Der Verein für Politik und Kunst (PunK) hatte eingeladen zu einer Lesung aus "1945 - Als die Amerikaner die Lager entdeckten". Das Buch der französischen Autorin Annette Wieviorka liegt dank der Übersetzer Jonas Empen, Janina Reichmann und Alexander Carstiuc jetzt auf Deutsch vor. Es beschreibt die Reise von Levin und Schwab durch das Kriegsgebiet.
Levin war Journalist und sollte für zwei jüdische Nachrichtenagenturen berichten, was vom jüdischen Leben in Europa noch übrig war. Schwab fotografierte im Auftrag der französischen Agentur AFP, und er suchte nach seiner Mutter, die in ein deutsches Konzentrationslager verschleppt worden war.
Sie waren die Ersten, die am 5. April 1945 aus einem kurz zuvor befreiten Konzentrationslager berichteten: Ohrdruff in Thüringen war ein Außenlager des KZ Buchenwald. Dieses Lager hatte die SS überstürzt verlassen, so dass Levin und Schwab sowohl überlebende Häftlinge als auch Berge von Leichen antrafen. Die Fotos und Reportagen, die die ungleichen Partner in die Welt schickten, machten das Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen zum ersten Mal einer weiten Öffentlichkeit im Westen bekannt.
Ein anderes Lager, aus dem die Levin und Schwab berichteten, war Schloss Itter bei Wörgl in Tirol, ein Nebenlager des KZ Dachau. Hier waren 1944 prominente französische Politiker, Generäle, Sportler und Gewerkschaftler als Geiseln interniert worden. Die Eroberung und Verteidigung des Schlosses gegen überlegene SS-Verbände am 5. Mai 1945 ist eine Geschichte, die alles für einen guten Action-Film hat. Levin und Schwab waren zwar nicht dabei, haben aber mit Beteiligten kurz nach den Ereignissen gesprochen und ausführlich darüber berichtet. Leider erzählt Wieviorka diese und andere spannende Erlebnisse recht trocken und dokumentarisch. Trotzdem macht das Buch ein wichtiges Kapitel der letzten Kriegs- und ersten Nachkriegstage erstmals in deutscher Sprache zugänglich.
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