Sulzbach-Rosenberg
21.11.2022 - 17:26 Uhr

Sea-Eye-Gründer spricht über seine Hilfsaktion

Junge Menschen hat Sea-Eye-Gründer Michael Buschheuer aus Regensburg bei einem Vortrag an der Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg dazu aufgerufen, sich für andere zu engagieren. Gerade in Krisenzeiten sei Gemeinschaftsgeist gefragt.

Vor insgesamt sechs Klassen aus der Berufsschule Sulzbach-Rosenberg hielt Michael Buschheuer, Gründer von Sea-Eye, einen Vortrag über Seenotrettung. Bild: bba
Vor insgesamt sechs Klassen aus der Berufsschule Sulzbach-Rosenberg hielt Michael Buschheuer, Gründer von Sea-Eye, einen Vortrag über Seenotrettung.

„Bin ich verantwortlich? Bin ich handlungsfähig?“ Diese Fragen stellte Michael Buschheuer dem Auditorium, als er im Rahmen von "Schule und Rassismus" an die Berufsschule gekommen war. Und gab die Antwort gleich selbst: „Handlungsfähig bin und bleibe ich auch dann, wenn ich nicht verantwortlich bin, ich muss mich nur trauen, die ersten Schritte zu gehen."

Buschheuer verhehlte nicht, dass die derzeitige gesellschaftliche Situation schwierig sei: Corona, Krieg, Energiekrise, Inflation. "Dennoch bieten diese Krisen auch große Chancen“, sagte der 45-jährige Handwerker und sprach von einem psychologischen Effekt. "Wenn sich ein Mensch mit Problemen beschäftigt und auseinandersetzt, werden diese automatisch kleiner."

Geringerer Wohlstand, wenig politische Stabilität und nur geringe Bildung nannte der Regensburger, der unter anderem die Seenotrettungsorganisation Sea-Eye und die Flüchtlingshilfe Space-Eye gegründet hat, als wichtige Faktoren bei der großen Migrationsbewegung von Süden nach Norden. "Die Staaten auf der Nordhalbkugel sind besser situiert."

"Warum hilft denn niemand?"

Seinen Zuhörern schilderte er die Fluchtrouten junger Menschen aus Afrika, die seit etwa zehn Jahren jährlich Tausende von Toten forderten. Für ihn sei die zentrale Frage gewesen, ob er handlungsfähig sei und etwas gegen diese schlimme Situation unternehmen könne. Über diese Handlungsoption kam Buschheuer zur Verantwortung, diese Seenotrettungsgesellschaften zu gründen, obwohl er für die Situation der Betroffenen nicht verantwortlich sei. "23 Länder grenzen ans Mittelmeer, warum hilft denn niemand?"

Sein Engagement verglich er mit einem Autounfall: Auch da helfe man, obwohl man nicht dafür verantwortlich sei. Buschheuer schilderte die Gründung von Sea-Eye mit den ersten humanitären Aktionen. Über drei Jahre lang leitete er diese Gruppierung. "Der Tod war bei den Einsätzen ein ständiger Begleiter, denn die Flüchtlinge litten an Hitze, Kälte, Erkrankungen oder an der Gefahr des Ertrinkens in einem Boot, das für die Insassen nichts anderes als eine Zeitbombe war", so der Referent. Fluchtbewegungen seien nicht selten politisch motiviert und gewollt.

Drei neue Projekte

Er schilderte anschaulich und eindrucksvoll Erfahrungen, Erlebnisse und auch Konfliktsituationen, wenn ganze Länder sich aufgrund der Flucht bedürftiger und armer Menschen bedroht fühlten. Buschheuer erwähnte auch neue Projekte: »Space-Eye Hellas" (Athen, Samos und Lesbos), Gesundheitsprojekt Space-Eye-Health und Nothilfe in der bosnischen Stadt Bihac.

Seine Zuhörer ermunterte er, sich zu trauen, einen Schritt nach vorne zu gehen und Dinge, Erfahrungen, Erlebnisse oder Situationen mit anzustoßen. "Ihr als junge Menschen seid die Zukunft unseres Planeten", sagte er zu den Jugendlichen. Das Engagement für einen anderen Menschen lohne sich immer. Habe eine Gesellschaft eigene Probleme, nehme sie sich gerne aus dem gemeinschaftlichen Engagement heraus, fuhr der Referent fort. Dabei seien aber die Notleidenden genau auf dieses Mittun angewiesen. Deshalb appellierte Michael Buschheuer an das Auditorium, gerade in Krisenmonaten näher zusammenzurücken: In schwierigen und schlechten Zeiten hilft vor allem Gemeinschaftsgeist."

 
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