Der Sulzbacher Bahnhofsuhr schlägt nun doch das letzte Stündlein

Sulzbach-Rosenberg
03.02.2023 - 17:21 Uhr
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Die einen amüsierte es, die anderen schüttelten den Kopf: Monatelang stand die Sulzbacher Bahnhofsuhr still. Inzwischen wurde sie abmontiert für die Reparatur. Wie es mit Uhr, Kiosk und Videoreisezentrum am Bahnhof weitergeht.

Sie sollte nur kurz abmontiert werden für die Reparatur und dann erneut aufgehängt werden. Doch nun schaut es so aus, als würde die alte Uhr nie wieder an ihren angestammten Platz am Sulzbacher Bahnhof zurückkehren. Eine genauere Untersuchung habe nämlich ergeben, dass es mehrere Tausend Euro kosten würde, sie wieder zum Ticken zu bringen. Das teilte Bürgermeister Michael Göth in der jüngsten Stadtratssitzung mit.

„Wir haben die Uhr abgebaut, entsprechend gesichtet und einen Kostenvoranschlag eingeholt“, sagte der Rathauschef unter dem Punkt Bekanntgaben. Ergebnis: Der Schaden sei größer, als angenommen. „Die Uhr ist in so schlechtem Zustand, dass man sie grundsanieren und auch sandstrahlen müsste. Und das an einem Gebäude, das wir vielleicht sowieso sanieren wollen.“ Allein Sanieren und Sandstrahlen des historischen Gehäuses würden laut Kostenschätzung mit circa 3100 Euro zu Buche schlagen.

„Nicht die gängige Technik“

Allerdings, so Göth, habe die genauere Untersuchung ergeben, dass noch weitere 800 Euro Uhrmacherkosten hinzukämen. Denn: „Das, was drin ist, ist nicht die gängige Technik mehr, da wurde schon mal etwas aus- und wieder eingebaut.“ In Summe müssten wohl 4000 Euro in die Hand genommen werden, um die eine gewisse Nostalgie verströmende alte Bahnhofsuhr wieder in den richtigen Takt zu bringen.

Die Uhr wurde im Stadtrat überhaupt erst deshalb Thema, weil Oberpfalz-Medien zuvor ausführlich darauf hingewiesen hatte, dass sich etliche Bürger an dem zeitlichen Dauerstillstand störten und Fahrgäste teils verwirrt waren angesichts der „falschen Zeit“. Seit circa einem Jahr standen die Zeiger der Uhr nämlich immer auf kurz nach 7 Uhr. Oder kurz nach halb vier. Je nachdem, auf welches der beiden Ziffernblätter man schaute.

Fakt ist: Daran vorbeischauen konnte keiner. Denn die Uhr im historischen Bahn-Design ist nämlich groß, sie fiel jedem am Bahnhof sofort ins Auge. Natürlich haben sich Bürger gefragt, wieso es die Stadt nicht schafft, eine solche an sich kleine Nebensächlichkeit wie eine Uhr zu reparieren – und das über Monate hinweg. Flache Witze wie die von der Zeit, die in Sulzbach-Rosenberg wohl stillstehe, wurden so ja geradezu provoziert. Umso bemerkenswerter war da die Aussage von Uhrmachermeister Markus Sindel, der schätzte, für rund 200 Euro ließe sich der Defekt beheben. Da ging der Fachmann allerdings noch davon aus, dass lediglich die Mutteruhr durch eine günstige Steuerelektronik ersetzt werden musste. Von den größeren Defekten konnte er nichts wissen.

Vier Uhren auf einem Fleck?

Diese Vorgeschichte erklärt, warum Bürgermeister Göth nun im Stadtrat darauf verwies, dass es – im Gegensatz zur Darstellung in der Zeitung – mit einer kleinen Reparatur überhaupt nicht getan sei. Außerdem könne auf die Uhr am Bahnhof auch deshalb leicht verzichtet werden, sagte Göth, weil Bürger dort anderweitig die Zeit ablesen könnten. Es gibt nämlich zwei digitale Fahrgastanzeigen an der Bushaltestelle, die ebenfalls eine Uhr enthalten. „Und eine dritte Uhr wird hinzukommen, wenn wir den neuen Pendlerparkplatz bauen. Dann hätten wir gleich vier Uhren auf einen Bereich von vielleicht 50 Metern. Deshalb schlage ich vor, die Uhr lieber ins Depot zu legen.“ Auf die Abschlussbemerkung „So viel zum Thema nostalgische Uhr“ folgte Erheiterung im Stadtrat.

Während die kaputte Uhr also wohl im Depot eingelagert wird – und so immerhin schon mal nicht mehr täglich Menschen verwirren kann – gibt es beim Bahnhof noch größere, eigentlich wichtigere Themen: Das Videoreisezentrum der Bahn sollte eigentlich schon längst in Betrieb sein. Ist es aber noch nicht. „Es finden aktuell noch Gespräche wegen dem neuen Türelement statt“, informierte Hans-Jürgen Strehl vom Liegenschaftsamt auf Nachfrage per E-Mail. Außerdem habe es bei der Bahn zuletzt Lieferschwierigkeiten gegeben. Einen „seriösen Öffnungszeitpunkt“ könne er deshalb derzeit noch nicht nennen, so Strehl.

Im Videoreisezentrum können Fahrgäste Tickets kaufen und sich per Video-Schalte von Bahnmitarbeitern informieren lassen. Es soll in der Wartehalle des Bahnhofs eingerichtet werden und zumindest teilweise die persönliche Beratung im Reisebüro Richthammer ersetzen, die es dort bis Ende 2021 gab.

Kiosk soll kommen

Zudem ist mit dem Reisebüro auch der Kiosk „verloren gegangen“. Die Stadt ist hier seit über einem Jahr im Gespräch mit einem „örtlichen Interessenten“. Den Name will Strehl zwar noch nicht nennen, aber: „Der war zuerst interessiert, dann ist er wegen Corona wieder abgesprungen, jetzt ist er wieder interessiert.“ Diesmal aber soll es was werden. „Ein Kiosk wäre seine Leidenschaft, es gibt konkrete Gespräche, es ist ernst.“ Die Uhr verschwindet, ein Kiosk kommt – hoffentlich.

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