Nürnberger Architekten auf Platz eins – Vorhang auf für das neue Landratsamtsgebäude in Tirschenreuth

Tirschenreuth
29.11.2022 - 18:26 Uhr
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Kaum war die Jury weg, kamen auch schon die ersten Mitarbeiter zum Begutachten der preisgekrönten Entwürfe. Schließlich geht es um ihren Arbeitsplatz: Das Landratsamt bekommt ein neues Gebäude. Nun steht fest, wer es bauen darf.

Die drei Amtsgebäude in der Kreisstadt bekommen Zuwachs durch ein viertes Haus. 60 Architekturbüros aus ganz Deutschland wollten beim Wettbewerb mitmachen, 27 wurden in die Endrunde gelost, 5 Preise waren zu vergeben. Mit allen Entwürfen befassten sich intensiv 9 Fach- und Sachpreisrichter aus Architektur und Kommunalpolitik. Nach vielen Stunden der Beratung standen Dienstagmittag die Gewinner des Architektenwettbewerbs fest.

Landrat Roland Grillmeier verkündete dem ersten Preisträger die gute Nachricht gleich persönlich am Telefon. Es war kein Ortsgespräch, aber das Siegerbüro kommt immerhin aus Bayern: Die Architekten Bär, Stadelmann, Stöcker mit Sitz in Nürnberg sollen das Amtsgebäude IV verwirklichen. Mit im Boot sind die Landschaftsarchitekten Toponauten aus Freising.

Urheber bis zum Schluss geheim

Damit gewann eine Arbeitsgemeinschaft, die das Landratsamt als eine von nur vier Architekturbüros für den Wettbewerb gesetzt hatte – sie konnten im Vorfeld nicht durch das Losverfahren rausfliegen. Doch der Wettbewerb der 27 Entwürfe war bis zum Schluss völlig offen: Keiner aus der Jury wusste, von wem die eingereichten Modelle waren.

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Tirschenreuth16.11.2022

Mit dem Siegerentwurf glücklich zeigten sich am Dienstag alle Beteiligten. Es ist ein dreigeschossiger, funktioneller Verwaltungsbau, der mit einer Brücke im Obergeschoss an das Amtsgebäude II andockt. Es handelt sich um einen Holzbau mit zwei Innenhöfen. 70 Arbeitsplätze in flexibel gestaltbaren Büros sind vorgesehen, eine Kantine und Besprechungsräume auf insgesamt 2500 Quadratmetern Nutzfläche. Das Dach ist flach, vollständig begrünbar und auch für Solartechnik geeignet. Rund 60 Parkplätze gruppieren sich hinter dem Neubau in Richtung Johannisstraße.

"Würdiger erster Preisträger"

"Wir haben einen würdigen ersten Preisträger und sind sehr zufrieden", betonte Jury-Vorsitzender Norbert Diezinger. "Es ist kompakt, modern und nachhaltig", befand er über das vorgeschlagene Gebäude, das nicht zu klotzig sei und damit in "ungute Konkurrenz" zu den anderen, zum Teil denkmalgeschützten Gebäuden trete. "Es ist der einzige Entwurf, der auf eine Tiefgarage verzichtet", betonte der Vorsitzende. Das wirkt sich auch auf die Kosten aus, wie Kreisbaumeister Klaus Weig wusste. Den Kostenrahmen umriss er in aller Vorsicht mit 10 bis 13 Millionen Euro.

Am Montag war die Jury bis in den späten Abend mit den Entwürfen befasst. Am Dienstag ging es um die endgültige Reihung der Preisträger. "Wir haben gerungen und Argumente ausgetauscht. Am Ende gab es eine einvernehmliche Lösung", verwies Norbert Diezinger auf das Abstimmungsergebnis von 9:0. Architekt und Stadtplaner Jakob Oberpriller, der den Wettbewerb schon im Vorfeld koordiniert hatte, hob die gute Zusammenarbeit zwischen Fachpreisrichtern und Sachpreisrichtern mit Ortskenntnis hervor: "Das ist sehr wichtig. Jeder kann aus dem Verfahren etwas lernen."

Zwei Anerkennungspreise

Den zweiten Preis gewannen die Architekten Löhle und Neubauer aus Augsburg (mit Planstatt Senner aus Überlingen), auf Platz drei landeten Harris und Kurrle aus Stuttgart (mit Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart). Außerdem wurden zwei Anerkennungspreise vergeben. Mit Kuchenreuther aus Marktredwitz war auch ein regionales Büro dabei (gemeinsam mit Landschaftsarchitektur Schlichtinger, Wunsiedel). Die zweite Anerkennung holten Arabzadeh, Schneider und Wirth (mit Landschaftsarchitektur Faiss) aus Nürtingen.

Stolz auf die breite Teilnehmerpalette war Landrat Roland Grillmeier. So waren Entwürfe nicht nur aus Bayern, sondern aus Berlin, Leipzig, Dresden, Freiburg und Dortmund im Rennen. "Keiner wusste, von wem welcher Vorschlag kam", betonte er das neutrale Verfahren und schmunzelte bei der Bekanntgabe der Preisträger: "Alle Vermutungen haben sich als falsch erwiesen." Interessant fand er zudem, dass von den fünf Siegerentwürfen vier einen Holzbau vorsahen.

Das neue Amtsgebäude IV soll die Raumnot im Landratsamt beseitigen. Vorgesehen ist der Umzug des Bauamtes, der Abteilungen Jugendamt und Sozialdienst, Naturschutz, Wasserrecht und Immissionsschutz. Auch die besucherintensive Betreuungsstelle soll endlich barrierefrei untergebracht werden.

Bleibt ein vorsichtiger Blick auf den Zeitplan zur Umsetzung des Siegerentwurfs. Zunächst muss der Landkreis als Bauherr mit den ersten Preisträgern sprechen. "Wir behalten uns vor, auch mit den Zweit- und Drittplatzierten zu verhandeln", gab Landrat Grillmeier die Vorgaben aus dem Wettbewerb wieder. Im Januar könnte bereits die Auftragsvergabe durch den Kreistag erfolgen, der Neubau 2023/24 verwirklicht werden, schätzte Grillmeier. Durch vorgefertigte Holzbauelemente könnte sich die Bauzeit reduzieren, bestätigte Kreisbaumeister Klaus Weig: "Es ist realistisch, 2025 fertig zu werden."

Hintergrund:

Öffentliche Ausstellung aller Modelle

  • Was: Pläne und Modelle der Gewinner und aller anderen Teilnehmer des Architektenwettbewerbs
  • Wann: von Mittwoch, 30. November, bis Sonntag, 4. Dezember, jeweils von 10 bis 16 Uhr
  • Wo: großer Sitzungssaal im Landratsamt Tirschenreuth
 
 

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