Vor knapp einem Jahr war die Welt bei der Thanhausener Blaskapelle noch in Ordnung. Am 8. März 2020 bot die Blaskapelle unter der Leitung von Dirigent Alexander Franz einen begeisternden Blasmusikabend in der restlos ausverkauften Thanhausener Mehrzweckhalle, von dem man noch heute spricht.
Es war ein Abend der Extra-Klasse mit deftiger böhmischer Blasmusik und mit viel Witz, vorgetragen von Roland Heldwein. Immer wieder hallten laute "Bravo"-Rufe durch den Saal. Dies war zugleich die letzte Blasmusikveranstaltung im gesamten Landkreis. Denn eine Woche später wurde der erste Lockdown ausgesprochen.
Alles auf Eis gelegt
Seitdem ist Tristesse nicht nur im Land, sondern auch bei der Thanhausener Blaskapelle. Außer vier Beerdigungen, bei denen auch nur eingeschränkt gespielt werden konnte, also ohne Trauer- und Parademarsch, gab es seitdem keine öffentliche Auftritte mehr. Der Probebetrieb und das eigentliche Vereinsleben wurde im ersten Lockdown für drei Monate auf Eis gelegt. Traditionelle Veranstaltungen, wie das Anspielen zum 1. Mai, mussten coronabedingt abgesagt werden. Auch so manche Auftritte, die schon fest im Spielplan eingeplant waren. Zu Pfingsten wollten die Thanhausener ein zweitägiges Gartenfest feiern, auch das fiel Corona zum Opfer. Genau an diesem Wochenende feierte Ehrenmitglied Georg Franz seinen 70. Geburtstag, das man gemeinsam gebührend feiern wollte. Nicht mal ein Ständchen konnte man Franz darbringen, da das Musizieren nicht erlaubt war.
Später, so erinnert sich Dirigent Alexander Franz, war das Proben in eingeschränkter Weise wieder möglich. Dazu wurde sogar ein eigenes Hygiene-Konzept erarbeitet. Dank zollt er der Stadt Bärnau, die den Saal der zu diesem Zeitpunkt pächterlosen Mehrzweckhalle zum Proben überließ. Denn aufgrund der Abstandsregeln wäre sonst ein Probebetrieb kaum möglich gewesen. Als dann Anfang Oktober die neue Pächterin vorgestellt wurde, wollte man natürlich mit einer kleinen Abordnung aufspielen. Doch aufgrund eines Coronafalls in den eigenen Reihen, musste auch dies leider abgesagt werden.
Trachtenleiberl noch ungetragen
Übrigens, im März vergangenen Jahres wollte man zum Blasmusikabend die neuen Trachtenleiberl der Öffentlichkeit präsentieren. Doch das Trachtengeschäft schaffte es nicht, diese rechtzeitig zu liefern, so dass diese bisher in der Öffentlichkeit noch nicht präsentiert werden konnten. Sprich, sie wurden noch nie getragen! Im Sommer vergangenen Jahres machte die "Challenge" die Runde, an der sich auch die Thanhausener Blasmusik beteiligte. Jeder sollte zu Hause von sich ein Foto machen und daraus wurde eine Collage gebastelt und mit einem Mutmacherspruch versehen.
Ansonsten hat Dirigent Alexander Franz den Musikerinnen und Musikern einige Stücke per E-Mail zukommen lassen, so dass sie auch zu Hause üben können. Damit soll das Einstudieren bei den Gesamtproben verkürzt werden. Alexander Franz, "in der heutigen Zeit sind ja fast alle Stücke auf Youtube oder Spotify verfügbar, so dass man daheim gut dazu spielen kann". Teilweise treffen sich aber auch zwei Musiker und proben dann ihre jeweiligen Stimmen im Duo. Begeistert ist Franz im übrigen vom Angebot des Nordbayerischen Musikbundes, der ein großes Online-Fortbildungsprogramm ins Leben gerufen hat. Einfach kann man sich bei den vielen Onlineseminaren anmelden und bekannte Größen aus der Musik, speziell der Blasmusik geben einem nützliche Tipps. Anerkennenswert fand Franz das Förderprogramm der Staatsregierung, die jeden Musikverein für die entgangenen Einkünfte mit maximal 1000 Euro unterstützt. Franz: "Ein wichtiger Beitrag zum Erhalt des Musikvereins". Natürlich ist dies auf Dauer nur ein kleiner Tropfen, wenn man die Kosten betrachte, die ein Musikverein so im gesamten Jahr habe. Alleine für den Unterhalt der Instrumente koste viel Geld. Deshalb hoffe man inständig, dass Corona bald wieder Geschichte ist, und die Thanhausener Blasmusik die Bevölkerung mit guter und zünftiger Blasmusik unterhalten kann.
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