Gerüchte hat es seit einiger Zeit immer mal wieder gegeben, vergangene Woche hat es das gemeinnützige KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation öffentlich gemacht: Das von dem Verein betriebene Nierenzentrum im Krankenhaus in Tirschenreuth schließt zum 28. Februar. Das Kuratorium konzentriert sich auf den Standort in Weiden, der im KfH-Gesundheitszentrum Am Orthegelmühlbach untergebracht ist.
Als Gründe für die Entscheidungen nannte der Träger in einer Pressemitteilung: Fachkräftemangel im ärztlichen Bereich sowie hohe Strukturanforderungen. Dadurch könne die Behandlung der nierenkranken Patienten künftig nicht mehr an beiden Standorten gleichermaßen sichergestellt werden. Die Suche nach geeigneten Nephrologen, sie diagnostizieren und behandeln Nierenerkrankungen, verlaufe schon seit geraumer Zeit erfolglos. Daneben sei ein wirtschaftliches Arbeiten insbesondere für kleine Einrichtungen wie in Tirschenreuth mit derzeit 29 Dialysepatienten durch die hohen Vorhaltekosten für den laufenden Betrieb sowie die steigenden Kosten für Energie, Dialysematerialien und Personal zunehmend schwieriger.
Längere Wege für Patienten
„Überrascht und nicht sehr erfreut“, bezeichnet Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl seine Gemütslage nach der Ankündigung, das KfH-Nierenzentrum zu schließen. „Vorvergangenen Freitag habe ich telefonisch erstmals konkrete Infos zur Schließung bekommen“, sagt Stahl. Gerüchteweise sei zwar schon seit einiger Zeit immer wieder darüber spekuliert worden, aber offizielle Aussagen hatte es zuvor nicht gegeben.
Ihm seien die Gründe dargelegt worden, wie sie auch in der Presseerklärung des Versorgers zum Ausdruck gebracht wurden. „Das ist jetzt der Status quo, von dem wir erst einmal ausgehen müssen“, so der Rathauschef. Dies ist seiner Ansicht nach damit verbunden, dass die Wege für die betroffenen Patienten länger und komplizierter sowie die Kosten auch steigen werden. Mit dem Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz AG sei der Bürgermeister bereits im Gespräch. „Es gibt eine Option, die wir allerdings prüfen müssen“, verrät Stahl mit Blick auf eine mögliche Alternativlösung.
Hier kommt das Dialysecentrum Kemnath ins Spiel. „Bereits vor Weihnachten haben wir einen Anruf von der KfH-Zentrale in Neu-Isenburg bekommen und sind gefragt worden, ob wir Tirschenreuth übernehmen wollen“, berichtet Dr. Andreas Reihl im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Er ist einer der verantwortlichen Ärzte, die das Dialysecentrum Kemnath betreiben. Natürlich habe man da nicht sofort zugesagt, ohne überhaupt die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu kennen, erläutert Reihl. Aber noch am selben Tag habe man per E-Mail deutliche Gesprächsbereitschaft signalisiert und die nötigen Eckdaten bei KfH angefragt, um sich eine Meinung zu bilden.
Kliniken AG eingebunden
„Da gab es erst einmal gar keine Antwort, dann haben wir im Januar nachgefragt, dann wurde ein Treffen in Aussicht gestellt, das wiederum kurzfristig vergangene Woche abgesagt wurde“, fasst Reihl zusammen, der aus seiner Irritation über das Vorgehen des KfH keinen Hehl macht. Hier „geblockt“ zu werden, obwohl die Initiative vom KfH ausgegangen sei, sei schon sehr seltsam. „Dass der Standort Tirschenreuth offensichtlich komplett in Frage gestellt wird, ist für uns unverständlich“, so Reihls Kollege Dr. Robin Satanovskij. Eine Übernahme von Tirschenreuth sei natürlich auch für das Dialysecentrum Kemnath kein Selbstläufer und mit großem Aufwand verbunden. „Aber vor Entscheidungen muss man erst mal miteinander reden“, so Reihl.
Wie es jetzt weitergehen wird, steht noch nicht fest. Klar ist nur, dass es Gespräche geben wird, in die sich auch die Kliniken Nordoberpfalz AG einbringen wird. Man bedauere die aktuelle Entwicklung und den Wegfall des KfH in Tirschenreuth, so Kliniken-Sprecher Michael Reindl. Für eine Alternativlösung sei man äußerst aufgeschlossen. „Ziel ist, die Behandlung von Dialyse-Patienten weiterhin am Krankenhaus Tirschenreuth anbieten zu können“, so Reindl.
Zwei Dialysezentren im Landkreis Tirschenreuth
- KfH Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation: Der gemeinnützige Verein ist Träger der beiden KfH-Nierenzentren Tirschenreuth und Weiden. Das Kuratorium behandelt laut eigenen Angaben deutschlandweit in mehr als 200 KfH-Zentren über 18.000 Dialysepatienten (29 in Tirschenreuth) sowie aktuell rund 69.000 Sprechstundenpatienten.
- Dialysecentrum Kemnath: Es gehört zu einer internistisch-nephrologischen Gemeinschaftspraxis, die sechs Ärzte an insgesamt fünf Standorten (Bayreuth, Pegnitz, Kemnath, Bad Berneck und Hollfeld) betreiben.
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