Tirschenreuth
12.09.2022 - 08:49 Uhr

Mundart und Schmeller im Fokus der Stiftlandtage

Bei der 9. Veranstaltung der diesjährigen Stiftlandtage, veranstaltet von der IKom Stiftland, erlebten die Teilnehmer den Sprachforscher aus Tirschenreuth bei einer Schmeller-Führung und sogar "live" vor Ort im kleinen Theaterstück

Schmellerstraße, Schmeller-Führungen, Schmeller-Büste, Schmeller-Torte und Schmeller-Praline, Schmeller-Schule und Schmeller-Gesellschaft: In Tirschenreuth scheint alles Schmeller zu sein. Zumindest bei den Veranstaltungen zu den Stiftlandtagen standen der Sprachforscher sowie Mundart und Dialekt im Fokus.

Los ging es mit einer Mundart-Führung auf den Spuren von Johann Andreas Schmeller. Gästeführerin Cornelia Stahl konnte dazu viele Tirschenreuther begrüßen, dazu Martina Zanner als Vertreterin des Veranstalters der Stiftlandtage, der Ikom Stiftland.

Vier Jahre Arbeit für Wörterbuch

Nachdem die Teilnehmer ins Schmeller-Zimmer geschaut hatten, stellte Cornelia Stahl den großen Sohn Tirschenreuths als einen überaus fleißigen Professor vor, der Großes für den Dialekt geleistet habe. In Tirschenreuth geboren, sei Schmeller bereits im Alter von eineinhalb Jahren wieder weggezogen mit seiner Familie. Dennoch sei er mehrmals zurückgekehrt. "Zeitlebens hat sich Schmeller der Oberpfälzer Sprache, seiner Heimatsprache, gewidmet", erklärte Stahl. Schmeller soll einmal gesagt haben, sein Reichtum seien "nicht Ahnen, nicht Äcker, nicht Geld, nur die Sprache". Diese Leidenschaft kam ganz Bayern zugute, bis heute würden Schmellers Werke für einschlägige Sprachwissenschaften Verwendung finden. Vier Jahre habe der Sprachforscher für sein Alphabet benötigt, bis er 1837 fertig war. "Und das ist nicht allein nur ein Wörterbuch", berichtete Stahl. Es gibt ausführliche Erklärungen zu jedem einzelnen oberpfälzischen Wort.

Das und vieles mehr erzählte die Gästeführerin ihrer Gruppe im Museumsquartier, draußen vor der Schmeller-Statue auf dem Marktplatz und an seinem Geburtsort. Zum Teil wurde die Führung mit einer Theatereinlage inszeniert von Schauspielern des Modernen Theaters Tirschenreuth. Den drei Akteuren machte das Regenwetter allerdings einen Strich durch die Rechnung. Für die Szene vom Besuch Johann Andres Schmellers bei König Ludwig II. in München mussten Karl Jäger (König Ludwig), Felix Schmidkonz (Diener des Königs) und Stefan Reiter (Schmeller) kurzfristig ins Museumsquartier ausweichen. Den Teilnehmern gefiel die Darbietung dennoch. Abschließend durfte die Gruppe noch eine Schmeller-Praline verkosten.

Verschiedene Oberpfälzer Dialekte

Während sich die einen mit dem Sprachforscher auseinander setzten, erlebten die Teilnehmer am Vortrag im Pädagogikraum des Museumsquartiers ein angeregtes Live-Spracherlebnis. Mit einem visuellen und optischen "spielerischen Spaziergang" führte Meinard Köstler aus Bad Neualbenreuth durch den lebendigen Dialekt. Er übte mit seiner Gruppe die Mundart mit all ihren unterschiedlichen Sprechweisen. Denn der Dialekt ist von Ort zu Ort verschieden. Da blieb sogar den eingefleischten Oberpfälzern beinahe die Spucke weg. Köstler verstand es hervorragend, aus seinem Publikum eine kleine "Sprach-Schulklasse" zu machen. Selbst bei einfachen Wörtern wie "Garten" gibt es im Landkreis enorme Dialektunterschiede von "Gartn" bis zu "Gortn" und mehr. Teils überschlugen sich die Teilnehmer vor Eifer, es wurde viel gelacht. "Unheimlich brutal", sagte Köstler, sind die Unterschiede Richtung Franken. Da sei die Bezirksgrenze tatsächlich auch die Dialektgrenze.

 
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