Bei "schnittigen Flitzern" kommen einem nicht unbedingt Straßenwalzen in den Sinn. Dabei können sich die modernen Schwergewichte aus dem Hause Hamm mit ihrem preisgekrönten Design durchaus sehen lassen, wenn auch Tempo kein Thema ist. Eher als markant kann das Design einer der außergewöhnlichsten Maschinen der Tirschenreuther Walzenbauer bezeichnet werden. Dabei war die legendäre Gummiradwalze der Hamm AG in den 60er Jahren bestimmt ein Hingucker.
Bewährtes Zugpferd
Vor 55 Jahren entwickelt, hat sich das Gesicht der GRW durch die Jahre kaum verändert. Bis jetzt war diese kantige Konstruktion als bewährtes Zugpferd des Unternehmens im Sortiment. Aktuelle Ansprüche gerade an die Abgasbehandlung haben vor vier Jahren einen leistungsfähigen Nachfolger geschaffen - und sorgen jetzt für das "Aus" der alten GRW. Am Dienstag rollten die letzten GRW 18 in Tirschenreuth vom Band. Ziel der letzten Charge war Saudi Arabien.
Noch heute Stand der Technik
Als "Vater" der Gummiradwalze in Tirschenreuth steht Konstrukteur Hermann Feistenauer in den Büchern. Der Diplom-Ingenieur verpasste der Maschine mit ihren acht Gummirädern einen richtungsweisenden Allradantrieb sowie eine Allradlenkung, die heute noch Stand der Technik sind.
Tonnenschwere Zuladung
Einzigartig damals auch die ausgeklügelte Niveauregulierung, ein Prinzip, das sich weltweit durchsetzte. So fortschrittlich die "Weltneuheit" war, so nüchtern packten sie die Walzenbauer in ein sehr funktionell gehaltenes, kantiges Design. Der Korpus bot Platz für tonnenschwere Zuladung und schuf damit in den kommenden Jahren auch verschiedene Varianten der GRW, die Arbeitsgewichte von 10 bis maximal 35 Tonnen erlaubten.
Wie ein "Bügeleisen"
Die ungewöhnliche Maschine fand schnell eine große Abnehmerzahl in aller Welt. Bereits beim Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals zeigten sich die Qualitäten. So schaffte es die GRW als einzige Walze, die 33 Prozent steilen Böschungen hinauf und hinunter zu rollen. Durch die Niveauregelung konnte der Aufbau angehoben und so der Druck besser auf den schrägen Untergrund verteilt werden.
Wissen für die Konkurrenz
Zudem hat das Gerät mit der rein statischen Verdichtung auch Vorzüge bei der Bearbeitung von heißem Asphalt. Wie ein "Bügeleisen" rollte die GRW am Anfang sowie am Ende über den Belag. Sogar auf Sandpisten zeigten sich die Vorzüge des statischen Verdichters. In Zeiten der höchsten Nachfrage rollte die GRW als Lizenzbau auch bei anderen Werken, etwa Stavostroj in Tschechien von Band - und versorgte die Konkurrenten mit Fachwissen.
Nachfolger seit vier Jahren
Was die GRW letztlich "ausbremste" sind moderne Abgasnormen, vielleicht auch der recht rustikale "Look". Vor zehn Jahren startete die Entwicklung einer Nachfolgerin, die 2016 als Prototyp auf der "Bauma" präsentiert wurde, die "Hamm Pneumatic".
Die Gummiradwalze GRW der Firma Hamm wird seit 1965 in verschiedenen Ausführungen (Arbeitsgewichte 10 bis 35 Tonnen) hergestellt. Der Urprototyp war die GRW 25. Die Maschinen wurden von Dieselmotoren mit maximal 85 Kilowatt angetrieben. In den Anfangsjahren kostete etwa eine GRW 10 rund 60.000 Mark. (ws)
Nur der Käfer schlägt die Gummiradwalze
Dass Maschinen oder Fahrzeuge Jahrzehnte ohne markante optische Veränderungen vom Band laufen, ist eher selten. Als erstes fällt einem da der VW Käfer ein. Der wurde schon 1938 auf die Straße geschickt und rollte in Deutschland bis 1978 aus den Werkstoren. Diese 40 Jahre kann die Gummiradwalze mit 55 Produktionsjahren locker schlagen. Freilich ist der "Käfer" dann noch bis 2003 in Mexiko produziert worden, am Ende insgesamt 21,5 Millionen Stück. Da kann die GRW mit fast 7000 Stück nicht mithalten. (ws)
Der erste Strafzettel
Wohl viele Jahre zurück liegt eine Geschichte, die sich in den Pioniertagen der Gummiradwalze ereignet haben soll. Auf einer Testfahrt am Grenzkamm soll ein Ordnungshüter das Gefährt gestoppt und an der Weiterfahrt gehindert haben. "Acht abgefahrene Reifen", bemängelte der Polizist. Ob's wirklich so war - und was dann geschah, ist nicht bekannt. (ws)
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