Ebenso einstimmig wie vor 16 Monaten die Entscheidung für eine neue Halle fiel am Montag im Kreisausschuss das Votum zur Sanierung aus. Die Kosten hatten sich von einst knapp 7,5 Millionen Euro praktisch verdoppelt, wie neue Berechnungen ergaben. Die gründliche Überprüfung, ob eine Sanierung nicht doch sinnvoller wäre, brachte einen eindeutigen Befund.
Trotz einer größeren Nutzfläche würde eine Sanierung 2,7 Millionen Euro einsparen. Aktuell stehen 10,8 Millionen Euro für eine runderneuerte Halle samt Anbau im Raum, während der Neubau samt Abbruch 13,5 Millionen kosten würde. "Vieles spricht für eine Sanierung", gab Landrat Roland Grillmeier in der Sitzung die Marschrichtung vor. Das Einsparpotenzial war für ihn entscheidend. "Wir haben zu schnell auf einen Neubau gesetzt."
Mit dem ausdrücklichen Vorbehalt, dass es sich bei den Zahlen für die Sanierung noch um eine Kostenschätzung handle, erläuterte Architekt Markus Neuber aus Landshut die Überlegungen. "Man könnte das Ganze sanieren", lautete das Ergebnis nach Besichtigung der Fachplaner. Das an sich stabile Gebäude, das nach den Standards der 1970er Jahre gebaut worden sei, könne stehen bleiben. Erneuert würde alles andere: Dach und Fassade, Fenster, energetische Ausstattung, Sanitäranlagen und sämtliche Oberflächen innen.
1600 Kubikmeter Stahlbeton
Die reinen Technikkosten seien bei einer Sanierung fast so hoch wie bei einem Neubau, räumte der Architekt ein. Aber beim Erhalt des Rohbaus könnten rund 1600 Kubikmeter Stahlbeton an Ort und Stelle bleiben, nannte Neuber einen finanziellen wie ökologischen Aspekt. "Außerdem steht die Halle, so wie sie steht, sehr gut", lobte er die Anbindung ans Gymnasium.
Marcus Hartl vom Bau- und Projektmanagement BPM aus Pfarrkirchen ging näher auf die Sanierungskosten ein. "Man spart sich den Abbruch und der Rohbau steht schon, ohne nennenswerte Schäden", sagte er. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sei möglich, aber noch nicht enthalten. Die Kosten dafür schätzte er auf 134.500 Euro. Bereits eingerechnet sei ein zweigeschossiger Anbau mit knapp 600 Quadratmetern Nutzfläche. Der sehe im Erdgeschoss Geräteräume für die Vereinsnutzung und Versorgung der Außensportanlagen, im Obergeschoss einen Flur zum Tribünen- und Umkleidebereich sowie einen Konditionsraum als "vierte Halle" vor. Insgesamt seien nach der Sanierung rund 250 Quadratmeter mehr nutzbar als nach einem Neubau. Ein Aufzug soll für barrierefreien Zugang sorgen.
Man tue sich schwer mit der Entscheidung, räumte der zur Sitzung geladene Schulleiter Albert Bauer ein. Gravierender Nachteil bei einer Sanierung sei der Ausfall der Halle als Sportstätte für wenigstens ein Jahr. Deshalb müsse man sich frühzeitig um Ersatzlösungen kümmern, auch im Hinblick auf die Sportnoten gerade in der Oberstufe. Zu den Vorteilen einer Sanierung gehörten jedoch geringere Kosten und Nachhaltigkeit. Der geplante Konditionsraum biete gute Voraussetzungen als Ausweichhalle, auch der beliebte Boulderraum bleibe erhalten, zählte Bauer weitere Aspekte auf.
Mit Tribüne und Boulderraum
Die Zuschauertribüne, bei den Neubauplänen abgespeckt vorgesehen und ein gewisser Knackpunkt vor allem bei Vereinen, könnte ebenfalls bleiben, freute sich Peter Gold. Der Zweite Bürgermeister von Tirschenreuth versicherte die Bereitschaft der Stadt, einen Anteil an der Finanzierung zu leisten. Für die hallenlose Zeit während der Bauphase versprach er den Nutzern: "Da könnten wir Vorschläge machen, wie wir ein Jahr gut über die Runden kommen."
Die ursprünglichen Neubaupläne verteidigte am Montag niemand im Kreisausschuss. Alle Sprecher der Fraktionen trugen das neue Sanierungskonzept mit. Nun soll eine Kostenbeteiligung mit der Stadt Tirschenreuth erarbeitet werden. In der Vorlage des Projektmanagements war der Anteil der Vereinsnutzung bei den reinen Baukosten mit etwa 27 Prozent veranschlagt. Zum Baubeginn äußerte sich Landrat Grillmeier abschließend: "Eventuell nächstes Frühjahr. Das ist sportlich, aber möglich."
Dreifachhalle hat 45 Jahre Nutzung hinter sich
- 1974 wird der Neubau des Stiftland-Gymnasiums am Tirschenreuther Stadtrand eingeweiht.
- 1976 folgt die Fertigstellung der direkt angegliederten Dreifachsporthalle, 1980 sind die Außensportanlagen betriebsbereit. In der Zwischenzeit weichen die Schüler in die Anlagen von St. Peter aus.
- 2008 beginnt die Generalsanierung des Gymnasiums, Kostenpunkt rund 15 Millionen Euro. Für zwei Jahre ziehen die Jugendlichen und ihre Lehrkräfte in ein Containerdorf auf dem Parkplatz um.
- 2019 wird eine neue Sporthalle auf der Fläche des Allwetterplatzes beschlossen. "Hände weg vom alten Glump", zitierte Oberpfalz-Medien eine Aussage des damaligen Landrats Wolfgang Lippert. Alle Fraktionen im Kreistag waren mit ihm der Meinung, dass eine Sanierung für 5,2 Millionen Euro im Vergleich zu einem Neubau für 7,5 Millionen nicht sinnvoll ist.
- Im Sommer 2020 wird bekannt: Die Neubaukosten sind viel zu niedrig kalkuliert. Derweil ist der neue Allwetterplatz für 455.000 Euro fertig.
- Im November 2020 steht fest, dass die Kosten auf über 14 Millionen Euro steigen würden. Der Kreisausschuss stellt zwar vorsorglich einen Förderantrag für den Neubau, lässt aber auch die Wirtschaftlichkeit einer Sanierung prüfen.
- Im März 2021 stehen folgende Summen im Raum: 13,5 Millionen Euro für Neubau inklusive Abbruch der alten Halle sowie 10,8 Millionen Euro für Sanierung der Halle und Abbruch des alten Allwetterplatzes - insgesamt knapp 20 Prozent weniger Gesamtkosten.
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