"Mit gerade mal sieben Antwortschreiben können wir eigentlich nicht zufrieden sein. Aber für uns bleibt die Hoffnung, dass Kommunen, die nicht geantwortet haben - mal abgesehen von denen, die es vergaßen -, schon einiges für den Insektenschutz an Straßenrändern tun." Mit diesen Worten fasst Beate May, stellvertretende Vorsitzende der BN-Kreisgruppe, das eher dürftige Ergebnis zusammen.
Bund-Naturschutz-Geschäftsführer Horst Schwemmer stößt ins gleiche Horn, indem er an alle Gemeinden appelliert, den Insektenschutz ernst zu nehmen. "Die Rückläufer vor allem aus Hahnbach, aber auch von Freudenberg oder aus dem Landratsamt stimmen schon hoffnungsvoll. Auch von Sulzbach-Rosenberg ist mit der Eh-da-Flächen-Partnerschaft und anderen Maßnahmen über die Stadtgärtnerei bereits ein guter Weg eingeschlagen." Jetzt dürfe man aber bei den Bemühungen an den Schaltstellen in den Städten und Gemeinden nicht nachlassen, um die Situation dauerhaft zu verbessern.
Die Tatsache, dass mehr als 76 Prozent der Biomasse an Fluginsekten auch in deutschen Schutzgebieten verschwunden sei, ist für Beate May äußerst besorgniserregend. Außerhalb dieser geschützten Areale seien die Insekten aber noch größeren Risiken ausgesetzt. Dringend erforderlich seien für sie gesetzliche Regelungen zum Schutz der Insekten. "Das großflächige Sterben in der Fläche wird nur durch veränderte Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft geändert werden, und ohne Mindeststandards wird sich breitflächig wenig zum Guten wenden", sagt die stellvertretende Kreisvorsitzende.
Ausdrücklich wendet sich die Naturschützerin auch an alle Haus- und Gartenbesitzer, die mit pestizidfreier Arbeitsweise und naturnaher Gartengestaltung ohne Mähroboter auch wichtige Beiträge leisten könnten. "Es ist also längst Zeit zu handeln, denn solange sich großflächig wenig ändert, sollten zumindest die Kommunen auf ihren Flächen vorbildlich handeln. Jede Gemeinde in der Öko-Modellregion Amberg-Sulzbach kann mit wenig Aufwand einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten und Insekten, Reptilien und Vögeln wieder Lebensraum geben. Flächen der Gemeinden, also Straßenränder, Böschungen, Wegsäume und Plätze bieten dazu Gelegenheit", ist die Initiatorin der Anschreiben überzeugt.
Wie die Besucher beim Gespräch in der SRZ-Redaktion unterstreichen, soll die Aktion den Kommunen vor allem als Ansporn dienen und Überlegungen leichter machen, noch mehr für den Schutz der Insektenwelt zu unternehmen. Ohne die Leistungen in Gemeinden zu schmälern, die sich auf diesem Gebiet bereits engagieren, nennt Horst Schwemmer die Marktgemeinde Hahnbach als nachahmenswertes Beispiel.
"Bürgermeister Bernhard Lindner erwähnt im Antwortschreiben Maßnahmen in seiner Kommune, die den Insekten helfen sollen. Unter anderem gibt es einen Beschluss des Umweltausschusses, dass geeignete straßenabgewandte Grabenseiten, Böschungen und Begleitflächen nicht mehr gemulcht werden. Der Bauhof setzt diesen Beschluss seit 12. Juli 2017 um." Lindner berichtet zudem von einer Blumenwiese nördlich von Hahnbach mit Hinweisschildern zur Umwandlung, und nennt noch weitere zwei Flächen, darunter ein Bereich der Gockelwiese, die ebenfalls insektenfreundlich neu gestaltet werden. "Kommunen können also sehr viel tun, um die Situation zu verbessern. Manchmal ist "weniger" oder "weniger intensiv" wie etwa beim Rückschnitt für die Natur ein deutlicher Zugewinn", sagt Beate May.
Bund Naturschutz empfiehlt Insektenschutzmaßnahmen
Ein- bis zweimalige, späte Mahd (nicht vor Mitte September), in Abhängigkeit von Standort und Pflanzenbestand (Einmündungsbereiche von Straßen und Wegen sowie Straßenkreuzungen sind wegen der Verkehrssicherheit ausgenommen). Eine frühe und zu häufige Mahd entzieht vielen Arten die Futterquelle und vernichtet Entwicklungsstadien
Mahd-Verzicht auf einem Drittel der Flächen (Rotationsbrache) fördert Insekten und Spinnentiere und schont Bodenbrüter
Vegetationsbereiche auch im Winter stehenlassen. Über das Winterhalbjahr nicht gemähte Flächen bieten wichtige Überwinterungsmöglichkeiten.
Balkenmäher-Einsatz statt Kreiselmäher
Verzicht auf Mulchen, Mähgut nach einigen Tagen entfernen.
Kein Einsatz von Pestiziden und sicherstellen, dass dieser Beschluss auch zuverlässig eingehalten wird.
Trockenheitsresistente Straßenrandbepflanzung anlegen (Magerrasen, Ackerwildkräuter)
Informationsschilder auf Blühflächen zur Erklärung für das extensive Pflegekonzept. Ein netter Nebeneffekt ist die Einsparung von Arbeitskraft und Energie.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.