"Wie schafft man es, auf kleinstem Raum einen interessanten Spielbetrieb zu realisieren?" Das war für Christoph Eckert 2008 die Überlegung, bevor er mit dem Bau begann. Vergeblich sucht man auf der Anlage die oberbayerische Gebirgslandschaft mit Alm und Bergsee. "Ich wollte nichts von der Stange, sondern eine eigene Komponete mit echter Herausforderung", sagt Eckert, der sogar das Schaltpult für alle Funktionen selbst entworfen und gebaut hat.
Präzisionsinstrument
Rote und grüne Lämpchen darauf zeigen die Signaleinstellungen, gelbe LEDs die Weichen an. "Der Holzkasten hat ein sehr technisches Präzisionsinnenleben", beschreibt Eckert sein Werk. Der Modellbauer hat kein Zimmer übrig, um eine riesige Anlage zu betreiben und jährlich zu vergrößern. Seine Bahn ist dreigeteilt, stapelbar, passt durch alle Türen und steht jetzt zu Weihnachten im Wohnzimmer vor dem Klavier. Der Aspekt, wie man sie schnell auf- und abbauen und transportieren kann, stand ebenfalls beim Bau im Vordergrund.
Nachwuchs kein Interesse
Vor zehn Jahren waren die drei Jungs von Christoph Eckert begeisterte Modelleisenbahner. Heute sind Benedikt, Korbinian und Lukas 25, 23 und 17 Jahre alt und haben im Moment keine Ambitionen, was die Modelleisenbahn betrifft. Einzig Korbinian ist Eisenbahnfan. Er mag aber mehr die Originale und reist überall umher, um sie zu fotografieren. Er ist ein Trainspotter.
Die Modellbahn von Christoph Eckert ist in Spantenbauweise entstanden. Dies sei der Normalfall bei echten Modellbahnbauern. Im Vergleich zu einer Platte, auf welche die Bahn montiert ist, habe das entscheidende Vorteile. So könne man zum Beispiel viel interessantere Geländeformen realisieren. Es ließen sich mit wenig Material perfekte Steigungen bauen. Und weil nur dort gebaut wird, wo auch ein Gleis verläuft, komme man überall mit den Händen hin,
Für den Bau seiner Bahn hat Eckert damals seiner kleinen Werkstatt, in der er ansonsten an Mopeds schraubt, eine Kreissäge gegönnt. Beim Tirschenreuther Malermeister Herbert Heyd hat er sich schlau gemacht, wie er das Kiefernholz, das er in einem einheimischen Sägewerk gekauft hat, behandeln muss, damit es sich nicht verzieht. Auf der Anlage gibt es zwei Bahnhöfe, einen ober- und einen unterirdischen, unsichtbaren. Die Bahn ist nicht so eingerichtet, dass ein Zug immer im Kreis fahren könnte. "Das ist langweilig, da hast du ja nichts zu tun", sagt Eckert.
Wenn er mit seiner Eisenbahn "spielt", geht es immer darum eine bestimmte Strecke zu definieren, auf der man dann alles selbst steuert. Das geht los mit den Signalen, die per Hand gestellt werden, bis zu den Weichen.
Die Lämpchen auf dem Schaltpult zeigen dem Eisenbahner, was wie gestellt ist, dann fährt er los und in den meisten Fällen erreicht er das gesteckte Ziel unfallfrei. Auch in den echten Stellwerken werde prinzipiell so gearbeitet. "Obwohl ich nur über ein Minimum an Eisenbahn verfüge, lässt sich hier vieles realisieren", schwärmt er. Setzt er die drei unterschiedlich großen Teile der Bahn zusammen, kommt er auf eine Breite von 1,88 Meter, bei einer Tiefe von 1,20 Meter. Das größte Einzelteil ist 68 Zentimeter und passt gerade noch durch die Tür.
Eine halbe Stunde dauert der Auf-, beziehungsweise Abbau. Damit die durchgeschnittenen Gleise überall Strom haben, hat Christoh Eckert die einzelnen Segmente mit Hilfe von 25-poligen Druckerkabeln verbunden.
Neun Gleise laufen auf der Bahn nebeneinander. Damit sei das technische Herz zufriedengestellt. Die Züge die auf der H0-Ausstattung laufen, sind original Märklin und nicht "modified by Eckert". Seine Eisenbahn-Affinität führt er auf seine Amberger Zeit zurück. Dort ging Christoph zur Schule und bewunderte am Bahnhof die Dampfloks, die dort bis Mitte der 1970er Jahre verkehrten.
Ein wenig Nostalgie
Die wollte er wenigstens im Modell haben. Stolz präsentiert er seine schwere Güterzuglok der Baureihe 50 mit Kabinentender. Auch ein Modell der Baureihe 44 steht heute auf der Anlage, genauso wie der Dreiachser-Waggon mit dem er zur Schule fuhr. "Das ist schon ein wenig persönliche Nostalgie", sagt der Tüftler, der ein halbes Jahr akribische Planung und ein Jahr Bauzeit in die Anlage investiert hat.
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