Angst vor weggeworfenen Wurstsemmeln geht bei Schweinezüchtern um

Tirschenreuth
22.09.2020 - 16:37 Uhr

Noch ist die Afrikanische Schweinepest Hunderte von Kilometern weg. Doch schon eine weggeworfene Wurstsemmel kann die Situation grundlegend verändern.

Wildschweine.

Die Afrikanische Schweinepest ist für Menschen ungefährlich, für Schweinehalter kann sie jedoch schnell zur existenziellen Gefahr werden. Der Freistaat Bayern hat deshalb in den grenznahen Landkreisen und kreisfreien Städten zu Thüringen, Sachsen und zur Tschechischen Republik die Aufwandsentschädigung für das Erlegen von Frischlingen von 20 auf 100 Euro pro Tier erhöht. Bereits vorher hatte der Landkreis beschlossen, mit einer Abschussprämie von 30 Euro pro Tier die Lust der Jäger, auf Jung-Wildschweinjagd zu gehen, etwas zu fördern.

Kreisräte uneins

Die Verwaltung warf nun im Kreisausschuss die Frage auf, ob es angesichts der bayerischen Förderung den Landkreis-Obolus künftig überhaupt noch brauche. Hier waren sich die Kreisräte uneins. Während CSU-Fraktionssprecher Bernd Sommer anklingen ließ, dass seiner Meinung nach das finanzielle Engagement des Freistaats völlig ausreichend sei, sprach sich Kreisbauernobmann Ely Eibisch von den Freien Wählern sogar für eine Erhöhung des Landkreiszuschusses um weitere 20 Euro pro Frischling aus, was wiederum SPD-Sprecher Uli Roth strikt ablehnte: "130 Euro sind das Ende der Fahnenstange."

Landrat Roland Grillmeier ließ nicht darüber abstimmen. Er kündigte stattdessen bei den Beratungen am Montag an, dass der Landkreis die Entwicklung genau im Auge behalten und gegebenenfalls reagieren werde. Damit gibt es für die Jäger im Landkreis bis zum Ende des Jagdjahres 2020/2021 auch weiterhin 130 Euro pro Wildschwein.

Nach Auskunft von Sachgebietsleiter Reinhard Höcht vom Amt für Öffentliche Sicherheit und Ordnung zeigt die Förderung Wirkung.Im Jagdjahr 2019/2020 wurden 42 480 Euro an Entschädigungen an 101 Revierinhaber ausbezahlt. Waren in den Vorjahren jeweils etwa 1000 Wildschweine im Landkreis erlegt worden, ist die Strecke im vergangenen Jagdjahr auf 1794 Stück angewachsen. "Das ist eine Steigerung von fast 80 Prozent", hat der Sachgebietsleiter ausgerechnet. Die Aufwandsentschädigung sei somit ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Seuchenprävention. Grund für die Diskrepanz bei der Rechnung ist die Tatsache, dass es für die Jäger der Staatsforsten keinen Zuschuss gibt.

"Die Sache rückt näher"

Reinhard Höcht warnte davor, sich in Sicherheit zu wiegen, weil der Ausbruchsort in Deutschland doch relativ weit weg sei. "Die Sache rückt näher." Dr. Klemens Dötsch, Leiter des Veterinäramts, betonte zudem, dass sich die Suche "nicht nur auf dem Landweg" ausbreite, sondern locker auch ein paar hundert Kilometer überspringen könne. Eine achtlos weggeworfene Wurstsemmel eines Fernfahrers reiche theoretisch schon aus, um die Seuche in den Landkreis einzuschleppen. Das Thema sei deshalb bereits seit 2017 hochaktuell für den Landkreis. Behördenvertreter, Jäger und Landwirte seien in ständigem Austausch. Man habe bereits den Ernstfall im Landkreis durchgespielt und Helfer geschult, verriet der Veterinär. Die Feuerwehren und Landwirte, die selbst keine Schweine hätten, hätten ihre Unterstützung zugesagt. Der Landkreis sei damit in der Lage, relativ rasch Such- und Bergetrupps zur Seuchenbekämpfung auf die Beine zu stellen.

Während die Suche selbst noch weit weg ist, haben die Auswirkungen des Ausbruchs in Brandenburg nach Auskunft von Bauernobmann Ely Eibisch bereits den Landkreis erreicht. Der Kilopreis für Schweinefleisch sei auch in der Region bereits um fast 30 Cent gefallen, berichtete Eibisch.

Tirschenreuth21.09.2020
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