Urlaub auf dem Land: Während der Pandemie umso beliebter

Thanstein
29.04.2022 - 16:59 Uhr
OnetzPlus

Viel Platz und Freiheit: Das haben die Menschen während der Corona-Pandemie gesucht, ist der Eindruck von Ferienhof-Betreibern um Oberviechtach. Trotzdem bringt die neue Saison ohne Corona-Regeln Erleichterung.

"Das kann man nicht nachholen", sagt Sabrina Schafbauer vom Simmernhof in Thanstein über die Einbußen während der Corona-Pandemie. Sie und ihre Familie bieten in fünf Wohnungen Ferien auf dem Bauernhof an. Für diese Saison ist die Tourismus-Branche im Oberviechtacher Umland aber guter Dinge.

Während ein Kleiderladen vielleicht nach einer schlechten Phase dafür umso mehr Klamotten verkaufen könnte, weil die Leute diese eben brauchen, kann ein Anbieter aus der Tourismusbranche das nicht – mehr als voll belegen gehe schließlich nicht, erklärt Schafbauer. Der Simmernhof ist hauptsächlich für Familienurlaube ausgestattet: mit Ponyreiten, Alpakas und einem Spielplatz. "Wir sind nicht nur auf die Vermietung angewiesen, wir haben mehrere Standbeine", erklärt Sabrina Schafbauer. Ihr Mann geht noch arbeiten, auf dem Hof betreiben die Schafbauers noch Mutterkuhhaltung. Sie seien daher ganz gut durch die Krise gekommen, andere habe es da sicherlich härter getroffen.

Urlaub auf dem Land beliebt

Ihr Eindruck ist aber, dass die Leute während der Corona-Pandemie verstärkt den Urlaub auf dem Land gesucht haben – zumindest, wenn die Branche nicht gerade komplett geschlossen haben musste. "Eine Familie aus der Stadt, die zu viert auf 50 Quadratmetern wohnt, war froh, mal rauszukommen."

Zusätzlich bedeuteten die strengen Hygieneregeln einen großen Mehraufwand. Noch mehr putzen und desinfizieren, um das zu schaffen, hat Sabrina Schafbauer die Anreise von 14 auf 16 Uhr verschoben, um über die Runden zu kommen. Diese Saison sind die Corona-Regeln wieder lockerer. Manches bleibt aber: "Wir weisen schon noch auf Abstand und Handhygiene hin", erklärt Schafbauer, auch die Desinfektionsmittelspender stehen weiterhin zur Verfügung. Auch wenn das mit dem Abstandhalten gerade auf einem Ferienhof eher ungewohnt ist. "Hier ist alles sehr familiär, wir nehmen die Kinder überall hin mit."

Auf dem Hanauerhof in Gaisthal bei Schönsee gibt es vier Ferienwohnungen. Weil eine davon derzeit privat genutzt wird, stehen momentan aber nur drei für Urlauber zur Verfügung. Auch hier ist man auf Familien mit kleineren Kindern spezialisiert. Verschiedene Tiere, die auch gestreichelt werden können, gibt es hier für Kinder, ebenso Ponyreiten. "Viele kommen, die noch nie ein Schaf aus der Nähe gesehen haben", erklärt Barbara Hanauer.

Einbußen hatte man auf dem Hanauerhof vor allem während der Osterzeit 2020 und 2021. "Das fiel flach." Die übrige Zeit habe es eigentlich nicht weniger Buchungen gegeben. Auch Barbara Hanauer hat den Eindruck, dass die Menschen eher speziell den Urlaub auf dem Land gesucht haben.

Trotzdem erwartet sie diese Urlaubssaison eine Erleichterung. Zwar bitte sie ihre Gäste nach wie vor um Rücksichtnahme, achtet weiter auf Abstand und regelmäßiges Lüften. Die strengen Regeln, die Kontrolle, Dokumentierung und Testung der Nicht-Geimpften fallen jedoch weg. "Das war etwas unangenehm, wie die Polizei da zu stehen", erzählt Barbara Hanauer von den beaufsichtigten Selbsttests, die ihre Gäste zum Teil vor Ort gemacht haben. "Aber das hilft nichts, da muss man auf alle schauen. Das haben wir schon strikt gemacht."

Anstieg auf Vor-Corona-Niveau

Alexandra Beier vom Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald rechnet damit, dass dieses Jahr wieder die Übernachtungszahlen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 erreicht werden könnten. Auch der Sommer vergangenes Jahr sei schon gut gelaufen, doch die Tourismusbranche konnte erst ab Mai öffnen – und schon im November ist die Saison in vielen Bereichen wieder vorbei. "Alle Betriebe haben unter der Corona-Pandemie gelitten."

Dafür werde seit der Pandemie im Verhältnis aber mehr Urlaub in Deutschland gemacht, auch Ausflüge aufs Land stünden hoch im Kurs. "Nach Natur, Ruhe und Erholung wurde während der Pandemie schon verstärkt gesucht", erklärt Beier. Noch schwerer hätten es da Hotels in Städten gehabt, die zum Teil auch von Tagungen oder Messen abhängig sind.

Schon seit Anfang des Jahres seien die Buchungszahlen hoch, der Kriegsbeginn in der Ukraine habe die Menschen nun jedoch wieder verunsichert und zögerlicher gemacht. "Die Betriebe sind schon recht zufrieden", ist Alexandra Beiers Eindruck für diese Urlaubssaison.

Hintergrund:

Tourismus in Zahlen

  • Übernachtungen im Oberpfälzer Wald: 2021: 862 411 (Vergleich zu 2020: + 10,6 Prozent, Vergleich zu 2019: - 23,3 Prozent)
  • Übernachtungen im Landkreis Schwandorf: 319 265 (Vergleich zu 2020: + 8 Prozent, Vergleich zu 2019: -17,2 Prozent)
  • Hochrechnung Umsatzverlust im Oberpfälzer Wald: rund 28 Millionen Euro
  • Hochrechnung Umsatzverlust im Landkreis Schwandorf: rund 7,5 Millionen Euro
 
 

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