Maria Boßle, Gründerin und Vorsitzende der Selbsthilfegruppe Chronischer Schmerz, hatte für das siebte Sulzbach-Rosenberger Schmerzforum hochkarätige Referenten gewinnen können: den Präsidenten der Deutschen Schmerzliga, Dr. Michael Überall, Ordensschwester Teresa Zukic und Professor Dr. Michael Boßle, Pflegewissenschaftler an der Technischen Hochschule Deggendorf.
Maria Boßle selbst sprach offen und ehrlich über ihre Erkrankung und übernahm mit ihrem Bruder Hermann Lahm die musikalische Unterhaltung. Sie dürfe in ihrem Leben Spuren hinterlassen, sagte sie. "Ich bin dankbar dafür, dass ich einen Sinn in meiner Erkrankung gefunden habe, dass ich die Kraft bekam und bekomme, vielen Leuten mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, dass ich das Talent habe, Menschen anzustupsen, zu führen und zusammenzuhalten“, erklärte sie.
Leben trotzdem schön
Sowohl CSU-Bundestagsabgeordnete Susanne Hierl als auch Landrat Richard Reisinger und Sulzbach-Rosenbergs stellvertretender Bürgermeister Günter Koller würdigten Boßles Engagement. Die Selbsthilfegruppe mit inzwischen 63 Mitgliedern zeige einen enormen Zusammenhalt. Durch Vorträge, Erfahrungsaustausch, Entspannungstraining, psychologischen Gesprächskreis, gemeinsame Aktivitäten und weitere Angebote lernten die Mitglieder, mit den Schmerzen zu leben, die Freuden des Lebens wieder zu entdecken und diese zu genießen. Trotz Schmerzen sei das Leben schön und lebenswert, betonte Hierl.
Auf die Sorgen und Nöte der Schmerzpatienten und die Versorgungssituation ging der Präsident der Deutschen Schmerzliga, Dr. Michael Überall, ein. Chronische Schmerzen seien "viel vermessen, häufig diskutiert und selten verstanden". Beschwerden von Schmerzpatienten würden oft nicht ernst genommen, den Betroffenen werde häufig nicht geglaubt. Haus- und Fachärzten fehle oft die nötige Zeit für Patienten mit chronischen Schmerzen. Außerdem vermisst Überall nach eigener Aussage eine "adäquate Honorierung für die Behandlung dieser Patienten".
In Deutschland gebe es derzeit etwa 608 Schmerztherapeuten, im Landkreis Amberg-Sulzbach für 103.277 Einwohner nur eine Schmerztherapeutin. „Man könnte die Chronifizierung der Schmerzen vermeiden und Millionen von Euro einsparen, wenn innerhalb von sechs bis acht Wochen die Schmerzen adäquat behandelt würden", so der Experte. Dazu wäre eine Behandlung im Netzwerk von Haus-, Facharzt, Schmerztherapeut, Schmerzpsychologe und Physiotherapeut nötig. Ein Schmerzpatient warte aber oft Monate auf einen Termin beim Facharzt.
Humorvolle Art
Schwester Teresa sprach über ihre Krebserkrankung und erheiterte mit ihrer humorvollen Art und ihren verrückten Ideen die Zuhörer. So erzählte sie, dass ihr letzter Wunsch vor der Krebsoperation ein Glas Champagner gewesen sei: "Wenn ich die OP nicht überlebe, dann war es der beste Schluck auf Erden." Nach Chemotherapie und Bestrahlung habe sie Bilder von sich mit Glatze veröffentlicht – um anderen Menschen Mut zu machen, zu ihrer Erkrankung zu stehen. Schwester Teresa ist, wie sie selbst über sich sagt, eine "verrückte Nonne". "Wir konnten und können viel von ihr lernen", sagte Maria Boßle. Zum Mittagessen hatte die Krankenhaus-Küche von St. Anna ein Gericht aus dem Kochbuch von Schwester Teresa gekocht. Den Kuchen zum Kaffee hatten Mitglieder der Selbsthilfegruppe gebacken.
Professor Dr. Michael Boßle hatte in seinem Vortrag mit "Humor, Kunst und Schmerz - die schöpferische Kraft entwickeln" betitelt und als Krimi-Genre gestaltet, wobei er dem Schmerz die Rolle des Täters zuwies und die Selbsthilfegruppe zum "Weißen Ring" erklärte.















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