Der Workshop "Richtig Üben" mit Pianist und Hochschul-Dozent Eugen Dietrich in der Berufsfachschule für Musik (BFSM) öffnete Augen und Ohren. Den Stein der Weisen gebe es allerdings nicht, dämpfte der an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg tätige Experte gleich zu Beginn allzu hohe Erwartungen.
Eugen Dietrichs Konzept sei jedoch so klar und bestechend, dass etwas dran sein müsse, befand BFSM-Klavierdozent Andreas Weimer. Er hatte den Gast nach Sulzbach-Rosenberg eingeladen. Von den BFSM-Studenten Franziska Bötzl und Alina Gundelach, deren Hochschulkollegen Viktoria Mayer und Stephan Schneider sowie Eugen Dietrich persönlich mit Beethoven, Bach, Prokofjew, Chopin und Liszt in die Materie eingestimmt, ging es zunächst an den theoretischen Unterbau der erfolgversprechenden Strategie beim Üben.
Grundvoraussetzung dabei: Wahrnehmen, was man spielt. Was sich banal anhört, wird schnell komplex, wenn man Instrument, Körper und Geist miteinbezieht. Sich darüber klar werden, worauf man eigentlich hinaus will und warum man etwas so spielt, wie man es spielt. Am Ende steht für Dietrich das Ziel, die Musik so authentisch und wahrhaftig wie möglich wiederzugeben.
Im Gespräch bekennen die Studenten, dass es beim Üben hilfreich sein kann, künstlerische Aspekte zunächst auszublenden und das reine Handwerk in den Vordergrund zu stellen. Und ja, Üben macht selbst angehenden Berufsmusikern nicht immer Spaß. Wenn aber beim Umsetzen der Arbeitsergebnisse aus dem Unterricht die eigene Persönlichkeit, die eigenen Gedanken und Ideen Raum finden, wächst auch die Freude beständig.
Genau darauf will Eugen Dietrich hinaus, wenn er bei jedem Leistungsniveau einen künstlerischen Mehrwert anpeilt. Zudem macht er einer anderen beliebten Taktik den Garaus: "Der Puls eines Musikstücks soll nicht nachgeben, weil man Schwierigkeiten hat." Knifflige Abschnitte erst einmal - auch radikal - entschärfen, ist eine Devise, das konsequente Zerlegen komplizierter Strukturen eine andere.
Was er genau darunter versteht, führt Eugen Dietrich beim "angeleiteten Üben" mit Joseph Huber vor. Auf dem Flügel der erste Satz der Sonate KV 310 von Wolfgang Amadeus Mozart, mit der sich der Student zuvor nicht beschäftigt hat. Die demonstrierte, durchaus mühsame Auseinandersetzung mit den Kleinstbausteinen brauche einige Zeit, um sich zu setzen. Am Ende warten aber gleichsam paradiesische Ergebnisse: Weniger falsche Töne, mehr Sicherheit und eine größere Annäherung an den Aussagegehalt des jeweiligen Stücks, versprach Dietrich.
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