Mario Klug (37) streicht über seine aus alten Skateboards gedrechselten Objekte. Es sind Handschmeichler und Hingucker, die hier in Teunz entstehen.
Für seinen Vater Hans Klug (70) war es fast ein Segen, als sich Ehefrau Manuela eine neue Küche wünschte. Die alte eignete sich ideal für eine Drechselwerkstatt. Hier hat alles Platz: Maschinen, Spezialwerkzeuge, Holz. Hans Klug machte zwei Garagen frei, mit Blick nach draußen.
Auf der Wiese der Klugs stehen Obstbäume. Dass die Klugs Holz für ihre Arbeiten besonders schätzen, hat sich herumgesprochen. Kirsche, Walnuss, Eiche, Ahorn, Erle oder Birke – Bäume haben für die Klugs einen besonderen Wert. Vater und Sohn freuen sich, wenn ein Anruf aus dem Raum Regensburg kommt, wo wegen einer Baumaßnahme Bäume gefällt werden müssen, oder Freude mitteilen, dass am Murner See einige Stämme zu holen wären. Erst beim Nikolausmarkt in Nabburg wurden wieder neue Kontakte zu Baumbesitzern geknüpft.
Mit Wachs ummantelt
Die Klugs lagern die Stämme ein, schneiden sie in Blöcke, ummanteln sie mit Wachs aus alten Kerzen, damit sie keine Sprünge bekommen. Ein Blick auf die Maserung, auf die Stärke, die Beschaffenheit: Der Gedanke reift, was daraus entstehen soll. Eine Dose? Eine Schale? Eine Pfeffermühle? Ahorn ist geschmeidig zu bearbeiten, Eiche ist zäher, Obstbaumholz hat auch seinen besonderen Reiz in der Maserung.
Hans Klug, Planer für Logistikanlagen im "Unruhestand", hat sich das Drechseln von seinem Vater abgeschaut. Mit 50 Jahren kaufte er sich die entsprechenden Maschinen und Geräte, doch die Zeit fürs Hobby fehlte. "Obwohl es eigentlich der totale Ausgleich ist", erzählt Hans Klug. "Beim Drechseln muss man sich so konzentrieren, dass das Gehirn freigeschaltet wird."
Skater-Szene begeistert
Sohn Mario hat einige Zeit zugeschaut, aber dann vor acht Jahren seine Liebe zum Holz entdeckt. "Da hab ich einen Apfel für meine Schwiegermutter gedrechselt", erzählt er. Der 37-Jährige war früher begeisterter Skateboardfahrer, doch nach einigen Blessuren landete das Board im Keller. Vor fünf Jahren holte er es heraus. "Das war aber zu schade zum Wegwerfen", empfand Mario Klug. Was tun? Er hat eine Idee, zersägt das aus mehreren farbigen Schichten bestehende Brett, leimt, presst, hobelt und schleift es. Das, was daraus entsteht, hat - außer dem Material – mit Skateboards nichts mehr zu tun.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit begeistert die Skaterszene. Clubs bieten ihre alten Boards an. "Als Dankeschön hab ich ihnen halt dann zwei Kasten Bier hingestellt", erzählt Mario Klug. "Die Leute schätzen, dass das Material nicht im Müll landet, sondern was Schönes daraus entsteht". Die Objekte haben sich dank Etsy und Instagram in der Skaterszene herumgesprochen – und nicht nur hier.
Uhren, Bretter, Tische
Uhren, Schneidbretter, Flaschenöffner, Glasuntersetzer, Sektverschlüsse, Stamper für Kaffeemaschinen – Klugs Objekte haben inzwischen ihre Liebhaber. Er fertigt große Esszimmertische mit Skateboardstreifen, Beistelltischchen, Kommoden, Lampen – faszinierende Hinguckerobjekte.
Für Mario Klug ist das "eine Winterarbeit", der ideale Ausgleich zu seinem Beruf als SPS-Programmierer bei ZMT Automotive in Bruck. Im Sommer ist er lieber mit seinem Camper unterwegs, doch jetzt zieht es ihn in die elterliche Werkstatt nach Teunz. Nach der Arbeit wird hier oft bis 22 Uhr gearbeitet – meist zusammen mit dem Vater.
"Wooden Stache" ist mittlerweile bekannt. Das Logo besteht aus einem Schnauzer (Stache), einem Sägeblatt, das auch ein Kronkorken sein könnte, und Holz-Jahresringen: "Ich habe einen Schnauzer, trinke auch gerne mal ein Bier und arbeite mit Holz", erklärt Mario Klug verschmitzt den Dreiklang und fährt liebevoll über seine Objekte, eingelassen mit Food Save Finish. Dann genügt zur Pflege ein heißer feuchter Lappen. Zur Tür schaut Hans Klugs Enkelin Sophie herein. Auch sie hat schon erste Drechsel-Versuche unternommen.
Skateboard-Deck
- Das Produkt: Das Brett eines Skateboards ist ein Holz aus der Gruppe der Furniersperrhölzer, meist siebenschichtig, querverleimt und aus kanadischem oder baltischem Ahorn gefertigt.
 - Drei Bereiche: Der vordere gebogene Teil wird als „Nose“ bezeichnet, das Mittelstück über den Achsen als „Wheelbase“ und der hintere Teil als „Tail“. Des Weiteren haben die meisten professionelleren Bretter eine leichte Wölbung nach innen (das Concave). Die obere Seite wird beim Zusammenbau mit einem „Griptape“ beklebt. Die untere Seite ziert eine Deckgrafik, die Auskunft über Hersteller und Serie gibt.
 
































 
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.