Bürger reden beim Demografiewandel im Landkreis Tirschenreuth mit

Tirschenreuth
01.01.2023 - 14:50 Uhr
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Als einziger Landkreis in Bayern erhält Tirschenreuth Mittel aus dem Pilotprogramm "Demografiefeste Kommune". Bisher ist man im Stadium der Analyse. Doch bald sollen ganz konkret die Bürger mitgestalten.

Damit es sich im Landkreis Tirschenreuth in jedem Alter gut leben lässt, sind viele Herausforderungen zu bewältigen. Der durchschnittliche Oberpfälzer ist 44,3 Jahre alt, der durchschnittliche Bürger aus dem Landkreis Tirschenreuth schon jetzt 46,1 Jahre, belegt das Landesamt für Statistik.

Während die Einwohnerzahlen in manchen Regionen des Freistaats wachsen, haben viele ländliche Gebiete mit einem Bevölkerungsschwund zu kämpfen. Im Landkreis Tirschenreuth erscheint die Talfahrt zuletzt zwar gebremst, doch besteht hier besonders großer Handlungsbedarf. Schließlich ist hier oberpfalzweit der größte Verlust an Einwohnern zu verzeichnen. Über ein Sonderprogramm fließen 174.000 Euro, um individuelle Strategien zu entwickeln. Das Programm "Demografiefeste Kommune" läuft von 2021 bis 2025. Aus der Oberpfalz sind außer dem Landkreis Tirschenreuth nur die Städte Weiden und Waldmünchen dabei.

Der Landkreis Tirschenreuth wurde ausgewählt, weil hier laut Heimatministerium bereits große Anstrengungen unternommen wurden, die Veränderungen durch den demografischen Wandel zu bewältigen. Als Pilot-Landkreis soll er Vorbild für Regionen mit ähnlichen Problemen sein. Im Mittelpunkt stehen die Gemeinden Waldershof und Bad Neualbenreuth, die sich auch einzeln um die Förderung beworben hatten.

In wenigen Wochen startet die Bürgerbeteiligung in den beiden Pilotkommunen: Am 3. Februar 2023 sind besonders die Einwohner von Bad Neualbenreuth und Umgebung in den Tillensaal eingeladen, am 4. Februar sind die Waldershofer im Pfarrheim gefragt. Unter dem Titel "Demografiewerkstatt" sollen Ideen und Handlungsansätze entwickelt werden.

Jung und Alt gefragt

"Wir bereiten eine breite Bürgerbeteiligung vor", erläuterte Sachbearbeiterin Isabel Sommerer im Kreisausschuss. "Wir wollen Jung und Alt ansprechen, einen Querschnitt der Bevölkerung, um möglichst viele Ideen zu sammeln." Schlagworte aus der Präsentation wie "Open-Space-Phase" musste Sommerer im Ausschuss auf Nachfrage übersetzen: "Die Bürger sollen in offener Atmosphäre zu ausgesuchten Themen wie Wohnen oder Wirtschaft mitarbeiten. Es geht nicht nur um Vorträge und Vermittlung von Informationen, die Leute sollen aktiv mitgestalten können."

Die Ergebnisse sollen von einem "Graphic Recorder" festgehalten werden, was eine erneute Frage aus dem Gremium nach der Bedeutung zur Folge hatte. "Das ist ein grafischer Illustrator, der ein Protokoll in Form von Bildern erstellt", klärte die Referentin aus dem Sachgebiet Kreisentwicklung, Regionalmanagement und Wirtschaftsförderung auf.

Zum Mitmachen und Diskutieren sind Interessenten aus dem ganzen Landkreis willkommen. Sie können sich bei folgenden Schwerpunkten einbringen: Gesellschaft und Kultur, Wohnen und Nahversorgung, Wirtschaft und Infrastruktur. Termine sind am Freitag, 3. Februar, von 17 bis 20 Uhr in Bad Neualbenreuth und am Samstag, 4. Februar, von 10 bis 13 Uhr in Waldershof.

"Wir haben uns für das Pilotprojekt beworben, weil sehr viele unserer Bürger über 65 Jahre alt sind", verdeutlichte Waldershofs Bürgermeisterin Margit Bayer (CSU). Bei Projekten wie einem Mehrgenerationenhaus stehe man am Anfang, dankte sie dem Landkreis für die Vorarbeit: "Als Einzelkommune hätten wir nicht den Zuschlag bekommen." Hans Klupp (Freie Wähler) machte darauf aufmerksam, dass der Markt Plößberg ins Bundesprogramm "Zukunftswerkstatt Kommune" aufgenommen wurde und sah hier Schnittstellen: "Wir müssen nicht das Rad neu erfinden."

Agieren statt reagieren

Josef Schmidt (Grüne) brachte das Modell Bürgerrat ins Spiel, bei dem man durch die Auslosung nach dem Zufallsprinzip Leute erreiche, die sonst nicht dabei wären: "Das bringt interessante Ergebnisse." Uli Roth (SPD) hoffte, dass in allen Kommunen Menschen zum Mitmachen motiviert werden. Matthias Grundler (Zukunftsliste) empfahl eine Vernetzung mit der Rückkehrerkampagne des Landkreises. Demografie sei ein bewegendes Thema der nächsten Jahrzehnte, das man nicht nur hinnehmen und beschreiben, sondern aktiv beeinflussen könne. "Wir freuen uns aufs Agieren", sah Bernd Sommer (CSU) in der Bürgerbeteiligung eine Schlüsselfunktion.

Hintergrund:

Projekt "Demokratiefeste Kommune"

  • Teilnehmer: 13 Pilot-Kommunen in Bayern
  • Zeitraum: 2021 bis 2025
  • Fördersumme: insgesamt 1,55 Millionen Euro
  • Landkreis Tirschenreuth: 174.000 Euro
 
 

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