Tirschenreuth
23.07.2020 - 15:28 Uhr

Mieten im Landkreis Tirschenreuth steigen

Die Mieten sind in den vergangenen Jahren im Landkreis angestiegen. Und das ist wohl nicht nur darauf zurückzuführen, dass der Landkreis attraktiver geworden ist. Auch die Zahl der freien Wohnungen spielt eine Rolle.

Tanja Tribian präsentiert den Kreisräten das neue "Schlüssige Konzept". Bild: Benkhardt
Tanja Tribian präsentiert den Kreisräten das neue "Schlüssige Konzept".

Der Kreisausschuss beschäftigte sich am Montag mit einem Thema, das eher selten auf der Tagesordnung einer Sitzung steht. Es ging um Durchnittsmieten, Nebenkosten und die Lage von Mietwohnungen im Landkreis. Das Thema stand auf der Tagesordnung, weil der Landkreis als Träger der Grundsicherung für Arbeitssuchende und örtlicher Träger der Sozialhilfe Leistungen für Unterkunft und Heizung in Höhe der tatsächlichen Aufwendungen gewähren muss. Doch wie teuer ist der Wohnraum im Landkreis Tirschenreuth wirklich?

Es ist nicht leicht, darauf eine Antwort zu geben, weil es im Landkreis Tirschenreuth keinen Mietspiegel gibt und auch künftig keinen geben wird. Dazu sind die Ortschaften und die Zahl der Mietwohnungen zu klein. Der Landkreis Tirschenreuth nutzt für seine Berechnungen deshalb ein "Schlüssiges Konzept", das er 2012 erstmals in Auftrag gegeben hat. 2016 gab es eine Fortschreibung der Richtwerte. Nun war es an der Zeit, die Zahlen wieder zu aktualisieren.

Firma aus Hamburg

Das erledigte für rund 16.000 Euro das Unternehmen Analyse & Konzepte aus Hamburg, das bei solchen Erhebungen reichlich Erfahrung mitbringt und zudem auf den Werten von 2016 aufbauen konnte. Projektleiterin Tanja Tribian hat dabei festgestellt, dass sich in den vergangenen Jahren die Brottokaltmieten nach oben entwickelt haben. Am stärksten angestiegen sind die Mieten bei Wohnungen für Singles. HIer errechnete Tribian eine Steigerung um teilweise 11,4 Prozent bei den Mietkosten, die der Landkreis erstattet. Bei Zwei-, Drei-, Vier- und Fünf-Personenhaushalten lagen die Steigerungen im einstelligen Bereich.

Eine weitere wichtige Erkenntnis für die Kreisräte war, dass keine Gemeinde ausscheidet. "Jeder kann auch von dort in die Mittelzentren kommen", so Tanja Tribian. Sie hat bei ihren Nachforschungen auch keine signifikanten Unterschiede bei der Miethöhe im Landkreis festgestellt. Eingeflossen in das schlüssige Konzept sind Bestands- und Neuvermietungen. Tausende von Groß- und Privatvermietern wurden angeschrieben und auch Inserate der vergangenen zwölf Monate ausgewertet.

Interessante Informationen

"Da stecken eine Menge interessanter Informationen drin", meinte Landrat Roland Grillmeier. Er sah im schlüssigen Konzept auch einen Auftrag an die Politik, im sozialen Wohnungsbau mehr zu tun. "Wir wollen doch auch Zuzüge, deshalb ist es nötig, hier etwas zu tun", gab er den Bürgermeistern eine Hausaufgabe mit auf den Weg. Sozialamtsleiter Wolfgang Jäger berichtete dabei, dass am meisten Bedarf bei den Single-Wohnungen bestehe. Da werde es manchmal richtig eng.

Kemnath28.06.2020

Zudem behandelte der Kreisausschuss noch weitere Themen:

Werkausschuss der Steinwaldgruppe

In den Werkausschuss des Wasserversorgers Steinwaldgruppe entsendet der Landkreis wieder Hans Klupp (Plößberg) und Toni Dutz (Wiesau). Den Platz von Hans Donko soll sein Bürgermeister-Nachfolger Johannes Reger (Erbendorf) einnehmen. Die drei Kommunen Plößberg, Wiesau und Erbendorf beziehen auch viel Wasser von der Steinwaldgruppe.

Jahresrechnung 2018

Zugestimmt hat der Ausschuss auch der Jahresrechnung 2018, die in Einnahmen und Ausgaben mit 85.972,547 Euro abschloss. Die Finanzsituation hat sich nach der Würdigung von Kreisrechnungsprüfer Gerhard Birkner gegenüber dem Vorjahr gebessert. Wegen der Vielzahl der anstehenden Sanierungsmaßnahmen sei die dauernde Leistungsfähigkeit des Landkreises aber noch nicht gesichert. Die Gremien der Haushaltskonsolidierung seien weiter bei den Planungen mit einzubeziehen.

Kewog Tirschenreuth

Abgesegnet hat der Ausschuss auch die Gewinn- und Verlostrechnung der Kommunalen Entwicklungsund Wohnungsbaugesellschaft (Kewog) Tirschenreuth für das Jahr 2019. Der Jahresüberschuss betrug 819.972 Euro (nach 1.053.777 im Jahr 2018). Der Überschuss soll auf Vorschlag der Geschäftsführung auf neue Rechnung vorgetragen werden. Zum 31. Dezember beträgt der Gewinnvortrag dadurch 3.417.815 Euro. Die Kreisräte empfahlen, Geschäftsführer Bernd Büsching und den Aufsichtsratsmitglieder zu entlasten.

Hintergrund:

Die neuen Werte

Auch die Rechtssprechung spielt in das neue Regelwerk hinein. Denn bei der letzten Erhebung war der Landkreis noch in zwei verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Bruttokaltmieten eingeteilt worden. Nun wird der gesamte Landkreis als ein Vergleichsraum gesehen, was die Abrechnung ungemein erleichtert. Es ist also völlig egal, ob ein Hartz-IV-Empfänger in Bärnau, Waldsassen, Tirschenreuth, Kemnath oder Kastl wohnt: die Höchstsätze für Bruttokaltmieten sind nun überall die gleichen: 308,50 Euro für Single-Wohnungen, 344,50 Euro für Zwei-Personen-Wohnungen, 387 Euro für Drei-Personen-Wohnungen, 456,30 Euro für Vier-Personen und 530,25 Euro für Fünf-Personen-Wohnungen. Einstimmig empfahl der Kreisausschuss dem Kreistag diese Leistungen festzusetzen. Gelten sollen die neuen Mietwerte ab 1, August 2020.

 
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