Das Baxi Tirschenreuth hat sich von der Fahrtwunschzentrale getrennt. Peter Zimmert vom Landratsamt erläuterte, wie es dazu gekommen ist. "Die von der Bahn zur Verfügung gestellte Software war zu unflexibel und für das Baxi-System nicht ausreichend", heißt es in der Pressemitteilung. Peter Zimmert stellte Landrat Grillmeier und Landtagsabgeordnetem Tobias Reiß nun das Projekt vor.
„Unser Plan ist, die Anzahl der Haltestellen in allen Gemeinden deutlich zu erhöhen. Den Anfang haben wir in Tirschenreuth und Kemnath gemacht. Mit 72 Haltestellen in Kemnath und 122 in Tirschenreuth dürften wir in diesen beiden Städten den Endausbau erreicht haben. Weitere Gemeinden werden folgen“, erklärt Peter Zimmert.
Mehrmalige Reklamationen bei der Fahrtwunschzentrale seien ergebnislos verlaufen. "Während anfangs davon ausgegangen wurde, dass die Fahrtwunschzentrale die Ursache der Verspätungen war, musste man mittlerweile erkennen, dass die Ursache tiefer liegt", heißt es in der Mitteilung weiter. Ursächlich für fast alle Probleme seien die unzureichende Software und die mangelnde Flexibilität bei der Bahn.
Verlegung nach Weiden
Somit habe es nur einen Weg gegeben: "Der Zugriff auf sämtliche Vorgänge im Buchungs- und Abrechnungsablauf musste gewährleistet werden." Zimmert sagt: „Der erste Schritt war, die Fahrtwunschzentrale nach Weiden zu verlegen. Damit haben wir über die RBO unmittelbaren Einfluss auf die Abläufe. Wir hatten auch das Glück, dass die RBO sehr kompetentes Personal verpflichten konnte, welches die Fahrtwunschzentrale bestens betreut.“
Der nächste Schritt bestehe nun darin, eine neue Software zu entwickeln, die genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Anforderungen an diese Software wurden dabei unter anderem im Austausch mit Thomas Huber erarbeitet. Der Leiter Innovative Verkehrskonzepte DB Regio Bus Bayern hat bereits maßgeblich an der Konzeption des landkreisweiten Anrufbussystems Baxi mitgewirkt.
Zunächst musste die Fahrplanstruktur der Baxi-Linien umgestellt werden. Abfahrtszeiten würden jetzt pauschal einer Zeitzone zugewiesen. In diese Zeitzone könnten beliebig viele Haltestellen integriert werden. Die Zeitzonen seien so bemessen, dass auch bei vielen Buchungen innerhalb dieser die angegebene Abfahrtszeit um höchstens zehn Minuten überschritten werde. Durch die geringe Kapazität der eingesetzten Fahrzeuge (höchstens acht Fahrgäste pro Fahrt) sei diese Vorgabe realistisch. Das werde auch durch die in den vergangenen sechs Jahren Baxi-Betrieb gemachten Erfahrungen im Buchungsverhalten gestützt. Die Testphase mit den neuen Zeitzonenfahrplänen läuft bereits seit einigen Monaten.
Buchung auch per App
Bei der Buchung der Fahrt in der Fahrtwunschzentrale braucht der Kunde nur mehr die Abfahrtshaltestelle und die Zielhaltestelle angeben. Jeder Ort bekommt eine zentrale Buchungshaltestelle. Die für die Abrechnung zu ermittelnden gefahrenen Kilometer ergeben sich somit grundsätzlich aus der Einstiegshaltestelle bis zur zentralen Buchungshaltestelle des Zielorts.
Weiter soll auch eine Buchungs-App angeboten werden, neben einer telefonischen Anmeldung kann auch online oder per App gebucht werden. Vorgesehen ist auch die Einrichtung eines eTicket-Systems: Es beinhaltet eine Bezahlmöglichkeit online mit anschließendem Erhalt des Tickets. Daraufhin ist die Fahrkarte in dieser App zu finden und für die Fahrt verwendet werden.
Auch in anderen Landkreisen
Mit der Entwicklung eines auf das Baxi-System zugeschnittenen Buchungstools sollen die Abläufe optimiert und vorhandene Beschränkungen abgebaut werden. Laut Pressemitteilung verfüge der Landkreis Tirschenreuth mittlerweile durch die intensive Beschäftigung mit Bedarfsverkehren im ländlichen Raum über ein umfangreiches Erfahrungswissen, "das man gerne auch anderen Aufgabenträgern zur Verfügung stellen wird".
So unterstütze man die Landkreise Schwandorf, Neustadt/WN und Wunsiedel bei der Errichtung von Baxi-Systemen. Die Bezeichnung „Baxi“ werde auch in diesen Landkreisen für den Bedarfsverkehr verwendet.
Mobilitätslücken schließen
"Wir sehen im Baxi-System ein ideales Konzept, um die Mobilitätslücken im ländlichen Raum zu schließen", sagt Zimmert. Mit dem zusätzlichen ÖPNV-Baustein neben dem bereits vorhandenen Linienbus- und Schienenpersonennahverkehr seien die jeweiligen Aufgabenträger in der Lage, geschlossene Mobilitätsketten anzubieten und damit räumliche und zeitliche Erschließungsdefizite zu beseitigen.
MdL Reiß und Landrat Grillmeier waren sich einig: „Das ist eine Musterlösung, die in Bayern einmalig ist.“ Tobias Reiß zeigte sich dankbar für die von Ministerin Kerstin Schreyer zugesagte Förderung. Nachdem das Ministerium diese Maßnahme nur mit einem Zuschuss von 50 Prozent habe fördern wollen, habe Reiß direkt bei der Bayerischen Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr vorgesprochen und sie von der Tragweite der neuen Entwicklung überzeugt.
Schreyer habe daraufhin den Fördersatz auf 80 Prozent angehoben. „Das ist eine wichtige Anerkennung unserer Pionierleistungen im Bereich der Mobilität im ländlichen Raum und bestätigt gleichzeitig, dass der Landkreis Tirschenreuth, unter Einbeziehung aller Möglichkeiten der Digitalisierung, auf dem richtigen Weg ist“, sagte Reiß. Ebenso gelobt wurde die Tirschenreuther Marketing-Agentur C3, die das Projekt von Anfang an begleitet hat und maßgeblich an der Weiterentwicklung beteiligt ist.
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