Landwirt Alexander Weigl vom "Walerhof" in Pilmersreuth an der Straße ist mit seiner Paten-Aktion für Blühwiesen sehr zufrieden. "Das Projekt wurde gut angenommen." Rund 50 Paten erklärten sich bereit, für einen Beitrag von 50 Euro je 100 Quadratmeter Blühfläche vom Landwirt anlegen zu lassen. "Die Paten kommen aus der ganzen Region. Aus Tirschenreuth, Mitterteich, Kemnath, auch etwa aus dem Nachbarlandkreis, wie Floß. Auch einige Firmen haben mitgemacht", freut sich der Direktvermarkter über die positive Resonanz.
50 Paten
Insgesamt nahm Weigl zwei Hektar Acker aus der Nutzung. Zwei größere Blühwiesen sind für Patenschaften vorgesehen, privat legte er weitere sechs Standorte, etwa in Pilmersreuth, in Bodenreuth bei Falkenberg, rund um Teiche oder als Randstreifen von Maisfeldern, an. "Diese Flächen nehmen wir komplett aus der Produktion." Eine Förderung für die Aktion gebe es nicht. Im späten Frühjahr grubberte der Landwirt die Ackerfläche und säte aus. "Man stellt sich dann immer eine ganz bunte Wiese vor, auf der alles gleichzeitig wächst, aber so ist es nicht." Die kunterbunte Vielfalt ist trotzdem da: Einige Sorten blühen im Frühjahr, andere im Sommer oder Herbst. Je nach Jahreszeit wechselt das Feld seine Farbe.
Feld leuchtet lila
Die Aktion führte Weigl in Zusammenarbeit mit dem Raiffeisen-Lagerhaus Tirschenreuth durch. Dieses empfahl eine einjährige Mischung. So wachsen etwa Kornblumen, verschiedene Kleearten, Schafgarbe, Wiesenkümmel, Leindotter, Sommerwicken, Seradella, Ölrettich oder Kamille. Zu allererst trieb der Senf aus. Der Landwirt ergänzte die Mischung mit Sonnenblumen und Phacelia, die derzeit das ganze Feld lila leuchten lässt. "Das passt derzeit ganz gut. Diese Pflanze hält die extreme Trockenheit aus und hält für Kleearten darunter das Wasser im Boden. Wenn genügend Wasser da wäre, würde es noch viel toller aussehen. Jetzt macht die Fläche einen bisschen traurigen Eindruck."
Dem Unternehmer ist es wichtig, den Kontakt zu den Paten zu pflegen. In Rundmails informiert er die Unterstützer, erklärt, was blüht, schickt Bilder oder fordert auf, sich die Zeit zu nehmen selbst einmal bei der Wiese vorbeizufahren. Dabei kommen auch immer wieder positive Rückmeldungen. Demnächst will Weigl eine Führung organisieren. "Es ist nicht so, dass man zahlt, wir säen aus und das wars."
Die Patenschaft ist für ein Jahr angelegt, allerdings sollen die Felder möglichst lange so bestehen bleiben. Im nächsten Frühjahr will der Landwirt in jedem Fall weitermachen. Er hofft, dass auch viele Paten wieder mit dabei sind. Er betont: "Die Verantwortung kann man nicht auf die Landwirte abwälzen - jeder muss mit anpacken."
Auch der Maschinenring Stiftland und der Bauernverband Tirschenreuth führten Blühflächen-Aktionen durch. Marion Höcht, Geschäftsführerin des Maschinenrings Stiftland, bilanziert: "Die Resonanz der Privatleute war sehr mau. Das ist schade." Mehrere Tausend Leute hätten im Landkreis für das Volksbegehren Artenvielfalt gestimmt. Letztendlich kam vom großen Hype nicht viel rüber. Höcht hatte sich mehr Engagement von Privatleuten erhofft. "Allerdings weiß man ja nicht, was die Leute selbst in ihrem Garten machen und pflanzen."
Der Maschinenring bietet Blühpatenschaft oder Blühflächen im Garten der Bewohner anzulegen. Es meldeten sich allerdings nur etwa eine Handvoll Interessenten, gerade einmal zwei Gärten gestaltete der Maschinenring bienenfreundlich um. Auch jeder Kommune wurde das Angebot gemacht, Areale, die Landwirte zur Verfügung stellten, herzurichten und anzusäen. Nur zwei Kommunen beanspruchten die Unterstützung des Maschinenring. "Es passiert sehr viel durch die öffentliche Hand, die Kommunen sind sehr offen. Auch die Landwirte selbst sind sehr engagiert", betont die Geschäftsführerin. Bei all den Aktionen und der großen Bereitschaft der Gemeinden und Landwirte sei die Resonanz aus der Bevölkerung eher zurückhaltend. Höcht findet den Dialog und die Diskussion über dieses Thema sehr wichtig, kritisiert allerdings: "Einmal unterschreiben reicht nicht, das muss man auch leben."
Der Bauernverband vermittelt in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Kommunen und Paten an Landwirte, die Blühflächen angeboten hatten. "Die Resonanz hätte besser sein können", resümiert Kreisobmann Ely Eibisch aus Kaibitz. "Blühstreifen sind für uns Landwirte nix Neues, das machen wir schon Jahrzehnte", betont er. Eibisch hatte eine einzige Rückfrage für eine Patenschaft. Der Kreisobmann weiß von weiteren Bauern, die insgesamt rund ein Dutzend Flächen bei Mitterteich, Pullenreuth oder Pilgramsreuth angelegt hätten. Auch der Landkreis selbst sei schon vor dem Volksbegehren in Sachen Blühwiese aktiv geworden, sagt Eibisch.
Eine mögliche Erklärung für die geringe Teilnahme von Privatleuten könnten die Kosten sein. "Das Saatgut ist sehr teuer, 10 Kilogramm kosten mich 350 Euro." Der Kreisobmann selbst legte einen Hektar Blühwiese ohne Paten an. Eine Hälfte fünfjährig, die andere einjährig. Trotz der mageren Bilanz, wäre er auch nächstes Jahr wieder bei der Aktion dabei. "Das ist nicht nur eine Image-Sache, die Blühstreifen sind wirklich von Vorteil für die Bienen."
Firmen unterstützen Bienen
Paulus Mehler, Geschäftsführer der Tuchfabrik Mehler in Tirschenreuth, ärgert sich, dass im Bezug aufs Volksbegehren Artenschutz alles auf die Landwirte abgewälzt wurde. "Jeder sagt, die anderen sollen es richten." Im Zuge einer Umbaumaßnahme seiner Firma wurde auch der Eingangsbereich erneuert. Weil eh umgegraben wurde, entschied der Unternehmer: "Das wird eine Blühwiese." Damit möchte er ein Zeichen setzten. Jeder könne etwas machen, auch Firmen. Die Fläche ließ Mehler mit einer bienenfreundlichen Aussaat vom Maschinenring einsäen. Darauf hatte der Unternehmer lange warten müssen.
Den derzeitigen Wildwuchs lässt die Tuchfabrik absichtlich so. Auch im Garten auf dem Betriebsgelände wird bewusst nicht gemäht, erzählt der Geschäftsführer. "Nur wenn's sein muss, sonst kommt man irgendwann gar nicht mehr durch." Alles für die Bienen.
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