Thanstein
19.02.2024 - 13:27 Uhr

Nahwärme-Genossenschaft Thanstein macht den nächsten Schritt

Die Haushaltssperren bei staatlichen Förderstellen sind aufgehoben. Eine gute Nachricht für diejenigen, die hinter dem Nahwärmenetz Thanstein stehen. Sie forcieren jetzt auch die erforderliche Leitungsverlegung in der Dorfmitte.

Die Genossenschaftsmitglieder sind einstimmig für die anstehende Investition in die Planung zur Nahwärme-Leitungsverlegung in der Dorfmitte. Bild: mnt
Die Genossenschaftsmitglieder sind einstimmig für die anstehende Investition in die Planung zur Nahwärme-Leitungsverlegung in der Dorfmitte.

Zur Informationsveranstaltung der Nahwärme Thanstein eG (in Gründung) mit anschließender Generalversammlung hatten sich über 40 Interessierte und Genossenschaftsmitglieder im Gasthaus Träxler eingefunden.

Heinrich Reitinger, der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, hatte Aktuelles zur Fördersituation parat. "Erfreulicherweise wurden von allen Förderinstituten, die für den Bau eines Nahwärmenetzes nötig sind, die Haushaltssperren wieder aufgehoben", berichtete Reitinger. Im öffentlichen Bereich ist die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) zuständig, welche Planungskosten mit 50 Prozent fördert, sowie die Umsetzung mit 40 Prozent. Das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz garantiert dem Projekt maximal 250.000 Euro Fördermittel, bei einem Fördersatz von 40 Prozent. Im Privatbereich, also ab der Grundstücksgrenze der Anschließer, ist jetzt die KFW zuständig. Hier werden 30 Prozent der anfallenden Kosten gefördert und es gibt bis Ende 2028 einen Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent. Unter einer bestimmten Einkommensgrenze können weitere 30 Prozent Förderung dazukommen, insgesamt aber maximal 70 Prozent.

Weitere Interessenten

Reitinger zeigte auf einer Karte, wo sich die 32 Genossenschaftsmitglieder geografisch befinden und erklärte, dass aktuell acht weitere Haushalte deutliches Interesse zeigen und beitreten wollen. Derzeit stehe man also bei etwa 40 Anschließern.

Die folgende Grenzwertberechnung, welche mit Max Riedl vom Genossenschaftsverband Bayern durchgeführt wurde, zeigte tabellarisch auf, welcher Wärmepreis bei 40, 50 und 60 Teilnehmern für einen Anschluss entstehen würde. Die Faktoren Investitionssumme und Anzahl der Teilnehmer spielen hier eine entscheidende Rolle.

Ein Kostenbeispiel

Das Planungsteam hat die Kosten für den Tiefbau, Heizhaus und Heizungsanlage in den vergangenen Wochen noch einmal genauer unter die Lupe genommen und setzt aktuell Kosten zwischen 2,2 und 2,5 Millionen Euro als realistisch an. Die Einmalzahlung soll nach derzeitigem Stand für jeden Anschließer 8.000 Euro betragen, der Restbetrag, der nach Abzug der Förderungen bleibe, werde über eine Bank fremdfinanziert. Bei einer Investitionssumme von 2.250.000 Euro und 50 Teilnehmern könnte dies beispielsweise eine monatliche Grundgebühr von 60 Euro bedeuten und der Brutto-Wärmepreis läge bei 10,90 Cent/kWh.

Eine beispielhafte Vergleichsrechnung mit diesen Werten zeigte gegenüber der Anschaffung einer neuen Ölheizung über einen längeren Zeitraum einen finanziellen Vorteil. Laut Planungsteam spreche das geringere Risiko von Preisschwankungen bei Hackschnitzeln, Raumgewinn, Komfort und Wirkungsgrad für das Genossenschaftsmodell mit einem Wärmenetz. Max Riedl machte außerdem deutlich, dass die Einlage von 8.000 Euro beim Ausscheiden aus der Genossenschaft, zum Beispiel bei Hausverkauf, wieder zurückerstattet oder dem neuen Besitzer übertragen werde.

Einstimmig dafür

Wie bereits schon in den vergangenen Versammlungen bekanntgegeben, kommt die Dorferneuerung in der Dorfmitte für das Nahwärmenetz zeitlich nicht sehr gelegen, denn die Straßen rund um den Kirchplatz bis hin zum Tradweg werden ab April dieses Jahres saniert. Reitinger betonte: „Ohne die Dorfmitte kann ein großes Wärmenetz in Thanstein nicht realisiert werden, da viele Teilnehmer dort ansässig sind und sie als wichtiger Verbindungsweg für die Hauptleitung gilt". Es musste deshalb bei der Versammlung eine Entscheidung durch die Genossenschaftsmitglieder getroffen werden, ob in die Planung der Leitungsverlegung für die Dorfmitte investiert werden solle. Hier fallen im ersten Schritt Planungskosten zwischen 20.000 Euro und 27.000 Euro an, je nach Teilnehmerzahl sind dies Kosten zwischen 400 und 500 Euro, nach Abzug der Förderung. Die Genossenschaftsmitglieder stimmten einstimmig dafür, auch wenn derzeit klar ist, dass die Teilnehmerzahl für das gesamte Netz noch ansteigen müsse, um das Netz effektiv betreiben und bauen zu können.

Reitinger erklärte, dass bereits Ende März eine weitere Abstimmung notwendig werde, denn aktuell werden die Straßenbaumaßnahmen durch die Teilnehmergemeinschaft der Dorferneuerung vergeben und erst dann könne man für die Leitungsverlegung in Preisverhandlungen mit dem beauftragten Bauunternehmer treten und über die Investition entscheiden.

Zum Ende gab es noch einige Fragen und viele positive Wortmeldungen aus dem Zuhörerbereich. Die Gemeinschaft zeigte sich zuversichtlich, gemeinsam weitere Teilnehmer akquirieren zu können, denn dies sei nun die Hauptaufgabe in den kommenden Wochen. Die ersten drei Unterschriften konnten bereits kurz nach der Versammlung registriert werden.

Thanstein08.01.2024
Hintergrund:

Genossenschaft Nahwärme Thanstein in Gründung

  • Mitglieder: 35 Mitglieder
    Federführend:Vorstandsvorsitzender Heinrich Reitinger, Stellvertreter Stefan Weininger, Aufsichtsrat Matthias Niebauer, Ludwig Dirscherl, Johann Zwicknagel, Wolfgang Schmidt
  • Hausanschlüsse: Derzeit rund 40
  • Investitionskosten: 2.250.000 Euro
  • Kosten und Anschließer:40 Teilnehmer: 8.000 Euro Einmalzahlung, monatliche Grundgebühr 60 Euro, 13,50 ct/kWh; 50 Teilnehmer: 8.000 Euro Einmalzahlung, monatliche Grundgebühr 60 Euro, 10,90 ct/kWh; 60 Teilnehmer: 8.000 Euro Einmalzahlung, monatliche Grundgebühr 60 Euro, 9,30 ct/kWh
 
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