Seit gut einem Jahr wird hinter dem Rathaus fleißig gewerkelt. Im Entstehen ist ein opulenter Anbau, der gleich mehrere Verbesserungen beinhaltet. Markanteste Position ist dabei ein Aufzug, der vor allem den Zugang zum zweiten Stock, den bislang nur eine steile Treppe erschließt, deutlich erleichtert. Nachdem der Anbau bislang noch keine Verbindung zum Rathaus aufwies, wurde diese Woche der Durchbruch geschafft. Mit leistungsstarken Hämmern und Meißeln rückten die Arbeiter der Außenmauer des Rathauses zu Leibe. Dabei kamen in dem Mauerwerk auch massive Stücke von Granitsäulen zutage.
Noch ist die Verbindung hinter Folien versteckt. Und das wird noch einige Zeit so bleiben. Von einem engen Zeitplan werden die Arbeiter nicht gedrängt. Schließlich ist auch die früher von Bürgermeister Franz Stahl angepeilte Fertigstellung im Sommer ein ambitioniertes Ziel.
In den Anbau investiert die Stadt die stolze Summe von rund 1,5 Millionen Euro - und hofft auf einen Zuschuss von 455 000 Euro. Dafür wird ein barrierefreies Rathaus durch den Aufzug geschaffen. Und der Lift steht seit vielen Jahren auf dem Wunschzettel von Bürgermeister und Stadtrat.
Der Anbau beinhaltet neben dem Aufzug auch Toiletten im Erdgeschoss und ersten Stock, im zweiten Obergeschoss ein Behinderten-WC. Zudem findet sich im Neubau die Fluchttreppe. Im Zuge der Baumaßnahme werden auch von den rückseitigen Büros im Erdgeschoss und im ersten Stock Notausgänge geschaffen. Im ersten Stock führt dieser Ausgang auf einen "Balkon" und dann zur neuen Fluchttreppe. Die wird übrigens als regulärer Aufgang nicht zur Verfügung stehen. Die Haupttreppe findet sich weiterhin im Rathaus. Als bequemerer Weg nach oben kommt dann noch der Aufzug hinzu.
Anbau-Wucht
Auf dem Papier hat sich der Anbau hinter dem Rathaus eher als elegante und moderne Erweiterung des historischen Gebäudes maskiert – in der Realität wird der Betrachter von der Wucht dieser brandtechnischen Notwendigkeit erschlagen. Der sonst so aufmerksame Denkmalschutz hat hier wohl alle Augen zugedrückt. Was noch schockiert ist die stolze Bausumme von 1,5 Millionen Euro. Da kann der sparsame Steuerzahler durchaus drei Einfamilienhäuser hinstellen lassen. Doch haben die öffentlichen Bauwerke, und vor allem der Brandschutz, halt ihren Preis. Wie das ausgehen kann, lässt sich in Berlin verfolgen. Doch ein Flughafen-Prunkbau wird die Rathauserweiterung beileibe nicht. Dafür aber bestimmt fertig.
Werner Schirmer