Bei der 385. Wallfahrt am 13. Mai wird Abt Professor Dr. Notker Wolf nach Tirschenreuth kommen. 16 Jahre war Wolf der Ordensobere von 23 000 Benediktinern auf dem ganzen Welt. In St. Ottilien am Ammersee besuchte er als Internatsschüler das Gymnasium der Missionsbenediktiner und trat dort nach dem Abitur 1961 in den Orden ein. In Rom und München studierte er Philosophie, Theologie, Zoologie, Anorganische Chemie und Geschichte der Astronomie. 1968 wurde er zum Priester geweiht.
Ein einfacher Mönch
1971 erhielt er eine Professur für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie an der Päpstlichen Hochschule Sant'Anselmo in Rom. Sechs Jahre später wurde er Erzabt von St. Ottilien und zugleich Abtpräses der Missionsbenediktiner. 2000 wurde er zum Abtprimas gewählt. Im Oktober 2016 kehrte er von Rom in sein Heimatkloster St. Ottilien zurück. In seinem Buch "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein - was Heimat wirklich ausmacht" schreibt er:
"Ich bin wieder ein einfacher Mönch, der zwar den Titel 'Abt' trägt, aber im Kloster keine Führungsaufgabe mehr hat. Das Kloster St. Ottilien ist meine große Familie. Nach wie vor bin ich viel unterwegs, reise zu anderen Klöstern, halte Vorträge. Ich bin dankbar, dass ich nach wie vor anscheinend gebraucht werde und meine Stimme gehört wird." Er bekennt: "Eigentlich wollte ich Missionar werden und nach Afrika oder Korea gehen. Der Herrgott hat's ganz anders gemacht." Bis in die hintersten Winkel der Erde musste er reisen, um mehr als 800 Klöster und Abteien der Benediktiner zu betreuen. Dabei kam ihn zugute, dass er sieben Sprachen fließend sprechen und die eine oder andere lesen oder verstehen kann.
Er legte jährlich 300 000 Flugkilometer zurück und musste sich in der Fremde zurechtfinden. "Um es mir leichter zu machen, habe ich stets ein Stück Heimat auf meine Reisen mitgenommen. Meine Querflöte war fast immer dabei. In Bad Grönenbach sind meine Wurzeln. Sie geben mir Bodenhaftung. Die Verbindungen zum Ort meiner Kindheit sind nie abgerissen." Vera Krause schreibt in ihrer Biografie über den prominenten Benediktiner: "Notker Wolf ist längst eine Marke, die Publikum verspricht. Es landen heute weit mehr Anfragen auf seinem Schreibtisch, als er beantworten kann. Die Bücher von Notker Wolf sind Bestseller, und seine Anwesenheit garantiert jeder Veranstaltung ein buntes, interessiertes Publikum. Mönch zu sein bedeutet für Notker Wolf nicht, im stillen Kämmerlein zu hocken. Sich zu Wort zu melden, gehört für ihn zur christlichen Berufung. Und für die hat er sich nun einmal entschieden. Die Hinwendung zu Gott und die Zuwendung zur Welt trennt er nicht."
Schluss mit der Angst
"Wer mit Sorge beobachtet, wie unser Konsumverhalten in eine Form der Selbstversklavung abgleitet, die uns der Freiheit beraubt, der kann nicht einfach schweigend mitmachen", so Notker Wolf. In seinem Buch "Schluss mit der Angst" bekennt er: "Es ist für mich eine der wichtigsten Aufgaben, Menschen Angst zu nehmen und ihnen Mut zu machen. Das ist es, was ich unter Evangelium verstehe."
Stadtpfarrer Georg Flierl freut sich, dass er den vielgefragten Ordensmann, der mit seiner Verkündigung der Frohen Botschaft die Zuhörer begeistert, für die Wallfahrt im Marienmonat Mai gewinnen konnte.
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