Sulzbach-Rosenberg
21.11.2023 - 14:10 Uhr

Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" auf der Bühne beim VHS-Kammermusikkreis

Schauspiel mit Musik oder Musik mit Schauspieler? Von einem Soldaten, einer Geige, einer Prinzessin und dem Teufel erzählen das Trio Schmuck und Gerald Friese im Kammermusikkreis der Volkshochschule Amberg-Sulzbach.

Im Konzertsaal der Staatlichen Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg setzen das Trio Schmuck und Gerald Friese Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" in Szene. Bild: Stephan Huber
Im Konzertsaal der Staatlichen Berufsschule in Sulzbach-Rosenberg setzen das Trio Schmuck und Gerald Friese Igor Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" in Szene.

Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" ist ein außergewöhnliches Kunstwerk - weder Musik noch Theater, weder Singspiel noch Musical. Das Trio Schmuck setzte es bei seinem Gastspiel im Sulzbach-Rosenberger Kammermusikkreis in Szene. Unterstützung bekam es durch den Schauspieler Gerald Friese.

1917, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, war Igor Strawinsky im Exil im schweizerischen Waadtland. Die Schweiz verhielt sich zwar neutral, war aber von kriegführenden Ländern vollständig eingeschlossen und deshalb wirtschaftlich stark beeinträchtigt. Das Kulturleben war praktisch völlig zum Erliegen gekommen.

In der Not schrieben Strawinsky und der Waadtländer Dichter Charles-Ferdinand Ramuz ein Musiktheaterwerk, das mit kleinster Besetzung und ohne Theaterkulisse aufgeführt werden konnte. 1919 bearbeitete Strawinsky selbst das Werk für Violine, Klarinette und Klavier. Diese Fassung brachten das Trio Schmuck und der Schauspieler Gerald Friese im Konzertsaal der Berufsschule zur Aufführung.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Soldat auf Heimaturlaub begegnet dem Teufel. Er tauscht seine Geige gegen ein Buch, das die Börsenkurse der Zukunft enthält und ihn unermesslich reich macht. Durch eine List gewinnt er seine Geige zurück und heilt durch ihr Spiel eine Prinzessin von ihrer Schwermut. Er heiratet die Prinzessin und lebt glücklich, aber zum Schluss holt der Teufel ihn doch.

Strawinskys Musik ist expressiv, oft schrill und verstörend. Schiefe Walzer, Märsche oder Tangos lassen Jahrmarktsstimmung aufkommen. Die Violine von Lisa Maria Schumann steht natürlich im Mittelpunkt. Schumann spielt die anspruchsvolle Partie mit Eleganz und Leichtigkeit. Mit der Klarinette gibt Sayaka Schmuck die Harmonien dazu und tritt selten solistisch hervor. Benjamin Nuss setzt auf dem Steinway-Flügel Akzente und sorgt vor allem für tänzerische Rhythmen.

Gerald Friese spricht und spielt Erzähler, Soldaten und Teufel. Der Teufel - man weiß es aus Goethes Faust - ist für jeden Schauspieler eine dankbare Rolle. Friese flüstert, schmeichelt, brüllt, dass es zum Erschrecken ist. Er zieht die Zuschauer völlig in seinen Bann.

Das Trio Schmuck umrahmt Strawinskys Werk mit zwei Tangos von Astor Piazolla: "Frühling" aus den "Estaciones Porteñas" (Jahreszeiten in Buenos Aires) und "Oblivion" (Vergessenheit). Die drei Musiker bestechen durch ihr perfektes Zusammenspiel, und hier kann auch Schmucks Klarinette solistisch glänzen. Virtuos und trotzdem gefühlvoll beendet das Trio Schmuck den außergewöhnlichen Abend.

 
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