Wo immer Not an der Frau ist, jemand Hilfe braucht oder Unterstützung bei einer sozialen Maßnahme erforderlich ist: Olga Luft hilft! Die 67-jährige ehemalige Stadt- und Kreisrätin hat ein großes Herz für Menschen, denen es schlecht geht.
Am Samstagvormittag gilt das Stimmengewirr in ihrem weihnachtlich geschmückten Frühstücksraum den Ukrainerinnen in der Notunterkunft Fockenfeld. Es ist ein Arbeitstreffen. Acht Frauen aus Tirschenreuth und der nahen Umgebung kümmern sich jeden Montag und Donnerstag von 11 bis 14 Uhr um das Mittagessen für ukrainische Flüchtlinge in Fockenfeld.
Kaffeeklatsch für guten Zweck
Dieses Engagement geht auf eine Hilfsaktion von Olga Luft zurück. Als im März die ersten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kamen, beschloss die 67-Jährige im Rahmen ihrer Tätigkeit in der "Gemeinschaft Wohlfahrts- und Sozialarbeit in besonderer Organisationsform" des BRK, sich ehrenamtlich einzubringen. Sie bot sich an, immer montags beim Mittagstisch für die Ukrainer in Fockenfeld auszuhelfen. "Bald kam der Donnerstag dazu", erzählt Luft, während sie ihren Gästen Brötchen reicht.
Ebenfalls im März initiierte Luft einen kleinen Kaffeeklatsch. Sie wollte noch mehr helfen. Das Konzept: Sie bietet ihren Gästen immer samstags von 14 bis 17 Uhr Kaffee und Kuchen auf Spendenbasis an. "70 Kuchen habe ich seitdem sicherlich gebacken. Ich kann nun das Dr.-Oetker-Backbuch rauf und runter auswendig", berichtet sie lachend.
Von den Spenden kauft Olga Luft Obst, Nüsse und Kleinigkeiten für die Kinder in Fockenfeld. "Das ist immer eine große Freude. Manchmal höre ich mitten im Arbeiten auf, nur weil ich den Kindern zuschaue, welchen Spaß sie haben und wie unbeschwert sie wieder spielen können. Und sie mögen meinen Namen. Olga, das kennen sie, weil es ein gängiger russischer Name ist."
Kritikern widersprechen
Beim Arbeitstreffen mit ihren Mitstreiterinnen dreht sich das Gespräch der Frauen um die traumatisierten Frauen in Fockenfeld, die schlimmes Leid erfahren mussten. "Von vielen Frauen sind die Männer im Krieg gefallen. Und sie sehnen sich nach ihrer Heimat", weiß Luft, die sich auch vehement mancher unangebrachten Kritik über die Hilfe in Fockenfeld stellt. Immer wieder werde ihr gesagt, die Ukrainerinnen könnten sich ihr Essen doch selbst kochen, erzählt Luft. "Ich antworte immer, diese Menschen mussten ihr Hab und Gut zurücklassen und fliehen. Würde euch das gefallen? Geht einfach mal mit zum Helfen. Dann seht ihr selbst, dass in Fockenfeld niemand selbst kochen kann", begegnet Luft den kritischen Stimmen.
Für Ingrid Pickl, eine der acht Helferinnen, ist der Einsatz in Fockenfeld eine Bereicherung. "Ich komme jedes Mal erfüllt von den Eindrücken nach Hause", sagt die 76-jährige Tirschenreutherin, die 53 Jahre in München lebte und vor drei Jahren in ihre Heimat zurückkam. "Du bist hier eh der Jung-Spund", sagen die anderen ehrenamtlichen Frauen über Olgas Alter mit "erst" 67. Die Gastgeberin dankt den Frauen und den Spendern beim Kaffeeklatsch für ihre Hilfe, die nicht selbstverständlich sei.
"Wie sonst soll ein Sozialstaat funktionieren?", sagt Luft über ihr soziales Engagement. Schließlich gehöre es zu einer Demokratie, Hilfe zu leisten, begründet sie. Für die Tirschenreutherin ist dies selbstverständlich - nicht nur von politischer Seite, auch von christlicher. Denn etwa auch im Text von "Wir sagen euch an" heißt es in der zweiten Strophe "So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan". Jeder könne mithelfen, wirbt die ehemalige Stadt- und Kreisrätin um weitere Mitstreiter. "Die können wir immer brauchen. Arbeit ist genug da."
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