Sulzbach-Rosenberg
08.03.2020 - 17:38 Uhr

Sterben poetisch bis komisch

Tod, Sterben, Abschied nehmen – kann man davon singen? Annett Kuhr kann das, denn sie erzählt dabei gleichzeitig vom Leben. Im Capitol und mit Liedern, die unter die Haut gehen.

Eine Frau, ihre Gitarre und eine wunderbare Stimme: Annett Kuhr sang auf Einladung des Amberger Hospizvereins im Capitol vom Leben und Sterben. Bild: hka
Eine Frau, ihre Gitarre und eine wunderbare Stimme: Annett Kuhr sang auf Einladung des Amberger Hospizvereins im Capitol vom Leben und Sterben.

Für den veranstaltenden Hospizverein Amberg gehören diese Themen zur alltäglichen Arbeit. Die rund fünfzig Besucher des Abends im Capitol aber waren sichtlich bewegt von den "Liedern vom Tod und Leben" der Sängerin und Liedermacherin Annett Kuhr. "Wenn ich mal tot bin, mach ich, was ich will", der Text aus einem ihrer Lieder und Thema des Chansonprogramms zeichnete das Sterben aber auch poetisch bis komisch auf.

Mehrfach ausgezeichnet

Annett Kuhr ist 1964 in Singen geboren, spielt Klavier und Gitarre, arbeitete unter anderem als Musiktherapeutin. Ein Autounfall, den sie unverletzt überstand, gab ihrem Leben eine Wende und den Auftrag: Lieder schreiben und auftreten. Ab 2002 gibt sie regionale und überregionale Konzerte, wird bei Wettbewerben mehrfach ausgezeichnet.

Auf der Bühne des Capitols, zierlich, mit grauem Haar, ihrer Gitarre und einer wunderbar dunklen, samtweichen Stimme, schlägt sie ihr Publikum sofort in Bann. Ob "Es führt über den Main eine Brücke aus Stein", ein Lied aus ihrer Kinderzeit, oder Reinhard Meys "Abschied", das zur heimlichen Hymne der Hospiz-Bewegung geworden zu sein scheint, ob der Kanon "Wer holt uns über ans andere Ufer?" oder "Ausklang", die Trauerfeier mit Spaghetti und Wein für eine Freundin, Annett Kuhr lässt Bilder entstehen, beschreibt ihre Welt mit feinem Humor, sanft und zugleich treffend. Ihre Texte, begleitet von den Melodien ihrer Gitarre, berühren das Publikum, machen atemlos, nachdenklich und traurig.

Annett Kuhr singt in Berner-Deutsch und Jiddisch, bringt ihre eigenen und Lieder von Friedrich Holländer und Erika Pluhar und lässt einen alten Mann im Krakauer Ghetto rufen: "Spielt, Kinder, spielt, versäumt keinen Augenblick und nehmt mich in euer Spiel hinein, schenkt mir dieses Glück!" Zum Lachen und zum Weinen sind Kuhrs Lieder, und wenn sie die Mutter einer kleinen verstorbenen Tochter sagen lässt: "Ich räum dein Zimmer heut leer und dann setz ich mich ein Weilchen hin und heule", dann ist es geisterhaft still im Capitol. Trotzdem oder gerade deshalb will die Liedpoetin ihren Zuhörern eines mit auf den Weg geben: "Genießt das Leben!"

Georg Franz Fröhler, der Vorsitzende des Hospiz-Vereins Amberg, dankte der Künstlerin dafür, dass ihr Kommen auch die ehrenamtliche Arbeit und den Hospiz-Gedanken würdige. "Was wir in unserer Arbeit erleben, haben wir in Ihren Liedern wieder gefunden", versicherte er Annette Kuhr.

Weitere Veranstaltungen

Gleichzeitig kündigte er zum Jubiläumsjahr "25 Jahre Hospizverein e.V. Amberg" zwei weitere Veranstaltungen in Amberg an: eine Lesung mit dem Jesuitenpater R. Andreas Batlogg am 1. April über "Mein Leben mit der Diagnose Krebs" und die Karikaturenausstellung "Sterben, Tod und Trauer" ab 2. September, beides in der Stadtbibliothek Amberg.

 
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