Er war ein Unternehmer, wie er im Buch steht: fleißig, schlau, risikofreudig und auch mit dem nötigen Glück gesegnet, dass Gott den Mutigen an die Seite stellt. Helmut Zagler hat aus dem Nichts einen erfolgreichen Betrieb für Altmaterial, Neueisen und Container aus dem Boden gestampft, engagierte sich in der Lokalpolitik und war ein großer Freund der Heimatgeschichte. Am 28. Januar 2021 starb das Tirschenreuther Original im Alter von 88 Jahren.
Großartige Sammlung
Seine großartige Sammlung an Postkarten, Bildern und zugehörigen Anekdoten begleitete Stadtchronik-Projektkoordinator Thomas Sporrer in den vergangenen drei Jahren. Für ihn war Zagler bei der Erstellung der neuen Tirschenreuther Chronik oft die letzte Rettung, wenn sich zu einem Ereignis partout kein Foto finden lassen wollte. Immer konnte Zagler helfen: "Na koum hold affa, ich ho dou scho wos." Noch vor wenigen Monaten war der 88-Jährige sehr stolz drauf, einen Artikel zum 50-jährigen Jubiläum "seiner Müllabfuhr" im Neuen Tag lesen zu können.
Wann seine Sammler-Leidenschaft einsetzte, das konnte Helmut Zagler gar nicht so genau sagen. "Eigendle scho imma", sagte er, wenn man ihn danach fragte. Und er sammelte alles, was irgendwie mit Tirschenreuth oder auch dem Landkreis zu tun hatten. Schränke voller Fotos, Bücher, Ansichtkarten und Briefe besaß der Senior. Dabei ersteigerte er im Internet teils wahre Schätze: "Owa bloß, wenn´s niad z´deiea is"! In seinen Ordnern, die feinsäuberlich beschriftet und sortiert sind, listete Zagler auch alle Tirschenreuther Stadträte nach dem Zweiten Weltkrieg, samt den zugehörigen Fotos. Auch diese findet man in der neuen Stadtchronik. "Ohne sein Archiv wäre das nie zu schaffen gewesen", sagt Sporrer.
Mit 19 selbstständig gemacht
Helmut Zagler wurde am 25. Mai 1932 in Tirschenreuth geboren. Aus seiner Jugend erzählte er oft von seiner Stiefmutter, die er als "herzensgut" beschrieb. Sie habe die Familie auch nach dem Tod des Vaters in Krieg zusammengehalten und ihn immer unterstützt. Helmut Zagler absolvierte eine Maurer-Lehre bei der Tirschenreuther Baufirma Lang. Sein Lehrlingskollege und Freund war Franz Busl, der spätere Kreisheimatpfleger. 1951 machte sich Helmut Zagler als Alteisenhändler mit einem eigenen Betrieb selbstständig, damals noch in der Ringstraße, ehe er später in die Falkenberger Straße aussiedelte. Von 1960 bis 1976 organisierte Helmut Zagler mit seinem Unternehmen die Müllabfuhr der Stadt Tirschenreuth. 1957 heiratete er seine Frau Karolina, die er auf dem Tirschenreuther Marktplatz kennengelernt hatte. Zwei Töchter und ein Sohn gingen aus der Ehe hervor. Im Juli 2017 hätten Helmut Zagler und seine schon verstorbene Ehefrau Karolina das Jubiläum der diamantenen Hochzeit begehen können.
13 Jahre im Stadtrat engagiert
Stolz war der Tirschenreuther darauf, dass er 1971 in den Stadtrat nachrückte und dann für zwei Amtsperioden von 1972 bis 1984 für die CSU Mitglied im Gremium war. Sein Ausscheiden ist eine typische Zagler-Story. Die CSU nominierte für die 1984er Wahl die Listenplätze, Helmut Zagler kam mit einer großen Stimmenempfehlung aus der letzten Wahl. Aber dann wurde er "durchgereicht". "Jedes Mal stellten sie mir einen Gegenkandidaten, und der hat dann gewonnen", so erzählte er einmal schelmisch lächelnd die Geschichte. Als es dann so etwa um Platz 12 auf der Liste wieder nicht klappte, trank er aus, stand auf und meinte in die Runde "Aiza kind´s me kreizweis". So geradeheraus wie hier war Helmut Zagler oft. Das war es dann mit seiner politischen Karriere. Zu Zaglers 85. Geburtstag vor drei Jahren lobte ihn Dritter Bürgermeister Norbert Schuller: "Er war stets für die Bürger da." Im Stadtrat hätte Zagler immer Mut zu unpopulären Entscheidungen gehabt.
In den letzten Monaten war Helmut Zagler nicht mehr gut zu Fuß. Nach einem Sturz in seiner Wohnung kam er mit einem gebrochenen Oberschenkelhals ins Tirschenreuther Krankenhaus, wo er vor wenigen Tagen verstarb. Besonders gern hatte er "Macher-Geschichten" aus der Nachkriegszeit, so wünschte er sich noch das wieder aufgelegte Buch von Rainer Christoph über den Tirschenreuther Siedlerweg, das ihm Sporrer noch besorgen wollte. Erhalten hat er es nicht mehr. Erst war es schon ausverkauft, dann, als Sporrer ein Exemplar für Zagler organisiert hatte, war im Krankenhaus Besuchsverbot.
















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