Tirschenreuth
09.03.2021 - 11:51 Uhr

Jugendberufsagentur Tirschenreuth hilft im Hintergrund

Wie kann die Jugendberufsagentur Tirschenreuth jungen Leuten helfen? Die Einrichtung erläutert dies anhand eines verhaltensauffälligen Schülers (15), der kurz vor seinem Schulabschluss steht.

Die Jugendberufsagentur sorgt dafür, dass Jugendliche gezielte individuelle Hilfe bekommen Symbolbild: Bühner
Die Jugendberufsagentur sorgt dafür, dass Jugendliche gezielte individuelle Hilfe bekommen

Die Auftaktveranstaltung für die Jugendberufsagentur Tirschenreuth hat bereits vor knapp zwei Jahren stattgefunden. Zwischenzeitlich sind alle Beteiligten dieser neuen Einrichtung vom Erfolg der Zusammenarbeit überzeugt und haben sie in ihren Arbeitsalltag integriert. Meistens geht es um Schicksale wie zum Beispiel das von Markus L. (Name von der Redaktion geändert).

Der 15-jährige verhaltensauffällige Schüler besucht schon zum zweiten Mal die 8. Klasse der Mittelschule. Der Vater ist im Jobcenter arbeitslos gemeldet, die Mutter kämpft mit schweren psychischen Problemen. Die Problemlage der Familie ist dem Jugendamt Tirschenreuth längst bekannt. Die Jugendsozialarbeiterin spricht immer wieder mit Markus und informierte auch das Jugendamt darüber.

Mehrere Hilfsmöglichkeiten

Der Schulabschluss rückt immer näher, dringend muss auch seine berufliche Zukunft geplant werden. Was nicht selbstverständlich ist, Markus ist kooperativ. Nach Rücksprache mit den Eltern werden jetzt vom Jugendamt Jugendhilfemaßnahmen eingeleitet. So erfolgt im Rahmen einer Erziehungsbeistandschaft die Einschaltung auch der Jugendberufsagentur. Dort kam es zur gemeinsamen Fallbesprechung zwischen Jugendamt, Jobcenter und der Berufsberatung der Arbeitsagentur.

Informationen über Markus liegen auch von der Jugendsozialarbeiterin vor. Zur Klärung der Ausbildungseignung wird der Berufspsychologische Service der Arbeitsagentur eingeschaltet. Das Ergebnis steht derzeit noch aus. Falls ein Ausbildungsplatz gesucht werden soll, könnten ausbildungsbegleitende Hilfen angeboten werden, eventuell auch eine betreute Berufsausbildung bei einem Bildungsträger.

Die Zeit bis zum Schulabschluss könnte vom Jobcenter durch Finanzierung von Nachhilfeunterricht unterstützt werden, auch der Fallmanager kümmert sich um die Familie. Aller Beteiligten informieren sich gegenseitig regelmäßig über die aktuelle Situation von Markus und stimmen ihre Maßnahmen ab. So soll für Markus eine berufliche Zukunft erschlossen werden.

Soziale Unterschiede ausgleichen

Was in der Kooperationsvereinbarung für die Jugendberufsagentur vereinbart wurde hat sich nach Meinung aller Beteiligten zwischenzeitlich sehr gut bewährt. So sagt zum Beispiel Jugendamtsleiter Emil Slany vom Landratsamt Tirschenreuth: „Das zwischen den Kooperationspartnern gemeinsam getragene Übergabemanagement in der Jugendberufsagentur sorgt dafür, dass junge Menschen in der für sie entscheidenden Übergangsphase nicht sich selbst überlassen werden und die ihnen zustehende Unterstützung erhalten.“ Der Jugendamtsleiter weist auch darauf hin, dass die Jugendberufsagentur dafür sorgt, soziale Unterschiede auszugleichen und die Zukunftschancen der an der Teilhabe beeinträchtigten jungen Menschen zu verbessern.

