125 Jahre Bergknappenkapelle, nach einer längeren Pause das siebte Benefizkonzert und ein neuer Dirigent – Gründe genug für einen Rekordbesuch in der noch wohltemperierten Christuskirche. Das Motto des Abends "Menschen begeistern" erfüllten gut 30 Musikerinnen und Musiker im Altarraum, der Gospelchor auf der Empore und Kirchenmusikdirektor Gerd Hennecke an der Orgel.
Für Stefan Frank war der Abend eine Premiere: Der neue Stadtkapellmeister, Saxofon- und Klarinettenlehrer an der Städtischen Sing- und Musikschule, erwies sich als erfahrener und professioneller Dirigent. Und wie Weihnachten fühlte es sich an für die Sulzbach-Rosenbergerin Irene Bittner, als sie mit der Nummer 71 auf ihrer Eintrittskarte am Ende des Konzerts ein Candle-Light-Dinner vom Landhotel Weißes Ross in Illschwang gewann.
Eintrittsgelder und Zugabe
Drei Raiffeisen-Vorstände – Erich Übler, Martin Sachsenhauser und Andreas Reindl – begrüßten das Publikum im Namen der durch Fusion entstandenen neuen VR-Bank Amberg-Sulzbach Vertraut seit Jahren dagegen die Moderatorin: Alexandra Ottmann, Querflötistin im Orchester und Vorsitzende des Bergknappen-Fördervereins, führte durch das Programm. Für die Arbeit des Fördervereins nahm sie einen Scheck über 2000 Euro entgegen, zusammengekommen aus den Eintrittsgeldern und einer "Zugabe" der Bank. Pfarrer Roland Kurz erhielt einen Umschlag, von dessen Inhalt die Gemeindejugend, der Gospelchor und die Kirche profitieren sollen.
Stefan Frank, den Bürgermeister Michael Göth als neuen Stadtkapellmeister vorstellte, hatte für das Benefizkonzert ein Programm aus verschiedenen musikalischen Richtungen zusammengestellt. "Adventure", eine fiktive Filmmusik, der Soultitel "I will follow him" aus dem Film "Sister Act" und der berühmte Pop-Song "Downtown", im Original von Petula Clark, waren die neueren Stücke. Der "Fliegermarsch" aus der Operette "Der fliegende Rittmeister" wurde vor dem Ersten Weltkrieg komponiert. Fast ein wenig Wiener-Opernball-Atmosphäre entstand in der Christuskirche, als das Stadtorchester Johann Strauß jun. "An der schönen blauen Donau" anstimmte. "Dabei ist die Donau gar nicht blau", schmunzelte Alexandra Ottmann, berief sich aber auf die Worte ihres Dirigenten: "Malt euch Bilder, um die Musik zu spüren."
Anspruchsvolle und schwierige Musikstücke hatte das Orchester zu meistern. Von den kleinen Flöten über die mittleren Blasinstrumente bis zu den großen Bass-Tuben, den Schlagwerken und Rhythmusinstrumenten gab es ein harmonisches Zusammenspiel, von gefühlvollen Passagen bis zu gewaltiger Klangfülle, bei traditionellen Stücken ebenso wie bei modernen.
Gospels andächtig bis jubelnd
Für die Besucher in der Christuskirche kaum zu sehen, aber zu hören war der Gospelchor "Voices of Joy". Auf der Empore, mehrfach umrahmt von den Klängen der Orgel, brachten die Damen und Herren religiöse Lieder dar, die sich aus der afroamerikanischen Musik entwickelt haben und zu einer Form der musikalischen Hingabe weltweit geworden sind. "Our God" oder "Shout to the Lord" sind andächtige A-cappella-Songs, können aber auch temperamentvoll sein bis hin zu einem jubelnden Halleluja.
Den Gospelchor begleitete die Orgel einfühlsam. Bei seinem Solo-Beitrag „Deep Memories“ aber zeigte Gerd Hennecke alle Möglichkeiten seines königlichen Instrumentes und vor allem seines Könnens.
Was besonders auffällt an diesem Konzertabend: Es sind viele junge Leute, die zwar die Uniform der Bergleute tragen, aber längst keine Bergleute mehr sind. "Es gab Corona-bedingt in den beiden vergangenen Jahren eine schwierige Zeit fast ohne Proben und ohne Auftritte", sagt Alexandra Ottmann. "Andererseits aber konnten junge Frauen und Männer für die Kapelle gewonnen werden, so dass der Altersdurchschnitt enorm gesunken ist." Eine Entwicklung gegen den allgemeinen Trend, erstaunlich und hoffnungsvoll für ein Orchester, das die Tradition aufrecht erhält und ebenso bereit ist, als Stadtkapelle mit der Zeit zu gehen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.