Thann bei Falkenberg
16.04.2025 - 11:49 Uhr

Gedenken am Mahnmal für 37 ermordete KZ-Häftlinge in der Gemeinde Falkenberg

Zahlreiche Falkenberger gedachten am Dienstag der 37 Opfer des Todesmarsches vom 15. auf 16. April 1945. Ein Mahnmal in einem Wald bei Thann erinnert an das schreckliche Geschehen. Über Details informierte Heimatforscher Harald Fähnrich.

„Der 15. April ist einer der schwärzesten Tage in der Geschichte unserer Marktgemeinde. Wir wollen heute der 37 Toten von damals gedenken und sie ehren“, sagte der Falkenberger Bürgermeister Matthias Grundler zu Beginn der Gedenkfeier, die am Dienstagabend vor dem steinernen Mahnmal im Waldstück Frombachtal bei Thann stattfand. Beim Todesmarsch vom 15. auf 16. April 1945 kamen rund um Thann 37 Menschen ums Leben. Der Gedenkstein, der vor zwei Jahren auf Initiative von Altbürgermeister Herbert Bauer neu hergerichtet wurde, erinnert an die Ereignisse.

Fast 70 Besucher, überwiegend Falkenberger, waren zum Gedenkstein gekommen, um der Menschen, die hier umkamen, zu gedenken. Am Dienstag hatte die Tirschenreutherin Lisa Schröpf das Mahnmal mit Blumen geschmückt. Weiter wurde in Erinnerung an die Toten von 1945 eine Säulenbuche gepflanzt. Mit vor Ort war der 75-jährige Johann Helm, dem heute das Waldstück gehört, wo das Denkmal steht und wo viele der Toten 1945 verscharrt worden sind. Damals wie heute steht dort ein Kiefern- und Fichtenwäldchen, das nichts von der Grausamkeit ahnen lässt.

Zeitzeugenberichte

Altbürgermeister Herbert Bauer erinnerte in seinen einleitenden Worten an den Todesmarsch, bei dem rund 1200 Häftlinge vom Konzentrationslager Buchenwald ins KZ Flossenbürg getrieben wurden. Dank galt Josef Helm, der einst das Denkmal 1995 hatte errichten lassen. „Die Gräueltaten des Holocausts sollten uns Mahnung sein“, sagte Bauer.

Mit den Ereignissen von damals setzt sich schon lange Heimatforscher Harald Fähnrich auseinander, der am Dienstagabend einen kurzen geschichtlichen Abriss des Geschehens gab. „Am 7. April sind sie damals vom KZ Buchenwald losmarschiert, am 15. April kamen sie nach Falkenberg und Thann, Ziel war das KZ Flossenbürg“, berichtete Fähnrich, der seine Informationen auch auf Aussagen von Josef Helm stützte, mit dem er 1985 Gespräche führte. „Ich muss dir vieles erzählen, sagte Josef Helm damals zu mir“, erinnerte sich Fähnrich, der zudem weitere Zeitzeugenaussagen einholte.

Erschlagen oder erschossen

Fähnrich: Warum wurde ausgerechnet Thann als Nachtquartier ausgesucht? „Ganz einfach, weil hier das Telefon funktionierte. Übernachtet wurde in Thann in drei Anwesen. Zur Verpflegung der Häftlinge wurden sieben Zentner Kartoffeln gedämpft, die sollten für 1200 Häftlinge als Essensration reichen.“ Begleitet wurden die Häftlinge von 80 Wachtposten der Nazis, war zu erfahren. Während die erschöpften Häftlinge schliefen, vergnügten sich ihre Wächter mit Frauen; „ja, es wurde sogar getanzt“, wusste Harald Fähnrich.

Am Montag, 16. April 1945, sollte es weitergehen. Beim morgendlichen Appell fehlten vierzig Häftlinge. „Mit Bluthunden wurde nach den Häftlingen gesucht und sie wurden gefunden, nur einer fehlte. Endlich, gegen 11 Uhr, ging es los in Richtung Schönficht. Wer nicht nach der Pfeife der Aufpasser spurte, wurde entweder erschlagen oder erschossen, am Wegesrand liegengelassen oder in einer Karre mitgenommen“, wusste Fähnrich. „Diese Bäume hier haben alle Blut getrunken“, sagte Fähnrich mit Blick auf das Drama. Interessant ist, dass viele der damaligen SS-Wachtposten erst 17/18 Jahre alt waren, viele äußerst brutal und menschenverachtend vorgingen, war zu erfahren.

„Hier im Waldgebiet von Thann gab es 21 Todesopfer zu beklagen“, sagte Fähnrich abschließend. Nachdenklich verfolgten die Besucher die Ausführungen von Harald Fähnrich. Insgesamt wurden im Raum Falkenberg 37 KZ-Häftlinge ermordet.

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Thann bei Falkenberg23.11.2023
Info:

Der Gedenkstein bei Thann

  • Zur Erinnerung an die 37 Opfer des Todesmarsches, der am 15./16. April 1945 durch Falkenberg und Thann führte
  • Gedenkstein wurde auf Initiative von Josef Helm 1995 errichtet
  • Vor zwei Jahren wurde der Stein auf Initiative von Altbürgermeister Herbert Bauer saniert
  • Das Mahnmal steht in einem Kiefern- und Fichtenwäldchen bei Thann
 
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