Der zweite digitale Stammtisch mit Akteuren der Jugendarbeit aus dem Landkreis Tirschenreuth befasste sich mit psychischen Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen. Es ging speziell um Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie. Der Kreisjugendring begrüßte dazu Marion Neumann, Katja Schmutzler und Sophia Gleixner von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Tirschenreuth. Die Referentinnen beleuchteten das Thema mit greifbaren Beispielen.
Zitiert wurde die „Copsy“-Studie, eine bundesweite Befragung von Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren sowie Eltern. Darin ist von einem Anstieg der Auffälligkeiten die Rede. Gehäuft träten emotionale Probleme, psychosomatische Beschwerden, Gereiztheit, Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Bauchschmerzen auf.
Für vermehrte Konflikte in der Familie seien belastende Lebensumstände wie beengter Wohnraum, mangelnde Rückzugsmöglichkeiten, fehlende Tagesstruktur und die allgemeine Unsicherheit verantwortlich, hieß es. "Es haben nicht nur die Kinder mit neuen Lebenssituationen, wie Homeschooling und dem fehlenden Kontakt zu Gleichaltrigen, zu kämpfen. Auch Eltern und besonders Mütter haben die Doppelbelastung von der Schulsituation der Kinder und ihrer eigenen Arbeit zu schultern." Dabei sei zu bedenken, dass Gefühle der Eltern oft auf deren Kinder projiziert würden. Auch stelle sich vielen die Frage, wie sich der gestiegene Medienkonsum auf den Nachwuchs auswirkt.
Marion Neumann berichtete, dass die Anmeldungen in der Beratungsstelle wegen physischer und psychischer Auffälligkeiten während des ersten Lockdowns leicht zurückgegangen, im zweiten Lockdown jedoch angestiegen seien. Für alle, die tagtäglich mit den Kindern zusammenarbeiten, sei es wichtig, das Thema behutsam aufzuarbeiten: „Man sollte nicht mit der Türe ins Haus fallen.“ Wer Hilfe anbieten wolle, brauche Zeit und Ruhe, um eine Vertrautheit aufzubauen. Niemand sollte sich scheuen, den Kontakt zu professioneller Hilfe zu suchen.
Allen in der Jugendarbeit Tätigen wurde geraten, ein vertrauensvolles Umfeld zu schaffen, das in der schwierigen Zeit Hoffnung und Zuversicht vermittle. Wichtig sei es, Raum für Gefühle zu geben. Marion Neumann war sich mit KJR-Geschäftsführer Dominik Fischer einig: Ein rascher Wiederaufbau der Angebote im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit ist wichtig. „Das führt ein Stück zur Normalität zurück.“ Um die Jugendarbeit wieder in Gang zu bekommen, wies KJR-Vorsitzender Jürgen Preisinger auf die Verordnungen (www.bjr.de) hin.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.