Bürgermeister Franz Stahl blickte zurück und schaute voraus – zwei Stunden referierte er vergangene Woche in den beiden Bürgerversammlungen für die Kreisstadt und ihre Ortsteile im Kettelerhaus über aktuelle und zukünftige Themen. Kamen am Mittwoch rund 80 Zuhörer zur Bürgerversammlung, so waren es beim zweiten Termin am Freitagabend knapp 40 Menschen, die sich für die Lokalpolitik interessierten.
Über 470 Tagesordnungspunkte
In seinem Vortrag ging Stahl auf die sechs Themenbereiche „Gesundheit und Soziales“, „Politik und Gesellschaft“, „Lernen und Studieren“, „Kultur und Tourismus“, „Stadtentwicklung und Finanzen“, sowie „Infrastruktur und Wirtschaft“ ein. Der Bürgermeister verwies darauf, dass im vergangenen Jahr wieder viele Projekte abgearbeitet und fertiggestellt worden seien. Jedoch gebe es aber immer noch eine Menge zu tun. „Wir sind eine innovative Kommune, die sich nicht scheut, Arbeit aufzunehmen. Es steckt wahnsinnig viel Kraft und Energie dahinter. Die Motivation ist da“, sagte Stahl. Er dankte nicht nur den städtischen Verwaltungsangestellten, sondern auch dem Stadtrat für die überparteiliche und konstruktive Zusammenarbeit. 476 Tagesordnungspunkte seien im vergangenen Jahr abgearbeitet worden.
Er verwies darauf, dass seit 2002 rund 175 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert worden seien. Trotz dieser enormen Summe wurden aber seit 2012 Schulden kontinuierlich abgebaut. Aktuell habe Tirschenreuth 5,365 Millionen Euro Schulden. Zum Vergleich: 2012 betrugen diese noch 18,8 Millionen Euro.
Pläne für Waldnaabpark
Wichtig für die Stadt sei das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), mit dem man sich schon seit 15 Jahren beschäftige. „Dahinter steckt eine wahnsinnige Dynamik. Wir müssen uns jetzt schon auf die Antworten für die Fragen im Jahr 2030 vorbereiten“, sagte Stahl dazu. Dass Tirschenreuth hier eine Vorreiterrolle übernehme, verdeutliche der Bundespreis „Stadtgrün“, den die Stadt im vergangenen Jahr für den Mühlbachpark erhalten hat. Noch in diesem Jahr sollen auch die Pläne für den Waldnaabpark konkretisiert werden. Damit wird dann der „grüne Gürtel“ um die Altstadt geschlossen.
Stahl verwies auch auf zahlreiche städtebauliche Vorhaben, die angegangen wurden und werden: etwa die Sanierung des Volksbank-Areals. Hier sanierte ein privater Investor das Weinmann-Anwesen und das Prockl-Haus, die Stadt übernahm die Erneuerung der Arkaden. Die Maßnahme soll bald abgeschlossen werden. Demnächst steht die Sanierung der „Völkl-Scheune“ in der Regensburger Straße mit dem dazugehörigen Umfeld an, ebenso die Erneuerung der Franz-Böhm-Gasse und des ehemaligen Luitpold-Theaters. Weiterhin beschäftigt die Erneuerung der Kanal- und Trinkwasserleitungen die Stadt. Stahl blickte auch auf den Neubau der Strom-Trafostation zurück. In diesem Zusammenhang betonte er, dass die Preise für Strom und Wasser leicht erhöht werden mussten. „Uns allen muss bewusst werden, dass die Preise aber dennoch vergleichsweise niedrig sind.“
Einschnitte bei Freibad-Öffnung
Bezugnehmend auf das Freibad sagte der Rathauschef, dass sich der Stadtrat im vergangenen Jahr einstimmig für eine Sanierung der Anlage ausgesprochen habe. Heuer werde hierfür ein Konzept erarbeitet. Gleichwohl stellte er klar, dass es bei den Öffnungszeiten für das Freibad in dieser Saison Einschnitte geben werde. „Wir haben erhebliche Personalprobleme, es fehlt Personal.“
Rund sieben Millionen Euro investierte die Stadt in den Breitbandausbau. Trotzdem gebe es Probleme, weil nicht alle Bürger gleich vom Breitbandausbau profitierten. „Denn die Firmen handeln nach eigenwirtschaftlichen Interessen“, erklärte Stahl. Deshalb könne es sein, dass entlegene Weiler nicht erschlossen werden. „Gehen Sie auf die Firmen zu und sprechen Sie sie an. Wir als Stadt können da nichts machen“, berichtete der Bürgermeister.
Fünfter Kindergarten vorgesehen
In Sachen Bildung berichtete Stahl, dass neben den vier Kindergärten in der Kreisstadt ein weiterer in Planung sei. Der evangelische Kindergarten soll saniert und gleichzeitig erweitert werden. Dazu peilt das Dekanat unter anderem einen Neubau an. Für die Kindergärten gebe die Stadt im Jahr 1.730.900 Euro aus.
Veränderungen wird es auch an der Marien-Grundschule geben, die derzeit 267 Kinder besuchen. Aktuell plant die Stadt die Schule mit einer Ganztagesbetreuung auszubauen. Das Angebot soll bis 2025 eingerichtet werden. Vorgesehen ist, dazu das alte Feuerwehrgerätehaus im Lengenfelder Weg – gleich neben der Grundschule – abzubrechen oder umzubauen. „Dort wird ein richtiger Grundschul-Campus entstehen“, sagte Stahl. Das Konzept erstellt das Architekturbüro Brückner und Brückner. Laut Bürgermeister laufen erste Gespräche mit der Regierung bezüglich einer Förderung. Derzeit wird zudem die Hausmeisterwohnung für einen Kinderhort umgewidmet. Der Bauantrag dazu liegt bereits vor.
Bebauungsplan für Ziegler-Group
Was die Wirtschaft betrifft, sei man auf einem guten Weg. Die Planungen für die Ansiedlung der Ziegler-Group würden weiter gehen. Im Frühjahr, so hofft Stahl, soll der Bebauungsplan ausgelegt werden. „Diese Ansiedlung ist wichtig für die Zukunftssicherheit der Stadt, diese Chance für Tirschenreuth muss genutzt werden, sonst sehe ich größte Probleme auf die Stadt zukommen.“
Ein weiterer innerstädtischer Meilenstein sei die Weiterentwicklung des Bauhof- und Stadtwerke-Areals in Verbindung mir dem „TEO“ und dem Raiffeisen-Areal. Hier würden aktuell intensive Gespräche geführt.
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