Kreisbrandrat Andreas Wührl ist der Chef der 101 Freiwilligen Feuerwehren und der 2 Werksfeuerwehren (Schott Mitterteich und Siemens Kemnath) im Landkreis. "Mittlerweile sind alle im Feuerwehrverband", freut sich der 61-Jährige, dass auch die letzten 5 Wehren, die noch nicht dabei waren, dem Verband beigetreten sind. Dies werde auch der große Aufhänger bei der Vollversammlung des Kreisfeuerwehrverbands am Freitagabend, 31. Januar, in Fuchsmühl.
Ende 2019 waren 3920 Aktive im Landkreis registriert. Das ist ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr, denn 2018 waren es 3974 (2017: 4033, 2016: 4022). "Die Zahlen schwanken immer ein wenig", erklärt Wührl. Einen Trend könne er noch nicht ableiten. "Das ist von Wehr zu Wehr verschieden. Bei manchen steigt auch die Aktivenzahl." Er wolle dies daher einmal genauer mit den Kommandanten analysieren.
Bei der Jugend sei alles seit Jahren stabil. 2019 bereiteten sich 668 Jugendliche (davon 454 männliche) auf den Feuerwehrdienst vor. "Der weibliche Anteil ist hier mittlerweile um einiges höher als bei den Aktiven. Ohne Frauen würde es nicht mehr gehen. Das, glaube ich, haben mittlerweile alle erkannt", gibt der Wiesauer die weitere Richtung vor.
Zuwächse gibt es bei den Kinderfeuerwehren. 2019 waren es 274 Sechs- bis Zwölfjährige, die spielerisch an die Feuerwehr herangeführt werden. Dazu kommen jetzt noch die Mädchen und Buben aus Pullenreuth. Dort wurde Anfang des Jahres die 20. Kinderfeuerwehr im Landkreis gegründet. "Jeder sucht händeringend Nachwuchs. Daher sind diese Gruppen eine sehr gute Sache", so Wührl.
Deutlich spricht sich der Kreisbrandrat gegen die Zusammenlegung von Feuerwehren aus. "Da halte ich überhaupt nichts davon. Das ist der Tod der kleinen Wehren." Die Ortskenntnisse - auch kleinerer Einheiten - seien unbezahlbar. Allerdings musste 2019 die Feuerwehr Fortschau-Kuchenreuth (Stadt Kemnath) aufgelöst werden. "Wir haben wirklich alles versucht. Aber es war leider niemand mehr bereit, Verantwortung zu übernehmen, und die Mannschaft war zu klein. Da war nichts mehr zu machen", bedauert der Stiftländer.
Die Zahl der Einsätze würde sich weiterhin auf hohem Niveau befinden, auch wenn die Alarmierungen von 2601 auf 2384 zurückgegangen sind (2017: 2331, 2016: 2034). 2019 gab es im Vergleich zum Vorjahr keine flächendeckenden Unwetter (Stichwörter: Hochwasser, Überschwemmungen, Unwetterschäden). Um die Zahl der Alarmierung einordnen zu können, nennt Wührl ein Beispiel: Beim Brand des landwirtschaftlichen Gebäudes in Altmugl vor zwei Wochen habe es insgesamt zehn Alarmierungen gegeben, da eben so viele Feuerwehren vor Ort waren.
Das Problem der Fehlalarme belastet auch die Einsatzkräfte im Landkreis. 2019 wurden 225 registriert, darunter waren 174 auf Brandmeldeanlagen (BMA) zurückzuführen. "Das ist viel. Denn laut Statistik hat jede BMA im Jahr durchschnittlich 0,87 Ausfälle", rechnet Wührl vor. Insgesamt gibt es im Landkreis rund 120 Firmen und Einrichtungen (unter anderem Krankenhäuser und Altenheime) mit BMA. Ein Schwerpunkt bei den Fehlalarmen sei nicht zu erkennen. "Eine Brandmeldeanlage ist aber natürlich eine sehr nützliche Einrichtung", betont der Kreisbrandrat. Da nur die Feuerwehr diese Anlagen zurückstellen darf, muss sie immer ausrücken.
Förderung für Pager
Um auch künftig weiterhin technisch auf dem neuesten Stand zu sein, soll 2020 die Umstellung auf die digitale Alarmierung weiter vorangetrieben werden. "Das wird vom Staat wieder sehr großzügig unterstützt", verweist Wührl auf die rund 80-prozentige Förderung für jeden Pager. Den Rest muss die jeweilige Gemeinde zahlen. Ausgangspunkt ist der Bestand zum 1. Januar 2019. Im Landkreis gebe es bisher rund 1100 Pager. Ein Gerät kostet um die 750 Euro. Zudem muss jede einzelne Sirene mit einem neuen Steuergerät umgerüstet werden.
