Da hat der OWV Bärnau einen Volltreffer gelandet: Mit dem Fahrradführer "Auf den Spuren von Maurus Fuchs" verbindet er zwei aktuelle Trends - das Fahrradfahren und die Hinwendung der Stiftländer zum fast vergessenen Tirschenreuther Kirchenmaler Maurus Fuchs. OWV-Vorsitzende Ingrid Leser stellte kürzlich die handliche Broschüre in der Bärnauer Kappl, der Elisabeth-Kirche, vor. Dass sie sich dafür das Kirchlein ausgesucht hat, ist kein Zufall. Die Kirche ist von Maurus Fuchs und seinem Vater Vitus komplett ausgemalt worden, sie gilt als ein Kleinod der Kirchenmalerei im Stiftland.
Idee entstand zum 250. Geburtstag
Für den Tirschenreuther Rudi Ehstand war im letzten Jahr nach der Sonderveranstaltung zum 250. Geburtstag des Malers klar, dass er für Fahrradfahrer was machen wird. "Im Stiftland gibt es so viele Bilder und Kirchenmalereien von ihm, die muss man einfach verbinden", so der erfahrene Fahrrad-Guide. Er machte sich ans Werk, etwa ein halbes Jahr dürfte es wohl gedauert haben. Er hielt sich bei der Auswahl der Werke vornehmlich an das Buch von Dr. Wolf-Dieter Hamperl, aber auch die Neuentdeckungen, wie die Bilder in der Kirche in Stein. Als Ehstand schließlich zwei Fahrrad-Routen fertig hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Herausgeber. Die Stadt Tirschenreuth, bei der er zuerst anklopfte, wollte das Werk erst einmal nicht drucken. Durch Zufall kam er mit Ingrid Leser ins Gespräch. Für die Vorsitzende des OWV Bärnau, eine glühende Fuchs-Verehrerin, war sofort klar: "Das machen wir!"
Einige Monate später sind schließlich 1000 Exemplare gedruckt. Ingrid Leser stellte am Tag des offenen Denkmals den neuen Fahrradführer gemeinsam mit Tourenplaner und Initiator Rudi Ehstand, Bürgermeister Alfred Stier und Pfarrer Konrad Amschl vor.
Zwei Rundkurse
"Immer mehr Menschen fahren Rad, immer mehr Besucher des Landkreises kommen mit dem Rad", berichtete Rudi Ehstand, der schon einige Radtouren für den Landkreis ausgearbeitet hat. Für ihn war auch klar, dass eine Strecke zu lange wäre, er wählte eine Aufteilung in zwei Rundkurse.
Die erste Tour führt in den Osten des Landkreises, von Tirschenreuth aus geht es nach Schwarzenbach, weiter nach Marchaney und dann hinauf nach Griesbach, dem höchstgelegensten Pfarrdorf der Oberpfalz. Entlang dem Grenzkamm geht es über Hermannsreuth nach Bärnau. Dort sind Steinbergkirche, die Pfarrkirche und natürlich die St.-Elisabeth-Kirche die Ziele. Über Hohenthan und die wunderbaren Barockkirchen von Stein und Beidl geht es zurück nach Tirschenreuth. Insgesamt ist die Strecke 59 Kilometer lang.
Die zweite Route beginnt ebenfalls in Tirschenreuth und führt dann nach Wondreb, Wernersreuth und Waldsassen. Dort finden Besucher im Stiftlandmuseum eine Darstellung des "Letzten Abendmahls" von Maurus Fuchs. Über die Kirche in Münchenreuth geht es schließlich zur Wallfahrtskirche Kappl. Von dort geht es über die Kreuzbergkirche in Wiesau zurück nach Tirschenreuth. Die Route ist ebenfalls etwa 60 Kilometer lang.
