Im Alter von 20 Jahren ist Jan Knap aus Tschechien geflohen, teils zu Fuß über Ungarn, Serbien, Slowenien und Italien in die Bundesrepublik. In Deutschland wurde der gebürtige Tscheche Künstler. Der heute 73-jährige Maler aus der Tirschenreuther Partnerstadt Plana studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei dem weltbekannten Künstler Gerhard Richter. Dabei strebte Jan Knap, wie er auf der Vernissage im Museumsquartier am Freitagabend gegenüber Oberpfalz-Medien erzählt, nicht sofort das Leben eines Künstlers an. Gemalt habe er natürlich immer gern, schon als Kind, sagt er. Jan Knap ist ein bescheidener, Mann, der sich nicht in den Vordergrund drängen möchte. Was er auch betont: "Aber ich bin kein Künstler. Künstler, das ist etwas anderes. Ich male."
Schlüsselerlebnis in Amerika
Das Schicksal wollte es, dass er heute von seiner Malerei lebt, und das recht gut. Ein Schlüsselerlebnis gab es in Amerika, wo er sich zehn Jahre lang aufhielt. Dieses habe Knap zum christlichen Glauben geführt, erzählt wenig später Jan Sicha, der Laudator der Ausstellungseröffnung. Jan Knap arbeitete in Amerika als Fensterputzer für Wolkenkratzer und erlitt dabei einen Stromschlag. Noch heute ist es für ihn ein Wunder, dass er dies überlebt hat. 1984 wurde Jan Knap Christ und besuchte sogar ein Priesterseminar in Rom.
Damals begann er auch damit, Jesus als Kind zu malen in einfachen, netten Alltagsszenen. Bei diesem biblischen Motiven in Ölfarben handelt es sich meist um Bilder, die in jedes Kinderbilderbuch passen würden. "Ich wollte als Kind auch immer Kinderbücher machen", versucht Jan Knap einen Bogen zu seiner Malerei zu spannen. Knap ist Vater von vier Kindern. In seinen Werken rund um das Jesuskind, das auf den Gemälden immer die einzige menschliche Person neben vielen Engeln und Heiligen ist, möchte der 73-Jährige eine heile Welt darbieten.
Italiener die größten Fans
Zu seinen größten Fans gehören nach seiner Aussage die Italiener. Dies schreibt Jan Knap der intensiven Religiosität der Italiener zu, für die das Christsein selbstverständlicher Alltag sei. Knaps Erfolg basiert auf Privatinteressenten, die ihm weltweit die Gemälde abkaufen - im fünfstelligem Kunstmarktbereich.
Ins Museumsquartier nach Tirschenreuth hat der tschechische Maler nur neun Exponate mitgebracht. Auf eigenen Wunsch wollte er nur die Wände im Ausstellungssaal nutzen. Bürgermeister Franz Stahl freute diese Ausstellung besonders wegen der zeitgleich laufenden "Neuen Tirschenreuther Passion" im Kettelerhaus, da sich der Künstler ebenfalls ganz Jesus widme, wenn auch in anderer Weise. Idyllisch, rührend, fromm und heiter würden Knaps Gemälde wirken, meinte Stahl. "In diesen turbulenten Zeiten genau die richtige Rezeptur, um den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern." Sehr viel Interesse an dieser exquisiten Kunstpräsentation zeigte neben vielen Ehrengästen auch der neue Tirschenreuther Kaplan Ramon Rodriguez. Er wollte unbedingt die Eröffnung besuchen und ließ es sich nicht nehmen, für diese Ausstellung den Segen zu sprechen. Rodriguez nahm die Gelegenheit wahr, die Stellung der Kunst zur Religion zu definieren. Es sei immer die Kunst gewesen, die den Glauben geprägt habe, aber auch umgekehrt, meinte er.
Über Jan Knap und seine Werke sprach Jan Sicha in einer kurzen Einführung. Der Laudator sah im Nachhinein keinen Nachteil mehr an der Verschiebung der Ausstellung, denn in dieser Auszeit sei nun das Kunstbuch über Jan Knap entstanden. In der Schaffenskraft des Tschechen sieht Sicha eine legitime Fortsetzung der alten Kunst großer Künstler. Knaps Bilder seien auch deshalb wertvoll, weil sie nicht "korrekt" gemalt seien. Die Figuren auf den Bildern würden sich nicht anschauen, nicht miteinander kommunizieren und sich nicht "zuwinken". Das sei selten in der Kunst. Nach der Laudatio wurde Jan Knap mit viel Applaus herzlich in Tirschenreuth als Aussteller begrüßt. Weit mehr Applaus bekam aber eine junge Künstlerin, die sich noch in der Lehrzeit befindet: Die elfjährige Juliane Wölfl begleitete die Vernissage musikalisch auf der Harfe verblüffend professionell und zauberhaft - die Malereien des Jan Knap konnten nicht besser und harmonischer als zu den zarten Harfenklänge der Kreismusikschülerin präsentiert werden.
Ausstellung Jan Knap
- Die hochkarätige Kunstausstellung von Jan Knap aus Plana kann bis 8. Januar 2023 zu den üblichen Öffnungszeiten des Museumsquartiers besichtigt werden.
- Am Sonntag, 20. November, um 15 Uhr findet ein Künstlergespräch zur Präsentation im Museumsquartier statt. Jan Knap wird von seinem Künstlerfreund aus Studienzeiten, Peter Angermann, begleitet, der bei Joseph Beuys studiert hat.
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