund. Also überlegt sich die 13-Jährige eine Handlung zu diesem Motiv. Die Wörter sprudeln nur so aus ihr heraus.

Jungautorin gibt Tipps

In der ehemaligen Küche lauschen die Jungen und Mädchen Nicole Allwang, Jugendbuchpreisträgerin 2018. Die Ehenfelderin erzählt, wie sie ihre Charaktere in ihrem Buch "Winter: Wenn Sommer, Frühling oder Herbst vollkommen unwichtig sind" gestaltet hat. Ein Jahr dauerte es, bis ihre Geschichte fertig war.

Ehenfeld bei Hirschau25.10.2018

Nicoles Tipp an die Nachwuchsschriftsteller: den Charaktern eine Persönlichkeit geben. "Manche der Figuren haben sogar eigene Lieblingslieder." Pia Hammer zeichnet eigentlich lieber, als dass sie schreibt. Trotzdem kann sie von Nicole Allwang einiges mitnehmen. "Ich habe gelernt, dass es gut ist, immer vorauszuplanen", erklärt die 16-Jährige.

Hintergrund:

„Pub.Li.City“ ist ein kostenloser Workshop für alle jungen Menschen, die gerne schreiben, zeichnen, an Poetry Slams teilnehmen oder einfach nur Interesse am kreativen Arbeiten haben. Der Name „Pub.Li.City“ ist Programm, stehen die Abkürzungen doch für publizieren, Lyrik und das Wort City – in diesem Fall für die Stadt Sulzbach-Rosenberg. Zudem ist dieser Workshop ein Teil des Engagements für das sogenannte Trafo-Projekt, bei dem es immerhin um 1,2 Millionen Euro Fördergelder geht.

Beim ersten Workshop-Tag entstand unter anderem der nebenstehende Artikel, verfasst von Florian (12), Philipp (beide WHR-Realschule) und Sarah (18, HCA-Gymnasium). Zur Seite standen ihnen zwei Volontäre von Oberpfalz-Medien, Anne-Sophie Vogl und Wolfgang Ruppert. In der Feedbackrunde durfte Kritik an den Vorträgen geübt werden. So konnte jeder seine Arbeit einordnen, vielleicht sich für das nächste Projekt eine neue Strategie überlegen. Insgesamt erhielt der Tag ein sehr positives Echo. „Pub.Li.City“ wird gefördert durch das Trafo-Programm. Nächster Workshop-Tag ist am Samstag, 15. Juni, von 9 bis 16 Uhr. Anmeldung unter brunilommer[at]t-online[dot]de.

 
 

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