Ähnlich beurteilt auch Jobcenter-Geschäftsführer Leonhard Merkl die neue Einrichtung, wenn er die Berufsausbildung als „Chance auf ein selbstbestimmtes Leben“ betrachtet. Neben Eltern, Freunden und Bekannten kommt mit der Jugendberufsagentur laut Merkl ein weiterer „Helfer“ dazu, der berufliche Perspektiven eröffnet und Hilfestellungen in verschiedensten Lebenslagen bietet. Geholfen werde zum Beispiel auch durch Lernförderung, Familienberatung oder Unterstützung zur Lösung von Sucht- Schulden- oder Wohnungsproblemen.

Viele Netzwerkpartner

Die Jugendberufsagentur hilft beispielsweise Jugendlichen in Abschlussklassen, die voraussichtlich ohne Abschluss aus der Schule austreten, Abbrecher von Fördermaßnahmen oder berufsschulpflichtige Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag. Probleme können auch in der familiären Lebenslage, in Krankheiten oder auch in Suchtkrankheiten liegen. Die Kooperationspartner arbeiten mit Netzwerkpartnern wie Bildungs- und Beratungs- und Betreuungseinrichtungen zusammen.

Ganz besonders sind laut Berufsberatungsteamleiterin Margot Salfetter die Schulen und ihre Lehrer angesprochen, die Jugendberufsagentur in den Einzelfällen einzuschalten. Aber auch die Betroffenen selbst, Eltern, Ausbilder in Bildungseinrichtungen, Schulsozialarbeiter, Psychologen sowie generell Verbände, Vereine und Behörden können sich an die Jugendberufsagentur wenden. Dabei spiele es keine Rolle, welcher Kooperationspartner der Jugendberufsagentur als Ansprechpartner eingeschaltet wird.

Unterschied zur Vergangenheit

Alle Beteiligten sind vernetzt und es gibt ein koordiniertes Vorgehen im Einzelfall. Gerade hierin liege der Unterschied zur Vergangenheit, als alle Beteiligten ausschließlich in ihrem Zuständigkeitsbereich tätig wurden. Aktuell muss sich die Zusammenarbeit der Kooperationspartner noch auf gemeinsame Fallbesprechungen und Absprachen beschränken. Geplant ist laut Teamleiterin Salfetter die Nutzung des neuen IT-Systems "YouConnect", das vom Bundesarbeitsministerium mit dem Landkreis- und Städtetag entwickelt wurde. Auf der Internetseite der Bundesagentur für Arbeit wird über den Informationsaustausch zwischen den Trägern der Grundsicherung für Arbeitssuchende (SGB II), der Arbeitsförderung (SGB III) und der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) geschrieben: „Mit ‚YouConnect‘ wird dieser Informationsaustausch digitalisiert. Das IT-System schafft damit die Möglichkeit der rechtskreisübergreifenden, digitalen Zusammenarbeit und erleichtert so die zielgerichtete Unterstützung junger Menschen.“

Weiden in der Oberpfalz15.01.2021
Hintergrund:

Das ist die Jugendberufsagentur Tirschenreuth

  • Die Jugendberufsagentur bietet allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahre Hilfe in schwierigen Situationen an, damit sie den Weg in eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz finden können.
  • Zusammenschluss von verschiedenen Kooperationspartnern, die gemeinsam den genannten Personenkreis unterstützen: Arbeitsagentur, Jugendamt und Jobcenter
  • Vorrangig unterstützt die Jugendberufsagentur junge Menschen, die bei der sozialen, gesellschaftlichen und beruflichen Integration einen besonderen Förderbedarf haben.
  • Kontakt: Für die Arbeitsagentur Weiden gilt als zentrale Telefonnummer 0800/4555500. Die anderen Kooperationspartner sind über ihre Homepage und die dort aufgeführten Ansprechpartner zu erreichen.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.