Beim Büchermacher-Abend der Buchhandlung Volkert erzählten Michael Müller und sein „Autoren-Urgestein“ Eberhard Fohrer mehr vom Alltag, der längst nicht nur aus Sonne, Strand und Meer besteht. Als Sprungbrett ins wechselvolle Verlags-Abenteuer diente Michael Müller seine Ausbildung als Automechaniker: „Ich wollte reisen und als Mechaniker kam man gut rum." Nach dem 1979 aufgelegten Erstling „Portugal“ lief es rund genug, um ganz von Auto auf Buch umzusatteln, seine mittlerweile rund 250 Reiseführer aller Art gelten heute als Rolls-Royce der Branche.
Hinter dem nun seit Jahrzehnten anhaltenden Erfolg stecken neben der puren Lust am Reisen aber mindestens genau so viel Mut und noch mehr Arbeit. Michael Müller setzt auf langfristige Bindungen mit seinen mittlerweile gut 80 Autoren. Im Gegenzug zur fairen Beteiligung erwartet er die Art Qualität, die den Verlag auszeichnet, und die Bereitschaft, das „Baby“ über viele Jahre hinweg zu pflegen.
Aktualisiert wird je nach dem im Zwei- bis Drei-Jahresrhythmus, Überprüfung sämtlicher Angaben und Adressen inklusive. Aus dem Aufwand machte Autor Eberhard Fohrer keinen Hehl. Seit er 1982 mit einem „Interrail-Führer“ debütierte, hat sich der Vergnügungsanteil am Beruf doch relativiert: „Die Recherche ist nur die halbe Miete, denn darauf folgen neun Monaten schreiben.“
Also nichts mit der Vorstellung vom mit Laptop am Strand liegenden Reisereporter, wie sie wohl nicht nur Gastgeber Ralf Volkert vor dem geistigen Auge hatte. Dafür brachte Fohrer einen dritten Erfolgsgaranten neben Autor und Verleger ins Spiel: „Die Leserzuschriften sind „Gold wert“ - schließlich kann selbst der engagierteste Autor nicht immer überall und vor allem nicht so lange vor Ort sein wie mancher Urlauber.
Leider lasse dieser aktive Austausch genauso nach wie die Autorenanfragen, bedauerten Müller und Fohrer. Und auch wenn die digitale Welt das eine oder andere zu dieser Entwicklung beiträgt, verschließt man sich im Erlanger Verlagshaus nicht dem Trend. Als einer der ganz wenigen in der internationalen Branche hat man eine eigene Software-Entwicklung in Angriff genommen und bietet derzeit iOS-Apps auch zum Mieten an.
Neben politischen, wie etwa steuerrechtlichen, Hindernissen liege das Problem vor allem darin, dass die Jungen zwar digitalaffin sind, aber für Inhalte nichts bezahlen wollen, ältere Generationen dagegen unverändert Analoges in gedruckter Form bevorzugen. Neue Hoffnungen ruhen jetzt auf der im Herbst erscheinenden Reihe „Stadtabenteuer“ mit 35 Dingen, die man in der jeweiligen Stadt unbedingt machen sollte.
Nimmt man das durchweg interessierte Publikum und den überzeugten Gastgeber in der rappelvollen Buchhandlung als Gradmesser, müssten den etwas anderen Reiseführer-Verlag keine allzu großen Zukunftssorgen plagen. Und auch für die bislang noch nicht im Programm vorhandene Oberpfalz besteht neuerdings doch noch Hoffnung.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.