Alleine rund 685.000 Kilometer für Notfall-/Notarzteinsätze und Krankentransporte hat das Bayerischer Rote Kreuz (BRK) 2020 im Rettungsdienst im Landkreis Tirschenreuth zurückgelegt. Die Fahrstrecken sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, informiert BRK-Rettungsdienstleiter Klaus Dvorak mit Blick auf seinen Fuhrpark von 16 Einsatzfahrzeugen plus Sonderbedarfs- und Einsatzleitfahrzeuge.
Sicheres und ergonomisches Arbeiten in den Fahrzeugen – vor allem auch während der Fahrt – gewinne daher immer mehr an Bedeutung. In der nächsten Generation des einheitlichen Bayern-Rettungswagen seien hierfür einige Verbesserungen vorgesehen. Diese testen die Rettungsdienstmitarbeiter im Landkreis Tirschenreuth laut Mitteilung derzeit mit einem von bayernweit neun Demo-Fahrzeugen im Echtbetrieb.
Einladen größter Kraftakt
Seit 2003 werden Rettungswagen in Bayern durch das BRK landesweit einheitlich beschafft. 2010, als die erste Generation des heutigen Bayern-Rettungswagen etabliert wurde, legten die vier Rettungswagen (RTW) des BRK-Kreisverbandes noch durchschnittlich 68.500 Kilometer pro Jahr zurück. 2019 waren es bereits 72.500, bevor die jährliche Kilometerleistung pro RTW im vergangenen Jahr coronabedingt erstmals auf etwas über 63.000 sank. Mit den inzwischen fünf RTW des BRK im Landkreis wurden 2020 insgesamt 4.316 Notarzt- und Notfalleinsätze übernommen. Neben der best- und schnellstmöglichen Notfallversorgung spielte dabei laut BRK-Pressesprecher Sven Lehner vor allem die Sicherheit und Gesundheit der Rettungsdienstmitarbeiter eine große Rolle.
Einer der meist größten Kraftakte, das Einladen des Patienten in den RTW, soll dafür künftig durch eine elektronische Beladeunterstützung reduziert werden. Im Test muss damit bereits die Fahrtrage samt Patienten nicht mehr allein durch die Kraft der Mitarbeiter in den RTW geladen werden. Weiter wurden in dem Mercedes Benz Sprinter 519 CDI die Fahrgastsitze für ein rückenschonendes Sitzen und Arbeiten optimiert.
Weitere Assistenzsysteme
Um die Sicherheit zu erhöhen und gleichzeitig eine bestmögliche Notfallversorgung während des Transportes zu ermöglichen, wurde der Ausbau im Patientenraum angepasst. Damit der Notfallsanitäter möglichst im sicheren Sitzen und zugleich ergonomisch den Patienten versorgen kann, wurde ein zusätzlicher Schrank integriert, der das nötige Material griffbereit beherbergt. Ein weiteres Detail dafür ist laut Lehner die schwenkbare Halterung des Elektrokardiogramms (EKG). Weiter wurde ein Kühlschrank für kühlpflichtige Medikamente ergänzt.
Auch die Assistenzsysteme wurden in dem RTW erweitert. Spurhalteassistent, Abstandwarner mit Notbremsassistent, Seitenwindassistent, Voll-LED-Schweinwerfer, Rückfahrwarner und Totwinkelassistent verbessern nunmehr neben den bereits gängigen Systemen wie ABS und EPS die Sicherheit aller Fahrgäste. Das 190 PS starke Demo-Einsatzfahrzeug erprobten zuerst die Mitarbeiter der Rettungswache Mitterteich und nunmehr der Rettungswache Tirschenreuth nach einer entsprechenden Einweisung durch die Verantwortlichen Richard Frank (Fahrzeugbeauftragter) und Richard Cruz-Förderer (Medizinproduktebeauftragter). Im Anschluss geht der „Rot Kreuz Tirschenreuth 71/2“ nach Erbendorf und Kemnath.
Die Erfahrungen aus den Einsätzen werden im webbasierten Informationsmanagementsystem durch alle Mitarbeiter für mindestens 12 Monate erfasst und fließen in die Entwicklung der nächsten und damit fünften Generation des Bayern-RTW ein. Das mittlerweile 4,9 Tonnen schwere Einsatzfahrzeug wird dem Kreisverband auch nach dem Testzeitraum als Ersatz-RTW erhalten bleiben und damit weiterhin an allen sechs Standorten zum Einsatz kommen.
Fünfte Generation des Bayern-Rettungswagens
- Mercedes Benz Sprinter 519 CDI
- 190 PS
- 4,9 Tonnen
- Elektronische Unterstützung beim Einladen des Patienten
- Ausbau im Patientenraum
- Erweiterung des Assistenzsystems: Spurhalteassistent, Abstandwarnern mit Notbremsassistent, Seitenwindassistent, Rückfahrwarner und Totwinkelassistent
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