Für die aus aller Welt angereisten Studenten bot das Sulzbach-Rosenberg International Music Festival (SRIMF) schon mal ein Vorgeschmack auf den Lebensrhythmus als Profi-Musiker. Sechs Vertreter der Sparte Gesang, fünf Violinisten und vier Pianisten nahmen die spezielle Festival-Herausforderung an und gestalteten im Rathaus-Saal ein rundum ansprechendes Konzertprogramm.
Der im Gegensatz zum studentischen Auftakt der Vorjahre bemerkenswert hohe Gesangsanteil tat das Seine zum Unterhaltungswert des Abends. Neben der intensiven Auseinandersetzung mit der Literatur trug wiederum das Bemühen um adäquate Körpersprache und belebten Ausdruck zum Erfolg der ausgewählten Arien bei.
Hoch im Kurs standen Mozart-Kostproben: So präsentierte sich Mezzosopranistin Gabryella Carelli, bereits im letzten Jahr Teilnehmerin der SRIMF-Meisterklasse mit Opern-Sängerin Christa Mayer, als „Cherubino“ aus „Die Hochzeit des Figaro“, Tenor Samson Chow traute sich trotz aller sprachlichen Hürden an den „Tamino“ aus der „Zauberflöte“. Mit dem unerlässlichen Schuss Pfiffigkeit versah Damien Bleus (Bass) seinen Leporello aus „Don Giovanni“.
Bariton Trinidad Agosto und Sopranistin Jillian Brackett hielten sich an Charles Gounods Goethe-Vertonung „Faust“, Lyanne Alvarado (Sopran) unternahm einen temperamentgeladenen Abstecher zu Guiseppe Verdis „Ein Maskenball“. Die Korrepetition oblag in allen Fällen SRIMF-Stammpianistin Antoniya Yordanova.
Bei den Violinisten Pei Wu Chen, Hsin-Yu Chang, Yung-Ning Chang und Yi-Chen Yang nahm SRIMF-Dozent Roderigo Robles de Medina am Flügel Platz, um die Begleitung zu Pablo de Sarasate, Wolfgang Amadeus Mozart, Guiseppe Tartini und Henryk Wieniawski überwiegend vom iPad statt vom Blatt zu spielen.
Ganz auf sich alleine gestellt, wagte sich dagegen Violinist Kwok Hin Lo an eine komplexe Fuge aus dem Bach'schen Sonaten-Schatz. Naturgemäß ebenfalls ohne Begleitschutz und auch ohne jede Notenstütze traten die Klavier-Solisten vors durchweg freundlich gesonnene Publikum. Hanson Xu legte gleich zu Beginn die Messlatte hoch mit Rachmaninows „Elegie“. Kein Problem für Qin Ling, der den schnellen, perlenden vierten „Moment musicaux“ des großen russischen Komponisten zum Besten gab.
Noch ohne erkennbare emotionale Regung, aber offenkundig problemlos schüttelte Alexander Licudine die knackigen Paganini-Variationen aus dem Ärmel, die der Komponist Robert Muczynski unter dem Titel „Desperate Measures“ versammelt hat. Bei Kollegin Vivian McDivit war nomen zugleich omen, ließ sie doch mit Claude Debussys „Feux d´artifice“ Flammen im Flügel züngeln, die sich gleich darauf in farbenprächtige Klang-Raketen verwandelten.
Am Ende der studentischen SRIMF-Feuertaufe hatten die Oberpfälzer Klassikfreunde manche musikalische Preziose neu oder wiederentdeckt und obendrein auch schon mal einen exklusiven Blick auf den einen oder anderen Star von morgen geworfen.
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