Tirschenreuth
08.10.2020 - 10:41 Uhr

Gelungener Molwitz-Abend im MQ in Tirschenreuth

Literaturwissenschaftler Manfred Knedlik referiert im Museumsquartier über den Mitterteicher Künstler Herbert Molwitz. Karl Jäger sorgt dafür, dass die Schilderung recht lebendig wird.

Literaturwissenschaftler Manfred Knedlik erzählte aus Molwitz' Leben, Schauspieler Karl Jäger (v. li.) rezitierte, verkleidet als Molwitz, O-Töne aus Molwitz-Aufzeichnungen.. Bild: ubb
Literaturwissenschaftler Manfred Knedlik erzählte aus Molwitz' Leben, Schauspieler Karl Jäger (v. li.) rezitierte, verkleidet als Molwitz, O-Töne aus Molwitz-Aufzeichnungen..

Im Porzellanmuseum Mitterteich ist die Jubiläumsausstellung über Künstler Herbert Molwitz wieder abgebaut. Zum 50. Todestag haben ihm das Porzellanmuseum und das Museumsquartier (MQ) eine ausführliche Präsentation gewidmet. Im MQ konnte Museumsleiterin Stefanie Süß Manfred Knedlik als den Molwitz-Kenner schlechthin begrüßen. Der Literaturwissenschaftler und gebürtige Mitterteicher sprach vor kleinem Publikum, da wegen der Abstandsregelungen der Platz im Vortragssaal eingeschränkt war.

Spannender Lebensabriss

Wer beim Referat dabei war, erlebte einen spannenden Lebensabriss eines Künstlers, der auch in seinem Erscheinungsbild nachhaltig Eindruck hinterließ. Beinahe erschien Molwitz den Anwesenden gar als Wiedergeburt, was Karl Jäger eindrucksvoll vorführte. Stefanie Süß hat den Schauspieler, der im Modernen Theater Mitglied ist, zum Rezitieren von original Molwitz-Zitaten gewinnen können. Was Karl Jäger als Herausforderung für sich hernahm, die imposante Erscheinung authentisch darzustellen. Mit breitkrempigem Hut, Schal und schwarzem Wollmantel lieferte Jäger eine lebendige Hommage des Molwitz-Plakatfotos zum Jubiläum.

Bravo, das kam gut an: Karl Jäger mimte Herbert Molwitz bei der Veranstaltung im MQ äußerst authentisch und zitierte O-Töne des Mitterteicher Grafikers und Künstlers. Bild: ubb
Bravo, das kam gut an: Karl Jäger mimte Herbert Molwitz bei der Veranstaltung im MQ äußerst authentisch und zitierte O-Töne des Mitterteicher Grafikers und Künstlers.

Beim Referat schöpfte Manfred Knedlik aus eigenem Wissen und seinen Recherchen. Der Wissenschaftler schreibt zum 50. Todestag ein Buch über Molwitz. "Es sollte fertig sein. Wegen der Pandemie konnte ich keine Forschung mehr betreiben", erklärte Knedlik, der die Biografie für Weihnachten versprach. Molwitz wurde 1901 in Plankenhain geboren, gestorben ist er 1970 in Tirschenreuth. In Mitterteich wirkte er von 1913 bis 1957. Der Grafiker habe der Wahlheimat Oberpfalz seine Zuneigung geschenkt, wovon Grafiken, Radierungen und Kupferstiche Zeugnis geben. O-Töne von Molwitz stammen aus dem Tagebuch sowie von Gedichten auf Künstler-Postkarten. Knedlik beschrieb Molwitz als bemerkenswerten Mann, der mit der Künstlermappe unterm Arm auf der Suche nach Käufern unterwegs gewesen sei. "Dieses Bild von sich hat er auch kultiviert", so Knedlik.

Tirschenreuth07.08.2020

"Meister Mol" schuf 1932 unter anderem die Topographie der Oberpfalz mit über 100 Radierungen und Zeichnungen von Bauwerken und charakteristischen Orten seiner Heimat. Seine Blumen-, Unkräuter- und Pflanzendarstellungen zeugen von hoher Qualität und bescherten Molwitz beim Nordgautag 1962 den "Nordgaupreis für bildende Kunst" im Landkreis Tirschenreuth. Kunstkritiker hätten Molwitz bescheinigt, er habe das Unauffällige hervorgehoben.

Sarkastischer Humor

Molwitz fand laut Knedliks Recherchen Gönner und Förderer. Aber er habe dennoch arm gelebt. Sein Kunststudium 1926 in Bayreuth habe er abgebrochen. "Der ganze Betrieb taugte ihm nicht", weiß der Referent. Danach habe Molwitz seine Freiberuflichkeit als Grafiker betont selbstbewusst deklariert. Knedlik hatte auch Interpretationen der Werke dabei. So die Grafik einer "Wetterfichte" aus dem Stiftland, die Stürme überlebt hat. Sie sei laut einem Gedicht für Molwitz Synonym eines schweren Menschenschicksals, womit er wohl seines meinte. Mit sarkastischem Humor habe Molwitz seine Krankheiten, die ihm im Alter die Kraft raubten, beschrieben. "Nur das Talent ist vollkommen gesund", rezitierte Jäger einen O-Ton.

1967 schrieb Molwitz einen Neujahrsgruß. "Geld, Freude am Schaffen und viel Ruh", las Karl Jäger vor, wünscht er den Adressaten. Ein Satz lautete: "Vergesst nicht den Mann mit dem großen Hut..." Das habe er geschafft, sagte Knedlik. Wenngleich Molwitz im Bekanntheitsgrad nicht über die Oberpfalz hinaus gekommen und heute selbst in Weiden und Schwandorf nicht mehr bekannt sei. Knedliks Wunsch am Vortragsende richtete sich an Kunstinteressierte mit der Bitte, sich mittels der Ausstellung mit der unbekannten Seite des Molwitz auseinanderzusetzen. Vielleicht, meinte Knedlik, bekomme das MQ am Beispiel Mitterteichs mit der Molwitz-Dauerausstellung eine kleine Molwitz-Ecke.

Nach dem Vortrag konnten die Zuhörer die Molwitz-Ausstellung besuchen. Bild: ubb
Nach dem Vortrag konnten die Zuhörer die Molwitz-Ausstellung besuchen.
Das Landwirtschaftsamt Tirschenreuth aus der Feder von Herbert Molwitz. Bild: ubb
Das Landwirtschaftsamt Tirschenreuth aus der Feder von Herbert Molwitz.
Referent Manfred Knedlik schreibt aktuell eine Biografie über Molwitz. Bild: ubb
Referent Manfred Knedlik schreibt aktuell eine Biografie über Molwitz.
Molwitz hat auch viele Federzeichnungen mit Motiven aus der Kreisstadt gefertigt: So schaute der Friedhofsaufgang in Tirschenreuth aus der Sicht des Künstlers Herbert Molwitz einst aus. Bild: ubb
Molwitz hat auch viele Federzeichnungen mit Motiven aus der Kreisstadt gefertigt: So schaute der Friedhofsaufgang in Tirschenreuth aus der Sicht des Künstlers Herbert Molwitz einst aus.
 
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