Angestaubte Bücher, wackelige Regale voll mit ausgedienten Literaturklassikern und bitte leise sein, weil hier gelesen wird: Das ist eine Beschreibung, die gern auf Büchereien trifft. Jede Menge alter "Staubflöckchen" werden jetzt in der Stadtbücherei Tirschenreuth hinausgekehrt, natürlich nicht ohne den gebührenden Respekt vor altehrwürdiger Literatur. Grund dafür ist ein Generationenwechsel im Personal.
Was Konzept, Elan und Team angeht, hat sich die Literaturwerkstätte der Kreisstadt innerhalb von sechs Monaten in jeder Hinsicht gewaltig verjüngt. Einige alte Schmöker sind tatsächlich rausgeflogen. Mutig gingen die neue Büchereileiterin Christine Henrich und ihre Mitarbeiterin Tatjana Till dabei ans Werk und räumten erste Regale um. "Nächste Woche kommen Regalberater ins Haus ", erzählt Christine Henrich ihrem Chef, Bürgermeister Franz Stahl. Sie möchte flexiblere Möbel, die auch ein schnelles Verändern zulassen, zum Beispiel bei Veranstaltungen.
Bürgermeister Franz Stahl, der zur offiziellen Amtseinführung der Schwandorferin als Büchereileiterin kommt, hört aufmerksam zu. Für den Bürgermeister ist der Generationswechsel ein Glücksgriff. Sechs Monate sind Henrich (33) und Till (29) nun im Haus - und Franz Stahl ist überzeugt, die Richtigen gefunden zu haben.
Unbequem zum Chef sein
Die Verjüngungskur steht dem altehrwürdigen Gebäude gut. In den gut 150 Jahre alten Mauern entrümpeln nun eine 33-Jährige und eine 29-Jährige alles, was aufgrund neuer Büchereikonzepte weg kann. Nur Corona hemmt momentan ihren Tatendrang. Henrich plant Kinderveranstaltungen und möchte die Jugendlichen wieder zum Lesen von Büchern bringen. "Wir wollen der Jugend zeigen, wie gut eine Bücherei als Treffpunkt geeignet ist." Dem Bürgermeister sprudeln die neuen Ideen nur so entgegen. "Seien Sie ruhig auch unbequem zu Ihrem Chef", ermutigt er die Frauen, bei Bedarf an Büchern, Technik oder Material finanzielle Ansprüche anzumelden. Christine Henrich denkt an Autorenlesungen, Vorlesestunden für Kinder sowie besagter flexibleren Regal- und Flächennutzung und plant konkret die Anschaffung von "Tonis". Das, erklärt sie, seien kindgerechte Hörbücher, an denen keine Bücherei mehr vorbeikommt.
Lesen und Literatur liegt Christine Henrich im Blut. Sie hat nach dem Lehramtsstudium mit 1. Staatsexamen deshalb das Berufsbild gewechselt, mit einer Ausbildung zur Buchhändlerin, erzählt sie. "Ich fand schon als Kind lesen toll", nennt sie dann als Grund zur zweiten Berufsausbildung. Die Schwandorferin mit Wohnort Weiden ist sehr froh über die glücklichen Fügung mit einer freien Stelle in Tirschenreuth. "Es gibt nicht viele Plätze in den bayerischen Büchereien. Ich habe mehrere Anläufe hinter mir, bis ich Tirschenreuth fand", sagt sie.
Gängige Klassiker bleiben
Bei der Frage nach ihrer ganz persönlichen Lieblingslektüre muss sie lang überlegen. Wenn man derart viel lese wie sie, sei ein Favorit schwierig, sagt sie und nennt das Buch "Alte Sorten" von Ewald Arenz. Natürlich werden weiterhin die gängigen Klassiker ihren Platz in der Bücherei behalten. Nach wie vor regelt die Beliebtheitsskala den Bücherbestand. "Hanni und Nanni" für die Mädchen, "Fünf Freunde" oder die unsterblichen "Asterix und Obelix"-Bände sind nur Beispiele.
Zu ihren weiteren Hobbys, außer Lesen, erzählt Christine Henrich, gehören Singen im Gospelchor, Theater, Opern, Wandern, Natur und Reisen.
Kunst, Malen und ebenfalls Wandern sind die Hobbys ihrer Mitarbeiterin Tatjana Till, die ihrem Mann nach Tirschenreuth gefolgt ist und in der Stadtverwaltung zudem das Archiv und die Registratur betreut. Für die beiden "Heimatrückkehrerinnen" aus der Großstadt, wie Franz Stahl die beiden Frauen bezeichnet, hat er zum offiziellen Start zwei Blumensträuße mitgebracht. Schmunzelnd merkt er an, dass er sich ob der kreativen Hobbys der beiden Damen schon auf Gospelchor-Konzerte und Malworkshops in der Stadtbücherei freue.
"Wir wollen der Jugend zeigen, wie gut eine Bücherei als Treffpunkt geeignet ist."
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