Tirschenreuth
08.06.2018 - 12:36 Uhr

Das Ende einer Ära

Mehr als 130 Jahre wirkten die Mallersdorfer Schwestern zum Wohle der Menschen in der Kreisstadt. Zum Ende des Monats verlassen sie Tirschenreuth.

Die Mallersdorfer Schwestern (von links) Adelgund, Loreta, Simona, Clarena und Helmtraud verlassen Ende des Monats Tirschenreuth.. exb
Die Mallersdorfer Schwestern (von links) Adelgund, Loreta, Simona, Clarena und Helmtraud verlassen Ende des Monats Tirschenreuth..

(tr) Stadtpfarrer Georg Flierl teilt mit, dass die Schwestern mit einem Gottesdienst am Sonntag, 24. Juni um 9.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche von der katholischen Kirchengemeinde offiziell verabschiedet werden. Anschließend bestehe im Großen Saal des Pfarrzentrums die Möglichkeit, noch einmal persönlich mit den Ordensfrauen zu sprechen.

Laut dem Geistlichen verlassen sie wegen Nachwuchsproblemen und aus Altersgründen die Kreisstadt. Die Schwestern Adelgund, Loreta, Clarena und Helmtraud kehren nach Mallersdorf zurück. Simona geht nach Regensburg und bekommt eine Stelle als Oberin. Der Stadtpfarrer hat mit ihnen ein kleines Interview geführt und auch ein wenig im Geschichtsbuch geblättert.

Seit 1886

Demnach wurde am 22. November 1886 die erste Niederlassung der Mallersdorfer Schwestern in Tirschenreuth gegründet. Maßgeblich daran beteiligt war der Elisabethenverein, der sich schon damals um die ambulante Krankenpflege in der Kreisstadt kümmerte. Zweck des Vereins, der von Anfang an vom Frauenbund unterstützt wurde, war es, "den Familien bei Erkrankung von Angehörigen entsprechende Pflege zu verschaffen".

So ist es in einer frühen Vereinssatzung nachzulesen. Weiter steht dort: "Zu diesem Behufe stellt der Verein eine Ordensschwester aus dem Kloster Mallersdorf auf.

Jedes Mitglied des Elisabethenvereins erhält im Bedarfsfalle bei ernster Erkrankung eines Familienmitglieds eine Schwester unentgeltlich zur Pflege." In jenen Zeiten gab es keine Sozial-, Kranken- oder Pflegeversicherung. Man war für die Finanzierung ausschließlich auf die Mitgliedsbeiträge angewiesen, die dementsprechend hoch angesiedelt waren. Das Aufgabengebiet der Schwestern sei im 19. und 20. Jahrhundert gewachsen und habe sich immer wieder gewandelt. Lange Zeit waren die Schwestern auch im Städtischen Kindergarten tätig.

Am 26. August 1987 wurde die Niederlassung nach gut 100 Jahren aufgelöst. Bereits ein Jahr danach erfolgte die Neubegründung mit dem Kloster "Unserer Lieben Frau" am Kirchplatz. Gleichzeitig wurde der Katholische Kindergarten eröffnet. Leiterin war von Anfang an Schwester Antonia. Ihr Markenzeichen war die Fahrt zwischen Kindergarten und Kloster auf ihrem Fahrrad. Ein Bild, an das sich bestimmt die meisten Kreisstädter noch erinnern. Die erste Oberin des neuen Klosters war damals Schwester Walberta.

In Erinnerung werde auch stets Schwester Josefine bleiben, die vor allem in der ambulanten Krankenpflege unterwegs war, genauso wie Schwester Simona, ihre Nachfolgerin in der Pflegedienstleitung. Schwester Noemi sei unvergessen als Gründerin der Franziskusjugend. Der Stadtpfarrer dankt den Schwestern für ihre Arbeit zum Wohle der Menschen in der Pfarrgemeinde und für ihr Glaubenszeugnis, das sich unter anderem in der Mitsorge für die Immerwährende Anbetung ausgedrückt habe.

Er erinnere sich gerne an Schwester Birilla, die fast 20 Jahre als Köchin arbeitete, sowie an Schwester Helene und Schwester Franziska, die beide viele Jahre in der Krankenpflege tätig waren. Schwester Clarina habe seit 2002 als Oberin die Verantwortung getragen, sei in der Seniorenarbeit eingebunden und habe viele Jahre im Pfarrbüro mitgearbeitet.




Gelebte Nächstenliebe

Dank zollt Flierl Schwester Sarah für die Jugendarbeit, Schwester Loreta für ihre Dienste in Haus und Küche sowie den Schwestern Helmtraud und Adelgund für deren vielfältiges Mitsorgen. Dies seien alles nur wenige Schlaglichter auf die Leistungen der Schwestern, erklärt der Geistliche. Denn alles, was sie im Zwischenmenschlichen, an kleinen Begegnungen und Gesprächen, an Aufmunterungen und Tröstungen geleistet hätten, sei beispielhaft.

Gelebte Nächstenliebe aus der Verwurzelung in der Gottesliebe sei für Pfarrer Flierl bei jeder Begegnung im Kloster erfahrbar geworden. "Es bedarf keiner prophetischen Befähigungen, um vorauszusagen, dass Pfarrgemeinde und Stadt die Schwestern vermissen werden."

 
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