Die beiden Strecken sind textlich beschrieben, an den abgebildeten Straßenkarten können sich Radler zusätzlich orientieren. Gut nachzuvollziehen sind auch die jeweiligen Höhenprofile, leider fehlen GPS-Daten. Im Radführer sind die jeweiligen Werke von Maurus Fuchs vor Ort in Wort und Bild sehr gut vorgestellt. Bedauerlich fand Rudi Ehstand die Tatsache, dass viele Kirchen meist geschlossen sind, wenn Radler sie anfahren. Dafür sind im Radführer die Telefonnummern der einzelnen Pfarreien angegeben. "Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gesammelt - wenn man da vorher anruft und seinen Besuch ankündigt, ist immer jemand da gewesen und hat die Türen aufgesperrt", meinte der erfahrene Radfahrer.
Herzensangelegenheit
Amschl freute sich, dass er als "Hausherr" von vielen Maurus-Fuchs-Werken fungieren darf: "In Bärnau, Schwarzenbach, Marchaney, Hohenthan sind viele seiner Werke erhalten, da bin ich furchtbar stolz darauf." Bürgermeister Alfred Stier konnte sogar verkünden, dass im Bärnauer Rathaus aktuell noch ein weiteres Werk von Maurus Fuchs hängt. Es wurde immer zu Fronleichnam als Altarbild vor dem Rathaus verwendet. Vor ungefähr sechs Jahren identifizierte Ingrid Leser das Bild als Original von Maurus Fuchs, bestätigte auch der Kenner und Buchautor Dr. Hamperl.
Der OWV Bärnau finanzierte die Kosten für den Druck in Höhe von rund 1000 Euro. Den Radführer geben die Bärnauer dennoch kostenlos weiter. "Der Maurus Fuchs mag zwar ein Tirschenreuther gewesen sein, aber die meisten Werke von ihm haben wir hier in unserem Stadtbereich, deshalb war uns dieser Maurus-Fuchs-Fahrradführer eine Herzensangelegenheit", sagt Ingrid Leser und lächelt.
Beim Tag des offenen Denkmals stellte Thomas Sporrer kurz den Werdegang von Maurus Fuchs vor, ehe Ingrid Leser ausführlich und sehr lebendig den zahlreichen Besuchern die Kappl-Kirche näherbrachte.
Der neue Maurus-Fuchs-Radführer kann in den Tourist-Infos in Bärnau, Tirschenreuth, Waldsassen und Wiesau ab sofort abgeholt werden. Der OWV Bärnau würde sich für sein Engagement über Spenden freuen.
Zur Person: Maurus Fuchs
- Maurus Fuchs, geboren am 16. Januar 1771 in Tirschenreuth.
- Der ausgebildete Kirchen- und Krippenmaler gilt als legitimer Nachfolger des berühmten Egerländer Malers Elias Dollhopf.
- Vier Phasen kennzeichnen sein Werk: Stiftland 1792 - 1813 (u.a. Griesbach, Wiesau, Bärnau), Tepl 1814 - 1829 (Kloster Tepl), Tachau 1830 - 1836 (Franziskanerkloster), zurück im Stiftland 1836 - 1848 (u.a. Hohenthan, Wernersreuth).
- Im Zenit seiner Schaffenskraft hatte Fuchs im Kloster Tepl in kongenialer Partnerschaft mit Abt Karl Kaspar Reitenberger seine Hauptwerke geschaffen, etwa das "Letzte Abendmahl" im Refektorium, wo er sich auch selbst als Jünger mit verewigte.
- Maurus Fuchs starb am 27. Juni 1848 in Tirschenreuth, wo er auch am Friedhof begraben ist. Eine Grabplatte an der Friedhofskirche erinnert an den Maler.
- Im Museumsquartier sind die beiden einzigen von ihm erhaltenen Papierkrippen zu sehen.
- 2014 erschien das Buch "Maurus Fuchs - der vergessene Tirschenreuther Kirchenmaler" von Dr. Wolf-Dieter Hamperl.
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