Am 24. September 2002 um 9.15 Uhr drehte Stahlwerker Viktor Solonusha mit einem Hebel den Stahlkonverter Nummer eins der Maxhütte in Entleerungsstellung. Die letzte Charge Stahl lief aus. Der Hochofen war schon nachts zum letzten Mal angestochen worden, er war schon fast kalt. 16 Jahre später lädt der Verein der Freunde besonderer und historischer Fahrzeuge zum Treffen auf der „Hochofen-Plaza“ ein.
„Die historischen Fahrzeuge passen hervorragend zu der historischen Kulisse“, sagt Vereinsvorsitzende Gerlinde Wendl. Schon seit Jahren organisiert der Verein hier das Fahrzeugtreffen. Immer wieder zieht es viele Besucher an. Ob in der Maxhütte auch Stahl für die Autoproduktion hergestellt wurde, ist schwer herauszufinden. Jedenfalls werden heute auf dem Gelände des ursprünglichen Maxhüttenwerks in Haidhof von der Firma Läpple, dem ersten Lieferanten von Porsche, Karosserieteile hergestellt.
Für die Old- und Youngtimer-Szene sind ihre Schätze viel mehr als nur altes Eisen. „Das waren noch Fahrzeuge, die Stil gehabt haben“, betont Wendl. Touchscreen-Bedienung ist in dieser Welt verhasst. Der Oldtimerfan liebt Hebel, Schalter und den Duft teilweise verbrannten Benzins. Das ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum er gerne Cabrio fährt. Kurz: Er hat Benzin im Blut.
Leider gibt es immer noch keine endgültige Lösung für die Nutzung des Hochofen-Geländes. Jedes Jahr vor dem Oldtimertreffen muss ein Statiker prüfen, ob Teile des Hochofens einsturzgefährdet sind. Im vergangenen Jahr musste die Veranstaltung abgesagt werden, weil diese Bescheinigung nicht vorlag. Die Veranstalter wären Stammkunden für das historische Gelände.
Die Chronik der Maxhütte
1853 wurde im Sauforst bei Burglengenfeld mit Hilfe belgischer Investoren die „Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte“ gegründet. Sie sollte vor allem die Schienen für die bayerischen Eisenbahnen liefern. Man wollte die vor Ort anstehende Lignit-Braunkohle für den Hochofen-Prozess verwenden.
Das Erz bezog man ab 1859 aus eigenen Bergwerken bei Sulzbach. Angeliefert wurde es über die gerade gebaute Ostbahn Nürnberg-Regensburg, die Sulzbach und Haidhof verband. Schon 1864 ging der erste Oberpfälzer Koks-Hochofen im 1863 gegründeten Zweigwerk der Maximilianshütte in Rosenberg in Betrieb. Das lag unmittelbar an diesen Erz-Vorräten.
Die verbliebenen 40 Holzkohle-Hochöfen der Oberpfalz wurden nach und nach stillgelegt. 1890 führte man in Rosenberg Stahl-Konverter nach dem Thomas-Verfahren ein und verlagerte auch die Stahlproduktion von Haidhof nach Rosenberg. Nachdem hier auch schon der moderne Koks-Hochofen stand, machte man Rosenberg zum Hauptsitz der Maxhütte. Das alte Werk in Haidhof beschränkte sich später auf die reine Stahl-Weiterverarbeitung – bis 1990 in Form eines Kaltwalzwerks.
Die Maxhütte in Rosenberg wurde im 20. Jahrhundert beständig ausgebaut und modernisiert. Sechs Hochöfen waren dort im Endausbau in Betrieb. 1970 entwickelte man in der Maxhütte das OBM (Oxygen-Bottom-Maxhütte)-Verfahren, das einen höheren Schrott-Anteil zuließ.
1980 wurde als weitere Verbesserung das KMS (Klöckner-Maxhütte-Stahl)-Verfahren eingeführt. 1970 ging ein Elektroofen in Betrieb, mit dem man schon damals aus Schrott direkt Edelstahl erschmolz. Bei diesem Verfahren konnte auf Hochofen und Stahlkonverter verzichtet werden. Wegen der hohen Stromkosten rechnete sich das Verfahren aber nicht und wurde 1980 wieder aufgegeben.
1978 konzentrierte sich der heimische Erzabbau auf die Grube Leonie in Auerbach, bis die Maxhütte 1987 erstmals in Konkurs ging und auch die Grube geschlossen wurde. Am 30. Juni 1990 wurde das Kaltwalzwerk Maxhütte-Haidhof stillgelegt. Einen Tag später, am 1. Juli, wurde am Standort Rosenberg die NMH Neue Maxhütte gegründet. Am 6. November 1998 ging auch die NMH in Konkurs. Am 24. September 2002 wurde der verbliebene Hochofen Nummer eins zum letzten Mal abgestochen. (moh)















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