Pünktlich zum 150. Jubiläum kehrt ein fast vergessenes Relikt der Feuerwehr nach Thanhausen zurück: der „Wachsteck’n“. Die Brüder Rainer und Udo Ernst brachten ihn vom fränkischen Wendelstein an seinen Entstehungsort zurück. Im Rahmen der Feierlichkeiten übergaben sie ihn am Sonntag an Vorstand Tobias Schwamberger und Stellvertreter Stefan Kulzer. Schwamberger ließ nach der Begrüßung im Festzelt kurz die Geschichte des Wachsteck’ns Revue passieren. Dieser wurde 1935 von Franz Josef Stich ausgegraben und dann von Emmeram Jäger geschnitzt. Er war das Hoheitszeichen des Feuermanns, der in Thanhausen die Wacht hielt, wenn am Sonntag oder an Feiertagen die Bevölkerung zum Kirchgang nach Hohenthann aufbrach.
Der Wächter ging von Hof zu Hof und hielt Ausschau nach dem gefürchteten „Roten Hahn“. Jedes Haus stellte abwechselnd den Wachhabenden, und der Steck’n ging reihum. Im Laufe der 50er Jahre geriet der Wachsteck’n langsam in Vergessenheit. Schließlich gelangte er von Albert Franz junior zu den Gebrüdern Ernst, den Enkeln des Schnitzers Emmeram Jäger. Die beiden suchten stets nach Objekten, die ihr Großvater, ein selbstständiger Schreinermeister und ausgezeichneter Schnitzer, hinterlassen hatte. Albert Franz, ein Verwandter, schenkte ihnen den Steck’n, der sich damals in seinem Besitz befand. So verließ er Thanhausen und kam ins fränkische Wendelstein.
Das wäre es wohl gewesen, hätte Robert Birkner nicht die Geschichte des Wachsteck’ns wiederbelebt. Bei seinen Recherchen für die Festschrift zum 125. Jubiläum der Thanhausener Wehr im Jahr 2000 stieß er auf diese Geschichte und beschrieb dieses einmalige Feuerwehrutensil in einer Seite der Festschrift. Jahre später stolperte Rainer Ernst zufällig über genau diese Geschichte. Sofort erkannte er den Steck’n seines Großvaters als den beschriebenen Wachsteck’n wieder. Spontan beschlossen die Brüder die Rückgabe dieses für die Geschichte der Wehr so besonderen Gegenstandes. Die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen waren am vergangenen Sonntag dann genau der richtige Anlass. Unter großem Applaus übergaben die beiden Spender schließlich den Wachsteck’n an Vorstand Tobias Schwamberger und Stellvertreter Stefan Kulzer. Zukünftig wird er seinen festen Platz im neuen Feuerwehrhaus finden – versehen mit Informationen darüber, „wos denn sua a Wachsteck’n iwahabts is“!
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