Viele Eltern kennen das leidige Problem: Die Hausaufgaben müssen gemacht oder es muss für die Schulaufgabe gelernt werden. Stattdessen beschäftigt sich der Nachwuchs mit dem allerneuesten Computerspiel. Beim "Stadtgespräch" des Kreisjugendrings wurden einige davon vorgestellt. Angeleitet von den Medienpädagogen Philipp Reich vom Medienzentrum T1) und den Regensburger Sozialpädagogen Johannes Betz, Maximilian Seeberger und Jonas Lutz konnten die interessierten Gäste eine Auswahl der aktuellen Spiele vor Ort auch ausprobieren. Danach wurde der "Stecker gezogen" und die Stühle wurden für eine Diskussionsrunde zusammengerückt.
Wachsames Auge
Beim Podiumsgespräch, das von Diplom-Pädagogin Cirta Rosbach geleitet wurde, wurde eines klar: "Man kann dafür viel Geld ausgeben." Die Summen, die verdient werden, seien riesig, rechnete Maximilian Seeberger an einem Praxisbeispiel vor. "Ich spiele selber gerne", stellte sich Johannes Betz vor. Der Sozialpädagoge hakte nach: "Wer hat schon einmal solch ein Spiel gespielt?" Einige Hände hoben sich, viele aber blieben unten. Max Seeberger gestand, dass auch er gerne spiele. "In letzter Zeit aber nicht mehr so wie früher." Ähnliches erzählte auch Jonas Lutz von sich. Eines aber haben die Drei noch gemeinsam: Die Eltern hatten ein wachsames Auge auf ihre Kinder- und Jugendzimmer.
"Informieren Sie sich, welche Computerspiele derzeit bei Ihnen daheim aktuell sind", riet Johannes Betz den besorgten Eltern. "Achten Sie auf die Beschreibung", klinkte sich T1-Medienpädagoge Philipp Reich ein. "Wir bieten entsprechende Workshops an." Er empfahl: "Wenden Sie sich bei Fragen an uns." Kritisch beleuchtete man an diesem Abend auch die sozialen Netzwerke und den Dialog während der Spiele per Internet mit unbekannten Spielepartnern. "Sensibilisieren Sie Ihre Kinder", mahnte Johannes Betz. Deutlich kritischer sieht Maximilian Seeberger die Gefahren durch Plattformen, auf denen Bilder hochgeladen oder persönliche Dinge preisgegeben werden. "Das findet bei Spielen kaum statt." Johannes Betz ergänzte: "Aber es macht Spaß, mit Menschen zu spielen. Manchmal entwickeln sich daraus auch Freundschaften."
Beleuchtet wurden auch die Gefahrenpotenziale, die angeblich Spiele in sich bergen, in denen geschossen wird. Betz entkräftete ein Vorurteil: "Mir ist keine Studie bekannt, die bestätigen würde, dass ein Einfluss ausgeübt wird", merkte er an. "Trotzdem sind die Eltern gefragt", mahnte er. "Spielen beinhaltet eine 'Als-ob- Situation'". Man könne sich "Luft verschaffen", aber alles unterliege Regeln, sagte Maximilian Seeberger, der sich überzeugt zeigte, dass die Heranwachsenden Realität und Fiktion trennen könnten.
Grenzen schaffen
Stichwort Suchtgefahr: "Wie hoch ist das Risiko?" Die Frage - an Betz gerichtet - stellte Cirta Rosbach. "Das kommt auf die Spiele an. Einmal Gewinner sein hat seinen Reiz." Dennoch empfahlen die Fachleute: "Interessieren Sie sich für das, was Ihr Kind spielt. Entwickeln Sie auch Kompetenz, beleuchten Sie das Spiel, damit Sie mitreden können." Die Chance, ein vertrauensvoller Ansprechpartner zu werden, steige damit. "Vermeiden Sie Streit. Schaffen Sie Grenzen, indem Sie einen familiären ,Medienvertrag' abschließen, mahnte Medienpädagoge Philipp Reich dazu, bei Problemen nicht nur auf den Aus-Knopf zu drücken oder mit der "Stechuhr" daneben zu stehen. "Seien Sie selber Vorbild", klinkte sich Cirta Rosbach ein.
"Ich mache Ihnen ein Kompliment, dass Sie sich dazu entschlossen haben, heute ins Medienzentrum T1 zu kommen", fasste Maximilian Seeberger die zweieinhalb Stunden im Namen aller Pädagogen zusammen. Es sei der erste Schritt, sich einem aktuellen Thema, von dem viele Eltern betroffen sind, sachlich zu nähern, fügte der Regensburger hinzu. Zudem mahnte er: "Lassen Sie das Spielen nicht zu einer Belohnung - zum Beispiel für gute Noten - werden!" KJR-Vorsitzender Jürgen Preisinger lobte das Medienzentrum in Tannenlohe: "Wir sind stolz auf unsere Einrichtung." Preisinger empfahl auch, die Internetseite (http://t1-jmz.de) zu besuchen.
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