Tirschenreuth
24.07.2022 - 10:37 Uhr

Anti-Cybermobbing-Film "Du kannst es stoppen" feiert Premiere

Hassnachrichten und Beleidigungen im Internet sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Über die Gefahren, aber auch die Prävention gegen Cybermobbing hat das Jugendmedienzentrum T1 einen Film gedreht. Dieser feierte nun Premiere.

Cybermobbing betrifft Kinder und Jugendliche weltweit – auch im Landkreis Tirschenreuth. Beschimpfungen, Beleidigungen oder vertrauliche Bilder werden über die sozialen Medien wie WhatsApp, Facebook, Snapchat oder Instagram gepostet und verbreitet. Diese permanenten Attacken haben für die Opfer gravierende Folgen. Darüber, aber auch, wie die Beleidigung über das Internet verhindert und beendet werden können, möchte der Anti-Cybermobbing-Film "Du kannst es schaffen" aufklären. Im Cineplanet Tirschenreuth feierte der Film nun Premiere. Geladen waren Schüler und Lehrer und Verantwortliche der Polizei.

Zwei Jahre Arbeit haben die Verantwortlichen des Jugendmedienzentrums T1 in Tannenlohe in das Projekt gesteckt. Zum Film entstand auch ein Quiz, welches vor allem in Schulen zum Einsatz kommen soll. "Ziel ist es, auf das Thema aufmerksam zu machen. Das Begleitmaterial soll zur Prävention von Cybermobbing beitragen und die Zivilcourage im Internet erhöhen", sagte Medienpädagogin Cirta Rosbach. In dem zehnminütigen Kurzfilm wird die fiktive Geschichte von Felix erzählt. Der Teenager bekommt rund um die Uhr Hassnachrichten und Beleidigungen der Mitschüler auf sein Handy. "Du bist Dreck" oder "Bring dich doch um", steht in den Nachrichten die der Jugendliche erhält. Viele bekommen es mit, Einige finden es nicht gut, reagieren aber nicht. Die Beschimpfungen eskalieren. Der Alltag wird für ihn zum Albtraum. Nach einem Monat voller Hass sperrt sich Felix auf der Schultoilette ein. Das Bild wird schwarz. Wie die Geschichte endet, lässt der Film offen.

Dreharbeiten an der Himmelsleiter

Ohne Mobbing-Attacken verlief die Schulzeit von Mattis Moll. Der 21-jährige Schauspiel-Student aus Regensburg verkörpert im Kurzfilm die Rolle des "Felix". "Als Vorbereitung auf den Film habe ich mit einer Freundin gesprochen, die in ihrer Schulzeit gemobbt wurde", erzählt er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Zur Vorbereitung gehörten auch Gespräche mit verschiedenen Trainern. Sich zurück in die Schulzeit zu versetzen, fiel ihm leicht. Schwerer hingegen, die Gefühle eines Opfers nachzuempfinden. Die Nachrichten, die im Film gezeigt wurden, basierten auf reale Textnachrichten. "Das zu sehen fühlt sich einfach schlimm an." Trotz schwerer thematischer Kost habe ihm die Arbeit am Set gefallen. Ebenso sehen es seine Schauspielkollegen. Die Jugendlichen sind zwischen 14 und 16 Jahre alt und stammen alle aus dem Raum Regensburg und Straubing. Sie alle hoffen, dass es durch den Film weniger Opfer von Cybermobbing gibt.

Das wünscht sich auch der Regensburger Pädagoge und Hip-Hop-Musiker "Friendly Falcon". Er steuerte den Titelsong zum Film bei. Die Dreharbeiten für das Musikvideo fanden an der Himmelsleiter in Tirschenreuth statt. Weil er selbst von Mitschülern beleidigt wurde, fing er vor 20 Jahren damit an, Musik zu machen. Das Lied soll zum nachdenken anregen.

Große Belastung für Opfer

"Cybermobbing kann auf vielen Wegen enden", sagt Cirta Rosbach. Leistungseinbrüche in der Schule, Gewaltfantasien, Rückzug, Depression, psychosomatische Reaktionen und im schlimmsten Fall Suizidgedanken zeigen die große Belastung der Opfer. Entscheidend ist, wie Schüler, Lehrer und Eltern die Sache angehen und sie besten Falls unterbinden, bevor die Hassnachrichten verschickt werden. Ziel des Films ist zu zeigen, dass nicht nur die „Täter“, sondern auch die sogenannten "Bystander" – die stillen Mitleser – verantwortlich dafür sind, wie Mobbing seinen Lauf nimmt und immer schlimmer werden kann.

Am Ende des Films erklären die Darsteller in ihrer Rolle, wie und wann sie Handeln hätten müssen, damit es nicht zu Cybermobbing kommt und wie sie es in der Anfangsphase hätten stoppen können. Nach einer Studie der Barmer Krankenkasse vom Januar dieses Jahres war jeder Siebte befragte Jugendliche von Cybermobbing direkt betroffen gewesen. 43 Prozent der 14 bis 17 Jahre alten Jugendlichen gaben an, solche Vorfälle bei anderen beobachtet zu haben.

Hintergrund:

Das ist das Medienzentrum T1

  • Einrichtung für die Vermittlung von Medienkompetenz im Rahmen von Schulprojekten, Workshops oder deutsch-tschechischen Medienprojekten
  • Ziel: Kindern und Jugendlichen einen verantwortungsvollen, aktiven und kreativen Umgang mit Medien zu lehren
  • Kinder und Jugendliche entwickeln Filme, Fotos, Comics, Trickfilme, Hörspiele
  • gegründet 2008, befindet sich im Obergeschoss der Jugendherberge Tannenlohe
  • Träger ist der Kreisjugendring Tirschenreuth
  • Infos zum Film unter: www.dukannstesstoppen.de
 
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