Zur vierten Arbeitskreissitzung der Flurwerkstatt Thanstein-Tännesried hatte Bauoberrat Martin Stahr zu einer Videokonferenz eingeladen. 40 Teilnehmer wählten sich ein, außerdem wurde die Veranstaltung im Feuerwehrhaus übertragen. Stahr zeigte den aktuellen Standpunkt der Flurwerkstatt auf, welche im Oktober 2019, auf Antrag des Gemeinde Thanstein, ins Leben gerufen wurde und seither bereits einige Sitzungen, Exkursionen und Begehungen mit sich brachte. "Wir befinden uns immer noch in einer Konzeptphase, deren Ergebnisse bei einer Einleitung des Verfahrens als Grundlage für eine zu wählende Vorstandschaft dienen sollen. Es ist daher noch lange nichts im Detail entschieden", betonte der Bauoberrat.
Außerdem sparte er nicht mit Lob für die Thansteiner und Tännesrieder, die auch schon die letzte Sitzung coronabedingt digital abhielten und hierfür über die Landkreisgrenzen hinweg in diesem Themengebiet als Vorreiter gelten. Anschließend stellte Landschaftsarchitekt Gottfried Blank vom beauftragten Planungsbüro die aktuelle Struktur- und Nutzungskartierung im Projektgebiet vor. Die Planer haben seit der letzten Sitzung im Februar 2021 bei mehreren Vor-Ort-Begehungen über 1300 Strukturen, wie Grünland, Ackerland, Bäume, Hecken und Wege erfasst, um die Auswirkungen von angedachten Wegenetzplanungen und Anpassungen von Geländestruktur frühzeitig naturschutzfachlich bewerten zu können. Der aktuelle Stand der Bilanzierung für den etwa 12,4 Kilometer langen Wegebau sieht vor, dass rund 50 967 Wertpunkte an Ausgleichsbedarf nötig sind. Durch einen Wegerückbau, zur Schaffung zeitgemäßer Feldstücke, würde sich dieser Bedarf auf 40 212 Wertpunkte reduzieren.
Streuobst und Magerwiesen
Ergänzend hierzu hat das Planungsbüro eine Liste an möglichen Maßnahmen vorgestellt, welche umgesetzt werden könnten: Zum Beispiel könne dies durch das Anlegen von Streuobstwiesen, Magerwiesen, Obstbaumreihen geschehen oder der Herstellung von Bachöffnungen und -renaturierungen im Projektgebiet.
Besonders wurde hier auch das Thema Erosionsschutz angesprochen, welches in geeigneten Gebieten beispielsweise durch das Einbringen von neuen Strukturen und Hangunterteilungen sowie der Änderung der Bewirtschaftungsrichtung erreicht werden könne. Dazu stellten die Verantwortlichen exemplarisch Bilder und Grobskizzen vor. Martin Stahr erwähnte, dass die Entstehung eines Zentimeters Humus circa 100 Jahre dauert. Daher müsse man alles daransetzen, den Humus an Ort und Stelle zu behalten und Bodenerosionen vorbeugen.
Kostenschätzung liegt vor
Bei der vorläufigen Kostenaufstellung machte der Bauoberrat deutlich, dass sich - durch kleinere Änderungen seit der letzten Sitzung - die geplante Wegelänge um etwa 1000 Meter auf nun 12,45 Kilometer verändert hat. Nach aktuellen Berechnungen kann von Wegebaugesamtkosten (inklusive Planung und Vermessung) von rund 3,7 Millionen Euro ausgegangen werden.
Die Eigenleistung der Grundstückseigentümer würde bei einer Förderung von 85 Prozent bei circa 1 500 Euro pro Hektar liegen. Bei der Durchführung eines ökologischen Verfahrens (Förderbonus von weiteren 5 Prozent), würden dann rund 1 000 Euro pro Hektar anfallen. Bei zusätzlicher langfristiger Verpachtung von mindestens zehn Jahren können diese Beträge sogar noch halbiert werden, erklärte Stahr.
Zum Ende erläuterte der Bauoberrat noch den weiteren Ablauf einer möglichen Flurneuordnung. Die Themen Vorstandswahl, Neuverteilung und Vermessung wurden dabei behandelt und Zwischenfragen aus der Runde unmittelbar beantwortet. 2022 soll die planerische Arbeit abgeschlossen und die Vorbereitung der Einleitung für 2023 erfolgen.
Alle Informationen zur Flurwerkstatt sind auf der Homepage der Kommune (www.vg-neunburg.de/seite/473 546 /flurwerkstatt) einsehbar. Weitere Fragen, wie persönliche Bedenken oder mögliche Unklarheiten zum Ablauf eines Flurneuordnungsverfahren, sollen bis Dienstag, 4. Januar 2022, an Martin Stahr schriftlich oder per E-Mail (martin.stahr[at]ale-opf.bayern[dot]de) gestellt werden.
„Wir befinden uns immer noch in einer Konzeptphase. Es ist daher noch lange nichts im Detail entschieden.“
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