In den Jahren der Coronapandemie hat sich der Landkreis Tirschenreuth nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ungewöhnlich gut entwickelt. Für seine Studie hat das Institut die regionalen Auswirkungen der Coronapandemie hinsichtlich des Wohlstands, der wirtschaftlichen Entwicklung und der gesellschaftlichen Teilhabe untersucht. Für sein Ranking berücksichtigt das Institut Daten zur Wirtschaftsstruktur, zum Arbeitsmarkt und zur Lebensqualität.
Der Landkreis Tirschenreuth als ehemaliges Zonenrandgebiet, der zu den besonders geförderten Gebieten der GRW (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur) gehört, landet, was den wirtschaftlichen Erfolg angeht, auf Platz 4 und zählt damit laut Studie zu den Überraschungen des aktuellen Rankings. Wie das Institut in seiner Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung bekannt gibt, ist die vordere Platzierung des Landkreises auf eine sprunghafte Zunahme der Steuerkraft und eine Verringerung der Gewerbesteuerhebesätze in der Region zurückzuführen. Die erfolgreichste Wirtschaftsregion Deutschland ist unverändert der Großraum München mit hoher Kaufkraft und geringer Arbeitslosigkeit. Unter den Top 20 der 400 deutschen Kreise und kreisfreien Städte finden sich insgesamt 13 aus Bayern.
Doch der Landkreis Tirschenreuth landet nicht nur beim Erfolgswert-Ranking auf Platz 4, sondern auch beim Dynamik-Ranking auf Platz 2 – und gehört damit laut Studie zu den 93 "Outperformern" mit überdurchschnittlich guter Entwicklung: Auch in Städten wie Erlangen, Leverkusen oder Speyer ist der Rang sowohl beim Niveau als auch bei der Dynamik hoch. Für die Auflistung der Dynamik untersuchen die IW-Ökonomen neben dem allgemeinen Wirtschaftsniveau auch die Entwicklung der Landkreise.
Gerade, was die Dynamik angehe, habe sich seit der letzten Auswertung viel verändert. "Regionen, die vor zwei Jahren noch auf den hinteren Plätzen landeten, führen heute das Dynamikranking an", sagt Studienautor Hanno Kempermann. So komme auch etwa das Ruhrgebiet weiter nach oben. Süddeutsche Regionen, die neben einem hohen Wirtschaftsniveau üblicherweise auch von einer stark dynamischen Regionalentwicklung geprägt waren, schneiden in diesem Jahr unterdurchschnittlich ab. Dies liege häufig an den coronabedingten Gewerbesteuerausfällen – insbesondere in industriell geprägten Regionen.
Vor allem Kreise und Städte, in denen die Industrie, aber auch die Tourismus- und Veranstaltungsbranche oder der Einzelhandel stark seien, hätten aktuell zu kämpfen, schrieb das IW in einer Pressemitteilung. Andere Kommunen, die schon in den vergangenen Jahren ihren Fokus auf die Weiterentwicklung der regionalen Wirtschaft gelegt hätten, gehören zu den Profiteuren. So habe Kiel – beim Regionalranking vor zwei Jahren noch unter den Schlusslichtern – auf eine Verbesserung der Lebensqualität gesetzt und so am Standort die lokale Gewerbeentwicklung ankurbeln können. Wuppertal und Dortmund profitierten unter anderem davon, dass es den Städten gelungen sei, für junge Menschen attraktiver zu werden.
Die IW-Studie
- Fragestellung der Studie:Haben sich die Regionen in Deutschland als Folge der Corona-Pandemie wirtschaftlich unterschiedlich entwickelt?
- Vorgehensweise:Nähere Untersuchung der 400 deutschen Kreise und kreisfreien Städte hinsichtlich ihrer regionalen Entwicklung
- Platzierungen des Landkreises Tirschenreuth: Erfolgswert: Platz 4; Dynamik und Entwicklung: Platz 2
- Studienautoren: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist ein privates Wirtschaftsforschungsinstitut, das sich zur Aufgabe gesetzt hat, das Verständnis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Zusammenhänge zu verbessern.
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