Bei der Umstellung auf die digitale Alarmierung, die der Kreisbrandrat als große Herausforderung bezeichnet, nimmt die Integrierte Leitstelle Nordoberpfalz (ILS) eine Vorreiterrolle ein. Sie gehört zu den bayernweit sechs Leitstellen, in deren Bereich dies erprobt wird. "Wir sind in der ersten Welle mit dabei", berichtet der Wiesauer von seiner Arbeit in einer eigens dafür eingerichteten Steuergruppe auf ILS-Ebene. Dabei sind unter anderem die Kreisbrandräte, Rotes Kreuz und THW. Am Anfang wird laut Wührl die analoge Alarmierung aber weiterhin parallel mitlaufen. "Ob es aber heuer schon los geht, kann man noch nicht sagen."
Als weitere Neuerung steht die stärkebezogene Alarmierung im Raum. "Das wird heuer wahrscheinlich auf die Agenda kommen. Das müssen wir mit den Kommandanten diskutieren." Jede Feuerwehr müsse dann festlegen, wie viel Einsatzkräfte unter dem Tag, in der Nacht und am Wochenende verfügbar sind. "Dann muss man sehen, wie sich das einspielen wird." Bei einigen Leitstellen werde das schon praktiziert.
Besonders freut sich der 61-Jährige auf den neuen Einsatzleitwagen für die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) am Standort in Wiesau: "Der wird momentan aufgebaut. Das wird ein hochtechnisches Fahrzeug." Das alte wird ausgemustert, da es noch Analogfunk hat und an der Gewichtsgrenze war. Der neue Einsatzleitwagen wird etwa 250 000 Euro kosten. An Fördergeldern gibt es etwa 100 000 Euro vom Freistaat. Den Rest schultert der Landkreis. Anfang März (Kalenderwoche zehn) soll das neue Fahrzeug ausgeliefert werden.
Nicht nur wegen der Neuanschaffung lobt der Kreisbrandrat den Landkreis: "Die Zusammenarbeit ist sehr gut." Landrat, Mitarbeiter und Gremien hätten immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Feuerwehr. Der Landkreis hat beispielsweise auch ein Mehrgasmessgerät sowie vier neue Schmutzwasserpumpen angeschafft. Diese werden noch auf einen Rollcontainer verlastet und bei einer Feuerwehr im östlichen Bereich untergebracht. Anlass waren unter anderem die Unwetterereignisse 2018 in Konnersreuth. "Das sind alles freiwillige Leistungen des Landkreises. Da können wir uns nicht beschweren."
"Feuerwehr kommt immer"
Insgesamt sei die Ausstattung der Wehren im Landkreis sehr gut. "Da ist in den letzten Jahren viel passiert", sagt er mit Blick auf einige neue Fahrzeuge. Dies liege natürlich auch an der besseren Haushaltslage vieler Gemeinden und der ausgeweiteten Förderung. Im Landkreis werde zudem viel Aufwand in die Ausbildung gesteckt. "Man sieht, es wird professionell gearbeitet. Die Ausbildung macht sich bei den Einsätzen bemerkbar", ist sich Wührl sicher. Auch klappe die landkreisübergreifende Zusammenarbeit einwandfrei (Hintergrund).
Seit 1971 ist Wührl bei der Feuerwehr. Er startete als Mitglied der landkreisweit zweiten Jugendgruppe in Wiesau. 2001 übernahm er Verantwortung als Kreisbrandmeister. 2007 erfolgte die Ernennung zum Kreisbrandinspektor. Seit 2016 ist er Kreisbrandrat und ist in dieser Funktion fast täglich unterwegs. "Das ist auch sehr viel Verwaltungsarbeit." Der Telekom-Beamte in Vorruhestand stellt eine immer größere Verlagerung auf technische Hilfeleistungen fest. "Weil man weiß: Die Feuerwehr kommt immer. Das ist ein Art Wohlfühlmentalität", übt er ein wenig Kritik. Die großen Feuerwehren kommen mittlerweile auf deutlich über 100 Einsätze im Jahr "und das alles im Ehrenamt".
Alarmkette
Laut Kreisbrandrat Andreas Wührl funktioniert die Zusammenarbeit der Feuerwehren auch über die Landkreisgrenzen hinweg einwandfrei. Die Alarmierung erfolge immer über die Integrierte Leitstelle. Der Landkreis Tirschenreuth ist in über 800 Zonen eingeteilt, hinter denen eine Bereichsfolge festgelegt ist. In jeder Zone gibt es daher eine örtliche Feuerwehr, die immer alarmiert wird. Und dann wird je nach Einsatzmittel alarmiert. (rti)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.